Auf NZZ Global findet sich ein Interview mit David Ziegler. Der über das Ausbluten Afrikas durch Flüchtlinge spricht. Der derzeitige Strom nach Europa ist nämlich so groß wie noch nie, und bündelt sich, vom ganzen Kontinent her, in zwei Kanäle: Über Libyen nach Süditalien, und über Marokko nach Spanien. In einem dritten Kanal erfolgt die Auswanderung über Eritrea-Somalia nach Arabien.
Dabei fällt, so Ziegler, auf, daß es keineswegs die Ärmsten der Armen sind, die Afrika verlassen, sondern in hohem Maß gebildetere Schichten, untere Mittelschichten, die sich in ihren Ländern aber keine Chancen sehen und für die Europa das Eldorado eines neuen Lebens ist. Dieser brain drain ist so manchen afrikanischen Ländern aber durchaus recht, denn einerseits exportieren sie Arbeitslosigkeit, anderseits in diesen Schichten potentiell kritische Geister. (Was sehr instinktsicher ist, denn Revolutionen gehen immer von der Mittelschichte aus; Anm.)
Viele afrikanische Länder werden aber von ihren Eliten sehr schlecht regiert. Ziegler spricht von "armregiert". Theoretisch, nur mit Armut begründet, wäre es sonst auch unverständlich, warum so viele Emigranten aus Ländern kommen, die sogar nach europäischem Maßstab reich wären, wie Nigeria oder Kongo.
Das Geld für die Emigration (die gleich einmal mehrere tausend Dollar kostet) kommt meist aus gezieltem Zusammenlegen durch Verwandte, aber auch aus Zuwendungen von bereits Emigrierten. Es werden einfach jene ausgesucht, die am vielversprechendsten sind, und diesen wird die Auswanderung finanziert. Mit der Hoffnung, daß sich die Investition rechnet, es einen Rückfluß gibt, daß diese also wiederum Geld schicken und weiteren Emigranten helfen, nach Europa auszuwandern.
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