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Donnerstag, 21. Februar 2019

Auf der Suche nach der Weltformel (1)

Einführende Hinweise

Die auf vier Tage aufgeteilte Besprechung eines auf Video aufgezeichneten Vortrages des britischen (theoretischen) Quantenphysikers David Tong wurde deshalb hier aufgenommen, weil es in den Augen des VdZ wichtig ist, von den Inhalten - Grundlagen der Quantenphysik - wenigstens überblicksartig eine gewisse Ahnung zu haben. Denn gerade bei dem Thema schweigt der Laie meist betroffen und geht in Habt-Acht-Stellung demjenigen gegenüber, der ihm nun die Heiligen Lehren des allen überlegenen Wissens repräsentiert. Tongs Vortrag ist außerdem so heruntergebrochen, daß jeder mit Interesse und ein wenig guten Willen ihm folgen kann. Wer also möchte, der wird nach Abschluß dieser Reihe tatsächlich ein wenig wissen, wovon die Rede ist. Der am vierten Tag gebrachte Videovortrag gehört mit zum Besten, das der VdZ gehört oder gesehen hat, und macht tatsächlich vieles nachvollziehbar.

Wenigstens grundsätzlich. Aber der Leser sei auch gewarnt. Er sei gewarnt, die Begriffe der Physik (und gerade dort, wo sie in Allegorien ausweicht, die uns durch Verbildlichung ein einfacheres Verstehen ermöglichen sollen) zu sehr zu "verdinglichen". Was zwar wie ein Oxymoron wirkt, denn immerhin befaßt sich die Physik mit den greifbaren Dingen, also wie ein Widerspruch in sich klingt, aber ein sehr häufiger Fehler ist. Wie es sich zum Beispiel bei Esoterikern häufig beobachten läßt, ja was vielleicht überhaupt das Wesen der Esoterik ist. 

Viele Begriffe der Physik sind "keine Dinge". Etwa der Begriff der "Energie", der ein reines Wirkäquivalent, kein "Ding an sich" ist. In der Physik verwendete Begriffe sind sehr häufig also nur Entsprechungen, das heißt Begriffe, die mit anderen Begriffen "erklären", ohne jemals aber wirklich etwas "als Ding" zu erklären. 

Solche Bilder sind nur insofern nützlich, als man sich Eigenschaften physischer Dinge als Emanationen bestimmter geistiger Wirklichkeiten vorstellen muß, die sich in der Welt der Dinge gleichermaßen - nur auf einer anderen Stufe der Welthaftigkeit - wiederfinden. (Womit wir tiefer in der Materie wären, als dem Leser bewußt sein mag.) Aber sie werden zur Lächerlichkeit, wenn sie sich als "freie Energie" äußern sollen. Als gäbe es so etwas wie Energie überhaupt "dinglich". Ja, Gott selbst wird für viele heute sogar zur "Energie", und manche begründen das dann sogar noch "physikalisch". Als gäbe es Energie außerhalb von "gerichteten Dingen" (eben: aus Beziehungserfüllung und damit Wirkungsintention), als wäre sie etwas anderes als das Äquivalent zu anderen Erscheinungen, die man im Grunde genau so wenig versteht, nur eben vergleichend heranzieht. 

Oder: Der VdZ kennt Psychologen, die sich für besonders tiefsinnig halten, weil sie "Quantenheilung" propagieren, und sich dabei auf die Quantenphysik und Einsteins angeblich bewiesene "Relativität" berufen. (Der im Grunde damit nur eine Binsenweisheit aufgriff - daß eben alles zueinander in Beziehung steht, daß Beziehung das alles Konstituierende ist.) Geht es noch irrer?

Oder man denke an "Zeit", man denke an "Raum". Als wären das "Dinge an sich", und nicht Beziehungsäquivalente, die erst "Ding" und anschaulich werden, wenn sie mit anderen Dingen und Abläufen verglichen werden. Vorsicht also, fallen wir nicht auf dieselben Sachen herein, wie offenbar manche Physiker. Und Vorsicht, die Physik ist (wie so vieles, das heute als "Wissen" auftritt) eine "Matrjoschka", wo eine Frage mit einer nächsten "beantwortet" wird, ohne wirklich etwas erklären zu können. Denn Zusammenhänge aufzuzeigen heißt noch lange nicht, sie auch zu begründen. Ja es heißt nicht einmal, daß diese Zusammenhänge wirklich "an sich" bestehen oder ein "an sich" haben. Dazu braucht es erst recht Begründung aus Sinn. Und dort, im logos, fängt "Begreifen" erst an.

