Was den Katholiken vom Protestanten (und dem Evangelikalen, und damit den meisten Erneuerungsbewegungen, auch im katholischen Raum) unterscheidet ist nicht der eine oder andere definierte Glaubens"inhalt", der eine oder andere theologische Satz. Wer glaubt, auf dieser Ebene Ökumene, Einheit sehen zu können, hat ein erschreckend grundlegendes spirituelles Problem. Ja, ein Glaubensproblem.
Denn das Unterscheidende zwischen Luther und der Kirche waren und sind gar nicht einzelne Glaubenssätze. Es war und ist die reale spirituelle Dimension dessen, was als "Glaube" gesehen wurde. Mit Übereinkünften über gemeinsame Formulierungen ist da nicht weiterzukommen. Schon gar nicht aber auch mit subjektiven Erlebnissen von etwas, das man mit "Liebe" oder "Glaube" gleichsetzt.
Luther hat in diese Auffassung, was Glaube, was Erlösung und Heil sei, in den Jahren 1517-19 gravierend geändert. Und die Rechtfertigung, das Heil, in ein Evozieren einer subjektiv erlebbaren "Gewißheit" verlegt. Ja, Glaube wurde zu dieser Pflicht, diese "Heilsgewißheit" subjektiv hervorzurufen. (Hilaire Belloc hat deshalb die im Calvinismus noch stärker ausgeprägte Seite des Protestantismus als DIE Grundsünde definiert, und deshalb den Calvinismus als das entscheidende Kulturproblem gesehen.)
Luther hat damit einer psychologischen, psychologistischen "Glaubenspraxis" Tür und Tor geöffnet, ja sie selbst so vollzogen. Das sieht nicht nur der von Benedikt XVI. hoch geschätzte Paul Hacker so, das ist der Inhalt der Kritik, die der VdZ an dieser Stelle schon mehrfach geäußert und ausgebreitet hat.
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