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Freitag, 20. März 2015

Denken nach Art der Vernunft

Aber ist es nicht, schreibt da Leser R, unzulässiger Psychologismus, etwa die Klimapropheten bestimmter Richtung charakterlicher Dispositionen zu zeihen? Wie komme der Verfasser dieser Zeilen zu dieser Behauptung, die sich doch gar nicht belegen lasse? Sei das nicht der Versuch der Verleumdung?

Diese Behauptung, werter Leser R, steht, so antwortet der VdZ, auf weit tieferen Überlegungen, als quasi persönlicher Voreingenommenheit und dem Versuch, unliebsamem Widerspruch durch fiktive Anmeldung persönlicher Bedenken Zweifel auszulösen, um Glaubwürdigkeiten zu verändern. 

Denn der Mensch, auch ein Wissenschaftler, erkennt nur im Maß und in der Gestalt seiner persönlichen Vernunft. Die nämlich ein Vermögen ist, kein einfach festzulegendes Inhaltliches. Die Wesensform einer menschlichen Vernunft sagt also sehr wohl etwas darüber aus, welcher persönlichen Verfaßtheit und Motivlage sich ein Mensch bedient bzw. von welcher er bestimmt ist.

Nun ist es so, daß sich dieses Vermögen der Vernunft nur am Einzelnen insoweit festmachen kann, als es im Einzelnen ein Wesensbild erfaßt. Das vom Einzelnen repräsentiert wird, aber nicht einfach im Faktischen erkennbar ist, sondern daraus abstrahiert werden muß. Der Mensch erkennt nämlich nur Allgemeines, das sich im Einzelnen repräsentiert, wenn es auch nie ausschöpft.  

(Die Erkenntnis liegt also nicht "in" der Materie, im Stoff, in dem sich etwas zeigt, sondern in der dahinterstehenden Idee, die im Einzelnen, immer bedingt von Ort, Beziehungsgefügen etc., individuell wird. Und nur individuell, weil es das Allgemeine an sich nicht konkret gibt, ihm kommt keine Realität zu. Vielmehr ist das Einzelne nur als Einzelnes Träger des Wirklichen, sofern es dem Allgemeinen als Urbild entspricht. Simples Beispiel: Eine Pflanze mit Hühnerbeinen wird nicht als Pflanze bestehen können, es gibt sie nicht. Sie besteht nur, wenn und soweit sie dem Urbild Pflanze entspricht, und das Konkrete an dieser oder jener Pflanze erzählt von diesem Ringen um die Abbildhaftigkeit vom Urbild.)

Seine Aussagefähigkeit bzw. die Aussagefähigkeit des Erkennenden beschränkt sich also darauf, was etwas sein KANN. Nur wenn man abschätzen kann, daß sich dieses oder jenes so oder so verhalten KANN (oder: könnte), kann man von Erkenntnis sprechen. Im Einzelnen verbleibend, wäre das keine Erkenntnis, niemals könnte von einem Einzelnen weiter geschlossen werden. Der Mensch wäre reiner Kollektor von Einzeldingen, die sich durch nichts verbinden ließen. Das das Einzelne Verbindende, das Allgemeine also, ist es, was wir erkennen.

Zugleich läßt sich sagen, daß man etwas nicht erkannt hat, wenn man nicht sagen kann, wie es sein könnte oder kann! Dann fehlt dem Erkennenden einfach das Urbild, nach dem sich das Einzelne ausstreckt (in seinem Sosein, das zuerst ein Seinwollen durch Konkretion und Urbildentsprechung ist.)

Dazu muß der Mensch sich also in seiner eigenen Vernunftfähigkeit diesem Allgemeinen öffnen, er muß daran teilhaben: seine Vernunftfähigkeit ist also die Fähigkeit, allgemeine Bilder nicht nur zu tragen, sondern mit diesen identisch zu sein.² Das macht das Erkennen bzw. Erkannte im Menschen mit dem Objekt des Erkennens identisch - es macht die EINE Vernunft. 

Vorausgesetzt, es gibt dieses Urbild. Und bedenkend, woher dieses Urbild stammt. Wissenschaft kann sich also nur auf tatsächliche Urbilder berufen. Sonst wird sie zur bloßen Phantasie, wobei diese Phantasie das Urbild, auf das sich derjenige Wissenschaftler, der ja solcher dann nicht mehr ist, bezieht.

Wenn der Mensch wie im Falle des Klimas also gar nicht weiß, was Klima überhaupt ist (weil es "das Klima" gar nicht real gibt, es gibt nur Wetter), er das Urbild also gar nicht kennt, gar nicht weiß, wie es wirklich "funktioniert", wie es ist, so kann er nur spekulieren, wie es sich entwickelt, weil er zuvor spekuliert, wie es "ist". Dieses Phantasieren, das es dann ist, drückt nun aber ohne jeden Zweifel jene Bilder aus, die die Struktur seiner Vernunft repräsentieren. Denn im Einzelnen läßt sich offenbar NICHT auf Weltklima etc. etc. schließen. 

Der solcherart "Prophezeiende" verrät also, auf welchen Grundannahmen er seine Phantasie spielen läßt. Und damit verrät er die Struktur seiner eigenen Persönlichkeit.  Denn jede Vernunft streckt sich nach dem aus, was es als Gut, als Ziel erfaßt.

