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Dienstag, 17. März 2015

Wo der Mensch irren kann

Nun begegnet dem Erkennenden (Menschen) immer eine Gestalt, die "ganz" ist - ein Sein. Und dieses ist zusammengesetzt. Ein solches Ding also zu erkennen verlangt das "richtige" Zusammensetzen der Einzelerkenntnisse (in denen er nicht irren kann). 

HIERIN aber, in diesem Verbinden, das eine menschliche Leistung ist, kann er irren. Während Leugnung und Nicht-Verbindung diese Verbundenheit (die in der Gestalt/dem Sein des Erkenntnisdinges liegt) löst und Verschiedenheit und Mehrheit anzeigt. Der solcherart Irrende erkennt also eine Gestalt nicht wirklich als wesentliches, wesenhaftes Ganzes. Das (gewissermaßen) falsch Zusammengesetzte geht in dem Begegnenden (Erkenntnisobjekt), in dem sich der Erkennende wie früher dargestellt nicht irrt (solange sein Erkenntnisvermögen gewissermaßen noch in potentia, möglich bleibt), nicht restlos auf.

Diese Aussagen sind deshalb von so hoher Bedeutung, weil auf ihnen die Gewißheit ruht, daß eine Einigung, Einheit der Menschen ÜBER DIE GESTALT verläuft, und dort auch und immer MÖGLICH ist.*



*Diesen Vorgang zeigt jedes alltägliche "Freiwerden von Täuschung", das Korrigieren eines Irrtums also: Es ist als Rückbesinnen auf das wirklich Begegnende, und als Korrigieren eines Urteils im Erkennenden zu sehen. Ein Disput unter Meinungsverschiedenen hat deshalb nur dort Aussicht auf Einigung, wo die prinzipielle Bereitschaft oder Fähigkeit (weil Freiheit zur Vernunftoffenheit) zur Wirklichkeit vorhanden ist: Die Einheit liegt nämlich IN DEN DINGEN, den Erkenntisobjekten, während die Vernunft nur allgemeine Prinzipien zur Anwendung bringen kann. Eine Einheit quasi "nur über den Disput über Einzelnes" ist also gar nicht möglich, weil sie den jeweils Irrenden zu einem wesensfremden Akt bringen würde. (Etwa durch "Überreden" etc.) Disput kann nur auf ein Wirklichkeitsbegegnung "verweisen", die dem anderen jeweils gleichfalls möglich ist, und dem ein beiden gleiches VernunftVERMÖGEN gegenübersteht. Nur (vereinfacht gesagt) gleiches Erkenntnisvermögen vermag gleich zu urteilen und gleich zu erkennen. (Weshalb in Situationen, in denen der Lebensvollzug auf einfachste oder alle gleich bestimmende Umstände zurückfällt, wie in Notzeiten, die Einheit der betroffenen Menschen tatsächlich stärker wird.)

Mit der Voraussetzung, daß die allgemeinsten Vernunftprinzipien allen Menschen gleich evident sind: Daß eines nicht ein anderes sein sein, daß ein Prädikat deckungsgleich mit dem Subjetk ist, etc. etc., läßt sich kulturelle Einheit aufbauen.

Deshalb eint nur der Kult (wobei Lebensvollzug selbst als solcher zu sehen ist: das simpelste reale Leben kommt aus dem religiösen Kult, nicht umgekehrt, wie heute oft geglaubt wird, weshalb den "Urvölkern" Religion und Alltag insgesamt und untrennbar heilig war, während das Auseinanderreißen in "säkular" und "religiös", wie heute, unweigerlich und je nach Grad Auflösung von Gemeinschaft bringt), der reale Vollzug, die reale, tatsächliche Wirklichkeit - nicht die für sich gestellte "vereinzelte Meinung".




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