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Freitag, 15. Februar 2019

Fundamente einer Wirtschaft

Als die Krise kam, waren die beiden Brüder ohne Chance auf Beschäftigung, trotz ihrer akademischen Weihen. Da besannen sie sich auf ihre Wurzeln, die des Großvaters, eines Olivenbauern. Wurzeln, die die Eltern bereits verlassen hatten. Aber nun machten die Brüder mit Liebe und Hingabe, was sie konnten, und begannen wieder Olivenöl zu produzieren. Mit dieser Haltung entsteht automatisch Qualität, die auch auf die Umgebung ausgreift und Strukturen einer soliden Wirtschaft bildet. Und seien sie noch so klein.

Warum man freilich bei der NZZ (die den Film gemacht hat) meint, daß das nur dann herzeigbar ist, wenn das Zauberwort "Export" vorkommt, ist eine andere Frage. Es wäre viel interessanter gewesen zu erfahren, in welchem Maß die beiden Griechen motiviert waren, für ihre unmittelbare Umgebung gutes Öl herzustellen. Die es, zu ihren Kaufmöglichkeiten weil Löhnen (die sie für die Arbeit in den Ölgärten erhalten) verkauft, sicher nicht weniger braucht als ein Gourmettempel in Frankfurt. Wo jene Banker ihre Abendessen zu sich nehmen, die auf Volkskosten aus den notleidenden Griechenlandkrediten freigekauft wurden.

Übrigens schreibt die NZZ, daß sich in Griechenland bis auf solch kleine Ansätze wie hier vorgestellt seit dem mit gigantischen Beträgen verschummelten Staatsbankrott überhaupt nichts verändert habe. Die Verwaltung ist nicht weniger korrupt und langsam, und die Strukturen im Land haben sich kein Jota bewegt. Die offiziell vermeldete Sanierung des Staatsbudgets ist ein formaler Schein. Nur die Armut der unteren Schichten ist größer geworden. Und seit 2010 hat eine halbe Million Menschen (bei 10,8 Millionen Einwohnern) das Land verlassen, darunter 180.000 mit Universitätsdiplom.

Wie die beiden Brüder. Die angesichts der Lage auf das zurückgegriffen haben, als einzigen Ausweg, das sie zur Verfügung, wozu sie die Möglichkeiten hatten. (Die zuvor also brach lagen, das darf man nicht vergessen.) So schätzenswert, so schön das Beispiel auch ist. Es zeigt aber auch, woran eine Volkswirtschaft zugrunde gehen kann. Durch eine an den Fundamenten der Wirtschaft vorbei ausbildende, künstlich aufgeblasene "Bildungspolitik". Das viele Geld, das die Ausbildung der beiden gekostet hat, war pure Verschwendung. Und das kann man sich bei den 180.000 oben Erwähnten auch gleich mit fragen. Die im Lande selbst offensichtlich keiner braucht, wozu auch gehört, daß man sich deren Lohnansprüche nicht leisten kann. Auch das ist dasselbe: An einem Volk, das das bezahlt hat und bezahlen muß, sinnlos "vorbeigebildet".

Ein Körnchen der Staatslast, an der sie nun leiden, und die aus unproduktiver Verwendung von Mitteln bei gleichzeitiger Ignoranz des Möglichen stammt, haben die beiden also selbst zu verantworten. Sie hätten (wie so viele) nur von Jugend an bei ihren Wurzeln bleiben müssen. Dann wäre manches in Griechenland erst gar nicht so gekommen.









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