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Sonntag, 3. Februar 2019

Filmempfehlung

Er hat etwas, der französische Film "Der Wein und der Wind" (2017; engl. "Back to Burgundy"). Drei Geschwister kommen anläßlich des bevorstehenden Sterbens des Vaters auf ihrem Weingut in Frankreich wieder zusammen. Der Vater stirbt schließlich, und die drei stehen vor schwierigen Entscheidungen. Das Gut aufzugeben? Es läßt sich mit dem Verkauf weit mehr verdienen als mit dem bescheidenen Ertrag, den das seit Generationen in Familienbesitz befindliche Weingut abwirft. Außerdem muß viel Geld für die Erbschaftssteuer aufgetrieben werden, möglicherweise ist das überhaupt nur aufzutreiben, indem ein Teil des Gutes verkauft wird.

Punkt für Punkt, Tag für Tag finden die Geschwister zu den Geheimnissen des Bodens, des Weines, der Verbundenheit und gestaltenden Orientierung, die der Boden, das Wetter, die Jahreszeit, der Weinberg gibt, als Metapher des Selbstwerdens. An der Hand der Geschichte, an der Hand der Tradition. Und deren Grundwässer tragen mehr als alle heutigen Verwirrtheiten. Sie sind es, die nach und nach das Leben aller wieder regeln. Indem sie einfach tun, was zu tun ist. Ernten, Pressen, Feiern, den Wein verkosten, ihn kreieren.

Es gibt in der jetzigen Welt keine Lebensregeln mehr, die das Leben zu ordnen vermögen. Und damit glücken zu lassen. Es sind die alten Ströme des lebendigen Wassers, die das können. Aber dazu muß man erst diese Gischten überwinden, die sich durch verfehlte Lebensmaxime aufgetürmt haben.  Was als Ideal der Freiheit gegolten hat - es trägt nicht. Niemanden. Nichts. Es sind die alten, uralten, immer gleichen Regeln der Welt.

Wie viel von dem, was manchmal als "unmoralisches, ungeordnetes Herumsuchen" erscheint, ist doch oft nichts anderes, als in einer Welt, in der das Überkommene angeblich wertlos ist, doch noch irgendwo Halt zu finden. Der älteste Sohn hat ihn auf der ganzen Welt gesucht. Bis er ihn nun wiederfindet.

"Sind wir zusammen?" Es ist eine der Kernfragen, die der Rückkehrer, der Weltenbummler, der Ausreißer immer wieder stellt und von seiner (fernen) Geliebten ("Beziehung") gestellt bekommt. Und er beantwortet sie mit dem Einfachsten: Dem Gewohnten, dem Richtigen. Dem Tun. Dem Tun, wie es immer getan ward. Nur das gibt allen Stabilität. Und dort liegt das Glück. Im Begreifen des Ehelichen der Welt als der Quelle aller Geglücktheit. Die nicht einfach da liegt, sondern die errungen werden muß. Trotz, ja gerade wegen des Versagens der Mitmenschen, und auch - eines selbst. Das hat mit Risiko zu tun. Mit Mut zur Gestaltung. Und dem Wissen um das, was trägt. Geld ist es nicht.

Sondern plötzlich zeigt sich das Gute im immer gleichen. Im Jahresablauf, der einen in seine Pflicht nimmt. Auf den Tag, nicht einen Tag später. Lesen der Zeit ist das Entscheidende am Weinbau, ja im Leben überhaupt.

Wer den Wein liebt, wird speziell diesen Film mögen. Denn der Wein zeigt sich hier als etwas, das es nicht "zu machen" gibt, sondern dessen Eigengesetzlichkeit man nur durch Mut und klaren Blick - auch: neu - zu ordnen und damit schöpferisch zu ordnen, zu kanalisieren vermag. Darum liebt man den Wein. Er zeigt das Weltgesetz, in dem der Mensch steht. Es gibt wohl kein metaphysischeres Getränk. Und dazu gehört auch seine reale Wirkung - die so manche Tore zur Realität öffnende, erkenntnisfördernde, Selbsterkenntnis, aber auch Aufschwung, eine gewisse Reinheit des Wahren, Guten, Schönen zu Tage fördernde, ja durchaus und im guten Sinn von aller Zivilisationsverworrenheit befreiende Macht der Berauschung.

Das macht ihn tatsächlich zu einem Kulturgut, zu einem sogar grundlegenden Gut unseres Abendlandes. Nur da, wo Wein ist, ist auch Wahrheit. Wo kein Wein ist, verliert sich eine Kultur in sich und seine reduktive Irdischheit selbst. Das ist ganz sicher der Grund, warum es überall dort, wo es Wein gibt, auch Katholizismus gibt. Und wo nicht - da nicht. Der Wein hat somit etwas Sakrales, es ist so mindestens seit den alten Griechen. Er ist das notwendige Korrektiv. Er ist das Tor zur Seligkeit, das immer wieder - für einige Stunden am Tag - geöffnet werden muß. Sonst erstickt der Mensch an sich selbst. Und an seinen Dämonen. Wo es keinen Wein gibt, gibt es nur noch moralistischen Protestantismus und Drogen als direkten, technischen Weg zur Selbstaufhebung, der die Welt nicht mehr schmiegend küßt, sondern von ihr vergewaltigt werden möchte.

Nehmt Euch in acht, werte Leser, vor allen Abstinenzlern. Und Veganisten. Hitler war, das nur nebenbei, aber nicht unsignifikant, Vegetarier und Abstinenzler. Er mußte eben verbergen, wie, wer er wirklich war, und wollte ohne Seinsvertrauen durch die Welt kommen.+

Hütet Euch, werte Leser, vor den Kostverächtern. Hütet Euch vor denen, die immer fasten. Wenngleich - hütet Euch auch vor jenen, die nie fasten. Sie alle beide kennen nicht das Geheimnis des Heiligen. Wer aber das Heilige nicht kennt, kennt nicht den Lauf der Welt.








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