Natürlich wird der Leser nach Abschluß der Reihe nicht mit Quantenphysikern über Fachdetails diskutieren können. Das ist ja gar nicht notwendig. Aber er sollte ab kommendem Sonntag doch einen gewissen Überblick in die Gesamtproblematik gewonnen haben, so daß sie nicht mehr als "heilige Geheimlehre" gilt. Und dafür lohnt sich doch die kleine Mühe, die Sache konzentriert zu lesen bzw. zu hören?

Eines sollte dem Leser nämlich doch klar werden. Daß es keinen Grund gibt zu meinen, die Quantenphysik wäre ein unerreichbarer, ferner Schrein allerhöchster Geheimlehren. Sie ist sogar handfester, als man meinen könnte! Und es besteht kein Grund, sich allen möglichen Aussagen einfach so zu unterwerfen, wo heilige Hüter der Heiligen Geheimnisse über die Welt etwas wissen, das dem Normalsterblichen unerreichbar wäre. Mitnichten. Es ist nur eine andere Art der Weltbeschreibung, der Sichtweise des aufmerksamen Bauern oder Handwerks in nichts überlegen. Man kann auf alles auch aus ganz anderen Perspektiven heraus kommen.

Was im Originalvortrag nämlich (leider) untergeht ist, wie wenig die Quantenphysik in Wirklichkeit "weiß". Schon Newton verwendete den Trick, seine im Grunde magischen, okkulten, alchemistischen Annahmen später in hochkomplizierte Mathematik zu packen, um sich in Autoritätsweihrauch zu hüllen, der ihm aber gar nicht zusteht. Auch Tong läßt das ein wenig im Bluff seines Charmes untergehen, und wenn er wie die gesamte Physik von "Gravitation" spricht, was er tut, dann sollte man ihn einmal fragen, was er denn meint, was das überhaupt sein soll, und wie sie sich begründen ließe. Obwohl er am Schluß dann (es sei ihm zur Ehre angerechnet) doch nicht gewissen Kernfragen ausweicht. Aber dazu, wie gesagt, im Laufe der nächsten Tage. 

***

Man stelle sich eine Sichtweise vor die sagt, daß alles aus Materie gemacht ist. Daß also der Grundbaustein des gesamten Universums Materie ist, die sich aus rein mechanischen Gründen immer weiter entwickelt hat etc. etc., bis daraus Leben wurde und schließlich der Mensch. Aus rein mechanischen Vorgängen. Diese Anschauung ist keineswegs jung, sie wurde soweit man nachvollziehen kann von einigen Philosophen bei den alten Griechen (Demokrit) entwickelt. Und schon damals heftig kritisiert, denn sie versuchte die Welt zum puren Materialismus abzustufen. Das stand als Motiv dafür wohl auch dahinter. Denn man behauptete etwas, das man gar nicht wissen konnte, weil nicht sah. Also war auch ihr eigentliches Feld, die ihr zugemessene Methode, die Philosophie, nicht die Physik. Der Leser möge diesen Satz vorerst in den Hinterkopf abschieben, wir kommen ganz am Schluß dieser Ausführungen darauf zurück.

Nun stelle man sich aber vor, was mit so einer Weltsicht geschieht, wenn sich herausstellt - es gibt gar keine Materie! Es gibt diesen angeblichen Grundbaustein des Universums gar nicht. Nicht haptisch, nicht physisch, nicht beobachtbar. Je näher man hinsieht, desto mehr löst sich alles Materielle auf.

Genau das ist das Ergebnis der Forschung an den angeblich kleinsten Bausteinen des Universums, den Grundbestandteilen der Materie also. Die Quantenphysik zeigt, daß es im "Innersten" der Materie nichts gibt, das Materie wäre! Es sind alles ... Spannungsfelder. Die ganze Welt der Materie, blickt man genau hin, löst sich auf in eine Welt von Beziehungen. Die entstehen, weil sich alle Dinge innerhalb eines "Quantenfeldes" befinden, ja diesem Quantenfeld ihre Existenz verdanken. 


Morgen Teil 2) Wie sich die Mainstream-Physik die materielle Welt vorstellt





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