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Dienstag, 17. März 2015

Umlügen der Geschichte

"No taxation without representation"? Dieses Werbefilmchen, das mit dem Effekt von Steueroptimierungen (=-einsparungen) wirbt, stellt freilich die Geschichte so dar, wie sie nachträglich rationalisiert wurde, aber nicht der historischen Wahrheit entspricht. Denn die Steuerbelastung der Kolonien von Neu-England waren sehr sehr niedrig, und deutlich niedriger als im Mutterland England, und auch das Problem der angeblich fehlenden Repräsentation (als Mitsprache im Verfügungsrecht über den Staatshaushalt, der ja aus Steuern genährt wird) stellt sich der Forschung ganz anders dar. 

Hinter der amerikanischen Revolution, die das Vorbild für die Ereignisse in Frankreich (!) bot, die dann ganz Europa erfaßten, stand ein weiter gar nicht rationalisierbarer Wille, jede Autorität abzuschütteln. Es läßt sich heute nicht mehr verläßlich rekonstruieren, aber die Mehrheit der Siedler in den heutigen USA waren keineswegs für ein Abschütteln des englischen Königs. Wie auch, denn damit riß sich ein Volk ins Bodenlose! Nur ein König kann es aber in der ewigen Ordnung fixieren, und in dieser Frömmmigkeit kann es gedeihen.

Washington wäre niemals am Potomac umgekehrt, wären diese Steuern zurückgenommen worden. Der Impuls zur amerikanischen Revolution war also ein ganz anderer menschlicher Impuls: Der zur Rebellion gegen das Sein, gegen den Vater, gegen die Schöpfungsordnung in Gott, nicht zuletzt aus sehr spezifischen Einzelinteressen Einzelner. Daraus einen Mythos allgemeiner Gerechtigkeit, ja göttlicher Sendung zu machen war eine simple Notwendigkeit der Rechtfertigung, die umso drängender ist, als eine solche Lücke im Seinsfundament nniemals nachträglich zu schließen ist. Unter der Bedingung einer Lüge, die am Beginn dieses Staates stand, wird der Zwang, sich durch "Patriotismus" existenzwillig zu halten, immer größer.







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