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Dienstag, 24. März 2015

Irrationale Hoffnungen

Eine der Hoffnungen, die sich mit Wind- und Solarkraft verbanden, war, daß die unberechenbare Leistung und Energieeinspeisung (oder eben nicht) durch ein europaweites Netz von Windkraftwerken ausgeglichen würde. Denn "irgendwo weht ja immer der Wind", hieß es. Also müsse man lediglich ein transkontinentales, offenes Stromnetz aufziehen.

Aber das ist falsch, berichtet Science Sceptical. Die Zusammenschau der Energieeinspeisung durch Windkraft im Jahre 2015 bei Zusammenführung der Windleistung von vier Ländern zeigt, daß sich Versorgunglücken, die nur mit konventionellen Kraftwerken gefüllt werden können (Speicherkraftwerke haben viel zu wenig Kapazität), um nichts weniger abrupt auftun. Ja im Gegenteil, sich die Schwankungsspitzen teilweise sogar noch steigern. Auf weitere Länder zu setzen ist nicht weniger zuverlässig, weil - sagen wir: Spanien würde nun einspringen - diese Länder jene Kapazitäten haben müßten, den gesamten übrigen Kontinent mitzutragen.

Es führt nach wie vor kein Weg daran vorbei, daß  die sogenannten Erneuerbaren Energieen ein vollwertiges zweites Produktionsbett brauchen, in das sie sich bei zu geringer Produktion legen können. Das heißt: Konventionelle Stromerzeugung.

Was der Hintergrund des Konflikts zwischen Bayern und dem Rest Deutschlands darstellt. Denn Bayern weigert sich, eine dritte Nord-Süd-Stromtrasse durch sein Land schlagen zu lassen. Das Land hat ausreichende Gaskraftwerks-Kapazitäten, um sich bei Wind- und Solarschwäche selbst versorgen zu können. Weitere Zulieferung von Windstrom aus dem Norden machte aber diese Kraftwerke noch teurer, denn der Windstrom drängt bei Überkapazität auf die Börse, drückt den Preis, und macht konventionelle Stromproduktion zu einem Verlustgeschäft.

Dennoch müssen alle diese Kraftwerke vollauf erhalten bleiben, ohne zweites Netz ist keine Versogungssicherheit zu erlangen. Eine Tatsache, die bereits zu gefährlichen Defiziten bei einigen anderen, bislang quasi autark bestehenden Teilnetzen Deutschlands (deren es ja einige gibt, die aber durch die Öffnung zu Erneuerbaren hin nicht mehr funktionieren) geführt hat, die natürlich auch jemand decken muß, nämlich: der Steuerzahler, der Stromendverbraucher. Erstmals machen auch Energieunternehmen Verluste, die bislang noch wirtschaftlich geführt worden waren.

Daran führt ohnehin kein Weg vorbei, ob bei Subventionslösungen oder, wie diskutiert, bei Wegfall von Preisregelungen. Denn dann würde eine Stromknappheit bei Windflaute (und die ist alles andere als selten, s.u.) die Preise in solche Höhen schnellen lassen, daß sich auch Gas- oder Kohlekraftwerke durch diese kurzfristigen höheren Gewinne in Summe wieder rechnen würden. Damit würde der Strom zu flexiblen Preisen angeboten werden müssen. Klartext: Bei Windflaute ist das Einschalten der Waschmaschine um ein Vielfaches teurer, als zu Windzeiten. Und die Hausfrauen, die ihre Maschine eingeschaltet haben, stehen in Zukunft bangend vor dem Stromzähler, weil sich die Preise laufend ändern und es unter Umständen billiger gewesen wäre, die verschwitzten T-Shirts der Kinder wegzuwerfen und neue zu kaufen, was sie aber erst nachträglich weiß. Überspitzt? Noch überspitzter könnte man einwerfen, daß eine solche Lösung freier Preise nur funktioniert, wenn es zu Verbrauchsregelung, ja zu einer Art Abnahmezwang kommt. Denn die Lösung geht auch nur dann auf, wenn diese hohen Preise tatsächlich auch bezahlt werden. Sich für dieselbe Strommenge doppelte Produktionskapazität zu leisten, wie Deutschland (und mittlerweile halb Europa) es tut, muß eben von irgendwem irgendwie bezahlt werden.



http://www.science-skeptical.de/wp-content/uploads/2015/03/Einspeisung-Wind-De-Se-Dk-Fr.jpg
Quelle: Science sceptical





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