Teil 2) Verwickelte, problematische Beispiele aus der Kirchengeschichte -
Nein, nie waren es Revolutionen und Gleichmachereien, und waren die Charismen noch so groß. Kirchliche Charismatiker haben sich immer der klerikalen Autorität untergeordnet.
Darin gründet das ungeheure Ringen etwa
einer Johanna von Orleans, deren Wirkung auf Frankreich mit völliger
Gewißheit mit dieser schwierigen, nach damaliger Zeit (niedrigster
Stand, und dazu auch noch eine Frau) völlig undenkbaren Konstellation
direkt zu tun hat. Denn gleichzeitig ist damit auch dem Hörenden, dem
Gehorchenden sogar die Tür zu einer Selbstaufgabe gewiesen, die
Voraussetzung für die Wirkung ist. Ähnliches läßt sich etwa bei einer
Katharina von Siena sagen, die bekanntlich den Papst dazu aufforderte,
Avignon zu verlassen und nach Rom zurückzugehen. Unabhängig von den
realpolitischen Überlegungen, die darin mitwirken, weil ja die Kirche
und das Papstamt unter spezifisch nationalen und realpoltischen Einfluß
gelangt waren, ob man das wollte oder nicht, dem sich das Papsttum erst
im (damaligen!) Rom und Vatikanstaat weit effektiver entziehen konnte.
Das
Ringen auch einer Theresia von Avila, die nie (und der VdZ kennt doch
den Großteil ihrer Schriften) gegen die Hierarchie verstieß, sich auch
an die Ordnung Mann-Frau hielt, und immer gehorsam war, ist nur in ihrem
spezifischen Rahmen (z. B. als Äbtissin in einem Frauenorden) zu sehen,
nie hat die große Heilige ihn selber überschritten, im Gegenteil, ihr
Gehorsam dieser Ämterstruktur und Hierarchie gegenüber kann sogar als
Bedingung aufgefaßt werden, unter der in ihr so viele Tugenden und
Kräfte aufblühten. Sie selbst hat übrigens immer bedauert, die typischen
Schwächen einer Frau zu haben, eben WEIL sie Frau war, denn für ihr
Werk wäre sie lieber Mann gewesen.
Und, im übrigen, GERADE ein Heiliger wie Franziskus, auf den sich ja der Papst gewissermaßen beruft, ist ein MUSTERBEISPIEL dieses Gehorsams, und das obwohl er eigentlich ein Rebell, ja ein Umstürzler und Anarchist hätte sein müssen, nimmt man seine radikale Frömmigkeit, die man durchaus und in gewisser Weise sogar als Häresie bezeichne könnte, WÜRDE man sie der gesamten Kirche verpflichtend vorschreiben. Sie war und ist ein Kontrapunkt, ein meinetwegen sogar wichtiger Kontrapunkt der Relativierung, alles keine Frage. Aber sie ist KEIN allgemeiner Weg der Kirche auf der Welt, das muß man ganz eindeutig feststellen! Der Heilige Franz von Assisi hat sich - und das war der entscheidende Unterschied zu den damals überall aufblühenden, aber in diesem revolutionären Geist verharrenden, damit erst (!) häretisch werdenden Armutsbewegungen dieser Zeit - niemals außerhalb der Hierarchie der Kirche gesehen, und sich ohne jede Frage der Autorität und Hierarchie, die er zutiefst anerkannte, unterstellt bzw. eingegliedert. Und zwar bewußt als "Unterster", sodaß seinen Brüder zeitweise sogar das Priesteramt untersagt war.
Es
sind auf eine Weise Ausnahmen, für die man gewiß immer einen offenen
Blick braucht, keine Frage, und gerade dann, wenn man als "Oberer" auch
damit befaßt ist und sein muß, untere Ämter zu besetzen, Notwendigkeiten
des Organismus zu erkennen dem man vorsteht (und wenn es eine noch so
kleine Teilorganisation ist), etc. etc. Ganz so wie halt jeder an seinem
Platz einen offenen Blick und ein hörendes Ohr braucht, immer und zu
jeder Zeit, um den Anruf Gottes zu hören. Denn der Führende muß ja auch
hören, was der geführte Organismus äußert, um in er Liebe seinen
Zustand, sein Bedürfen, etc. etc. zu hören und gegebenenfalls zu
erfüllen.
Aber
selbst, wenn mit dem Unteren spezifische Charismen verbunden sind, die
meinetwegen einem Oberen nicht gegeben sind, so war das nie und zu
keiner Zeit als Aufforderung zu verstehen, seinen Platz als Unterer zu
verlassen und gleiche Rechte wie die Oberen zu verlangen. Im Gegenteil,
die Bescheidung auf seinen Ort war immer unbedingte Voraussetzung selbst
für die Reinheit der ausgeübten Charismen. Und dieser Ort ist sehr sehr
konkret und bestimmt!
Das
dürfte auch hinter der ersten Kirchenspaltung gestanden sein, den die
Geschichte vermerkt, die im 4. Jhd. auftauchte, als der Heilige (!)
Hipolitus (der St. Pöltener Diözesanpatron; noch heute betet die Kirche
in den allermeisten Fällen den von ihm zusammengestellten Meßkanon)
opponierte, daß ein Sklave zum Papst gewählt werden solle. Das KANN
überhaupt nicht sein, was seine Meinung, und er ließ sich zum Gegenpapst
wählen. Erst sein Rücktritt und seine freiwillige Verbannung beendeten
diesen Streit. Es war aber gar keine wirkliche Ausnahme, hier irrte eben
Hipolytus, und er sah das auch ein. Denn er erkannte, daß der Klerus
eigentlich nur "ein" Stand ist, der in sich also gar keine
Standesunterschiede kennt, ähnlich wie es beim Künstler der Fall ist -
beide Stände sind im weltlichen Getriebe sogar eigentlich KEIN Stand,
sondern allen Ständen, allem Weltgefüge ZUgeordnet. Diese Standlosigkeit
läßt sich aber auf Laien NICHT anwenden, zumindest nicht so einfach.
Morgen Teil 3) Klarstellungen zur Hierarchie
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