Deshalb lassen sich in den Klimapropheten bestimmten Couleurs (Ihr Begriff, werter R) sehr klar charakterliche Dispositionen bestimmen. Selbst die Vermessensten müssen ja zugeben, daß sie im Grunde nichts oder "viel zu wenig" verstehen, um Klima zu verstehen. Damit liegen immer sehr persönliche Dispositionen (als Motive, ein Bild zu entwerfen, haben sie ja kein objektives, allgemeines Bild, auf das sie sich beziehen, sprechen sie vom konkreten Klima) jenen (nunmehr offen so nennendenden) Phantasmata zugrunde, die jemand als Urbilder herbeizieht, formuliert er aus einer Nicht-Kenntnis ein Mögliches.

Also zeigt sich in den Klima-Weltuntergangspropheten auch eine entsprechende Disposition einerseits, sowie anderseits eine Neigung, die konkrete Welt zu sehen. (Ob das gut oder schlecht ist, ist da ohne Belang. Daß es gut sei, das behaupten diejenigen ohnehin.) 

Damit wird es einfach, denn nun läßt sich sehr leicht zeigen, daß hinter diesen subjektiven Vorstellungen ein Bild von einer Welt liegt, das einerseits mechanistisch ist, und zwar oft von der einfachsten Sorte, die Welt also als recht einfachen mechanischen Apparat sieht, das weiters den Sinn der Welt mit inhaliert, weil es eine Entwicklung qualifiziert,  und das ferner aus Nichtwissen heraus eine Verfügungsmacht des Menschen postuliert, die einmal zu begründen wäre angesichts einer Situation, in der sich die Möglichkeit der Lenkung von Wetter oder Klima in nichts nachweisen läßt, ja die Erfahrung strikt dagegen spricht: Nichts am Wetter ist vorhersagbar, nimmt man kleine, beschränkte Einzelzusammenhänge und Erfahrungswerte aus, sodaß Einzelvorkommnissen gewisse und sehr beschränkte Wahrscheinlichkeiten unterlegt werden können.*

Der Eindruck mag täuschen, geschätzter Leser R, aber dem VdZ kommt es so vor, daß sich deshalb ein immer größer werdender Teil der Klimakatastrophenwarner und -propheten gar nicht mehr die Mühe macht zu verschleiern, daß sie im Grunde eine Änderung des menschlichen Lebens, der Gesellschaften wollen. Und zwar gleich weltweit (wofür die Metapher vom "Weltklima" ja alles hergibt). Denn nur auf "wissenschaftliche Klimaforschung" läßt sich einfach gar nichts von dem aufbauen, was da von der Politik gefordert wird, und dem gemäß sich das gesamte Leben und Wirtschaften weltweit ändern sollte weil "müßte". Immer mehr Klimapropheten öffnen ihr Visier und beziehen sich gleich und direkt auf eine Veränderung der Lebensweise als Forderung. Worum, so der VdZ, es ihnen ja immer nur ging. Und so wird noch mehr erkennbar, welchen utopischen Geistes Kind da entschlüpft ist und sein Unwesen treiben möchte. 

Wie ein erst jüngst auf den Tisch des VdZ gewandertes Büchlein**, in dem die sich auf akademischeste Weihen stützenden Verfasser eigentlich nur noch von neuen Wirtschafts- und in Wahrheit alten sozialistischen, ja marxistischen Gesellschaftsmodellen sprechen. Die sämtlich mit utopistischem Einschlag (weil nunmehr "vernünftig") nicht geizen, und im Grunde alte Phantasien von Umverteilung und "Gerechtigkeit", noch mehr aber einen aberwitzigen Weltbeherrschungswahn aufkochen.*** Und welchen Charakters, von welcher Persönlichkeitsstruktur, welcher Wirklichkeitsbeziehung und welcher Weltanschaulichkeit Menschen mit diesen Forderungen sind, darüber muß an dieser Stelle kein weiteres Wort mehr verloren werden.




²Diese Aussage läßt sich am Beobachten von Kindern, deren Wachsen in der Erkenntnis, ausgehend vom Identifizieren mit Wesensbildern, deren Ergreifen aus der Nachahmung etwa, hervorragend verifizieren.

*Wovon ja die Wettervorhersage lebt. Es wäre so nebenher interessant zu prüfen, wieweit die jahrhundertealten Bauernregeln außer Kraft sind; was vielleicht, wenn schon, ein Indiz für Änderungen wäre. Die wenigen Regeln, die der VdZ kennt, stimmen aber nach wie vor.

**Möglicherweise wird der VdZ darüber hier noch berichten, er kämpft momentan mit einem Buch, das eigentlich einer Befassung gar nicht wert wäre, aber vielleicht als Symptomatik verwertet werden kann.

***Die Regel ist simpel, aber umso zutreffender: Je weniger Wirklichkeitsmacht den (meist einfach narzißtischen) ungewirklichten Selbstansprüchen entspricht, desto größer und umfassender und totalitärer werden eines Menschen Machtansprüche. Eine in einem Zeitalter kastrierter Männer und entweiblichter Frauen - wo also schon grundlegendste Wirklichungspotenz fehlt - wahrlich beängstigende, im Alltag dabei unentwegt verifizierbare Erkenntnis. Oder was sonst steckt dahinter, wenn sich Millionen bemüßigt fühlen, dem Papst twitternd Ratschläge oder Zuspruch zu geben, oder sich in Weltpolitik einzumischen?





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