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Freitag, 1. Februar 2019

Vermüllungshabitus Ökologie

Wer da meint, daß sich die Öko-Bewegung (Klimarettung etc.) als Bewegung "gegen den Müll" artikuliert, den sie selbst vermeidet, der ist auf dem Holzweg. Vielmehr wird in diesem so ausgestellten "Kampf gegen den Müll", der sich hier in lauter schön sichtbaren, handfesten Dingen äußert - "böses Plastik" (Sackerl) etwa - und dort in völlig weit entfernt liegenden Abstrakta ("Müllinsel im Pazifik", oder "statistisches Todesrisiko durch Feinstaub") ein Schema erkennbar. Das sich wie folgt darstellt:

Auch die Ökologisten sind dieselbe Generation (ja meist habituell noch tiefer gelegen) als die "Umweltzerstörer", die sich darum also nicht so explizit kümmern. 

Aber sie kaschieren ihre habituelle Weltvermüllung durch explizites Schauspiel, das dem Bewußtsein vorgaukeln soll, daß sie in Wahrheit Weltretter sind, die sie gerne wären. Dafür eignet sich die bequeme Definition dessen, was denn Müll sei. Plastiksackerl (-tüten, für unsere deutschen Leser), oder rauchende Fabriksschlote, oder Öl im Meer, der Leser möge die Liste ergänzen.

Machen wir es noch einfacher, um es nachzuvollziehen: Der Bauer, der ins Landratsamt als Abteilungsleiter kommt, wird die Abteilung leiten, als würde er einen Acker pflügen oder Weizen ernten.

Was ist Müll? Ungeordnete Welt. Dingwelt, die nicht in die Gestaltung weil damit erst in die Ordnung der Welt eingefügt werden kann und deshalb keinen wirklichen Ort hat. Das ist Müll.

So, und nun ist der Schritt schon klein. Um zu sehen, daß das, was mit Solarpaneelen oder Windrädern passiert, eine umfassende, ja die umfassendste Vermüllung der Welt - unserer Welt - ist, die überhaupt jemals stattgefunden hat. Wo die Funktion alles zählt, aber das Ding (Windrad, Solarpaneel) keinen Platz in der Ordnung unserer Lebenswelt hat. Deshalb jedes dieser technischen Dinge wie Müll einfach so herumsteht und -liegt.

Aus demselben Grund also, aus dem überhaupt moderne Ökologiebewegungen entstehen und entstanden sind: Wo sich als Reaktion zu einer aus gesamtkulturellem Habitus entstandenen Umweltverschandelung (die man fälschlich und voreilig "Zerstörung" nennt) eine explizite Bewegung erwächst, diese Zerstörung (die in einem selbst angelegt ist, denn wir sind immer auch Teil der Gesamtgegenwart, also einer Kulturströmung) in einem reduktiven Kultus (der sich auf bestimmte Handlungen, Dinge, Vorgänge etc. bezieht) ausdrücklich im pars pro toto den Habitus selbst von uns weg zu schieben, aus uns heraus zu stellen. Und uns damit scheinbar zu distanzieren. In Wahrheit: Zu exkulpieren. Und sei es, daß man von einer sich selbst organisierenden Natur faselt, die dann als "Naturzustand" - in Wahrheit: Verzicht auf Geordnetheit - schöngeredet wird. Funktion (als rationalisierte Unmoral) ersetzt also auch hier die Ordnung, und Ordnung ist immer Gestalt.

Wo aber keine Gestaltung ist, da ist Müll.

Stelle sich der Leser das also ganz konkret vor: Daß hier ein und dieselben Vermüllungsmenschen hier Coladosen wegwerfen, dort aber Windspargel und Solarpaneele in die Gegend stellen, und sie damit entstellen.

Die Gegenprobe ist ganz einfach zu ziehen: Wäre diese Bewegung wirklich der Liebe zu Welt und Leben entsprungen, dann wäre nicht nur die Landschaftszerstörung niemals vernachlässigbar gewesen, sondern auch die Verachtung, mit der als "geringeres Gut" so viele Tiere und Pflanzen (Wälder, Bäume) geopfert werden, wäre ausgeblieben. Und es hätte sich Energieversorgung niemals von einer Weltgestaltung abgetrennt. Stattdessen ist sie drauf und dran, die ganze Welt in einen Müllplatz zu verwandeln.





*101218*