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Sonntag, 3. Februar 2019

Man sollte vielleicht ein Wort noch hinzufügen

Es wäre interessant, ob Pfarrer Hans Milch das, was er 1982 zur Frage um Frau und Mann respektive Erbsünde sagt, heute, 35 Jahre später, auch noch so sagen würde. Ohne es zu direkt zu ergänzen. Indirekt tut er es ohnehin im Laufe des Vortrags noch, nur kann man den Zusammenhang vielleicht nicht so leicht erkennen.

Aber immerhin berufen sich die Feministen aller Länder auch auf diese Stelle, wenn sie die Gleichheit von Mann und Frau behaupten. (An die Feministen am allerwenigsten glauben, das nur nebenbei.)

Was sagt er in diesem Vortrag? Daß mit der Erlösung durch Jesus Christus auch der erbsündliche Fluch aus der Genesis, daß der Mann über die Frau herrsche, aufgehoben sei. Der Satz läßt sich nur verstehen, wenn man den darauf folgenden Ausführungen zur Liebe aufmerksam folgt, denn darin enthält sich die Lösung des Rätsels. Wenn man schon vorschnell meint, selbst dieser traditionsbewußte Priester würde der Gleichheit von Mann und Frau die Wege ebnen.

Das heutige Ohr kann es vielleicht besser verstehen, wenn man diesen Fluch - "Er soll über Dich herrschen!" - dem Verhältnis der Zehn Gebote zur Erlösungstat Christi gleichsetzt. Zu denen Christus auch sagt, daß nicht ein Gebot aufgehoben sei. Aber sie sind in ihm erfüllt. Das heißt: Christus verlegt den Ort der Erlösung in die Gestalt, nimmt ihn vom reinen Verhalten weg. Dennoch ändert sich nicht das Geringste daran, daß diese Zehn Gebote die Welt wie eine Grundfeste halten. Sie sind ihr eingeschrieben. Nur hat man ohne Gestalt zu ihnen keinen anderen Zugang, als den des strikten Ge- und Verbotes. Erst in der Begegnung von Gestalten, also erst in der persönlichen, realen Beziehung zum Erlöser sind sie insofern "obsolet", als diese Gestalt diese Ge- und Verbote ohnehin enthält.

So ist zwischen Mann und Frau nicht zufällig die Analogie zu Christus und der Kirche.** Denn das Wesen von Geist zu Materie ist eben ehelich, so daß man sagen kann, daß die Ehe die Welt grundlegt. Ohne sie bricht alles zusammen. In diesem Sinne ist auch die Ehe in ihrem Wesen das Zueinander von Mann und Frau in einer Hierarchie, die sich aus dem Wesen von Mann und Frau ergibt. In der Liebe erfüllt sich dieses Wesen zur Ganzheit der Ehe als einem Ort des Himmels.

Doch bedeutet das, daß es eben wesensgemäß ist, daß der Mann die Bestimmung übernimmt, während die Frau diese Bestimmung aufnimmt und austrägt. So ist es mit der Kirche, so ist es mit der Gottesmutter, so muß es in jeder Ehe sein, sonst ist es keine (erfüllte) Ehe. Das ist auch kein situationsbedingtes funktionales "Beistehen", sondern ist eine Begegnung zweier unterschiedlicher Orte, die zu einem werden, ja selbst erst zu Orten werden, wenn sie sich auf diesen einen, gemeinsamen Ort hinein binden und selbst überschreiten. Und selbst überschreiten kann man nur in einem je eigenen Wesen, ja auf dieses eigene Wesen hin sogar, weil der gemeinsame Ort darin bereits hinweisend (als Erfüllung) vorbereitet und insofern immanent ist.

Wo diese Liebe fehlt, weil sie verweigert wird, dann nicht, weil irgendeine Gefühligkeit verweigert wird. Sondern Liebe heißt, daß das Wesen eines Dings aufgenommen und zur Erfüllung gebracht werden soll. Erkenntnis, Wahrheit geht also der Liebe voraus, ja legt sie grund. Denn man kann nur etwas lieben. 

In diesem Sinne kann und muß man auch weiterhin von Hierarchie sprechen. So wie es niemandem einfallen würde, diese Hierarchie zwischen Christus und der Kirche zu bestreiten. (Wobei: Das eben passiert heute. Das genau geschieht allerorten. Wo Christus bestenfalls noch der ist, der "neben" dem eigenen Geschehen steht, es als "Partner" begleitet. Solche Formulierungen finden sich übrigens sehr häufig im Rahmen von "feministischen Gottesdiensten".)

Und Gott straft auch NACH der Erlösungstat, daran hat sich nichts geändert. Nur der Zugang ist ein anderer, ja er ist jetzt erst möglich - über die Liebe, über die Gestalt.

Ja, richtig, in der Peitsche des bloßen Gehorsams der Unterstellung, in der blinden Unterwürfigkeit allein* erfüllt sich Ehe nicht. Bleibt sie dürres Gerüst, ja Karikatur einer Ehe, so wie die Zehn Gebote (als "Verhalten") nicht zur Erlösung führen. Weil nichts mit Leben und Fleisch erfüllt wird, zumindest nicht allein oder in jedem Fall, wenn die Peitsche niedergelegt wird. Sondern wenn beide in der Liebe das Wesen des anderen zur höchstmöglichen Herrlichkeit führen wollen. So, wie das Volk den König "spielt", ihn "macht", ihn erkennbar macht, indem es sich vor ihm verbeugt, seine Stellung achtet und respektiert und nie hinterfragt. So kann der König dem Volk, so kann der Mann der Frau Identität geben (in die er liebend, also erkennend die Eigenart des Volkes eingeflochten hat), und so kann er die Welt gestalten, die die Frau jedoch gebären muß. Denn das kann der Mann nicht.







*Eine der wesentlichen Hilfestellung der Frau dem Mann gegenüber ist der "Rat", das eigenständige Sehen und Urteilen, ihr "Erwägen im Herzen". Wenn auch die faktische, gesetzte Entscheidung dann wieder dem Mann obliegen muß, selbst wenn die Frau sie trifft. Denn dann trifft sie die nur "in seinem Sinn". So wie die Gottesmutter nur insofern Königin ist, als sie die Gesetze ihres Sohnes, also in seinem Sinne, regierend präsent hält.

**Spätestens hier wäre nun der Punkt, auf den Unterschied zwischen der Stellung von Mann und Frau im Islam und Christentum hinzuweisen. Die Hierarchie ist bei beiden richtig und gleich, ja. Aber die einen haben nur die Peitsche. Nur. Sie leben im vorerlösten Zustand, als Heiden. Ihnen bleibt (letztlich) nur die Gebotserfüllung, das Verhaltensgebot. Wird die geschwächt, wird die Struktur der Ehe geschwächt, weil die nur über Verhalten aufrecht bleiben kann.





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