Dieses Blog durchsuchen

Montag, 30. Mai 2016

Dann ist es Todsünde (1)

Es ist natürlich Unsinn zu behaupten, auch der VdZ gehörte zu jener Schicht von Menschen, die so lange auf die Autorität des Papstes pochten, so lange der ihre Meinung verträte. Denn was nie in Frage steht und stand ist genau das, was die Autorität des Papstes eigentlich ausmacht - Jurisdiktion, Lehramt, und Weiheamt - also alles, was mit dem Amt verbunden, erstens, UND zweitens, daß dieses Amt nie "in spiritu" (sopranaturalistisch) alleine bestehen könne, sondern immer in einer Konkretion seine geschichtliche Realität hat, also immer auch in der konkreten Person des Papstes gegenwärtig ist und personal weitergegeben wird. Eine Trennung dieser beiden Bereiche gibt es nur in den Tagen oder Wochen einer Sedisvakanz, wenn also ein Papst gestorben ist, und noch kein anderer gewählt wurde. So lange ist das Amt aber auch vakant, in potens, also nicht real und gegenwärtig.

Die  weltweit enorm angewachsene Kritik an Jose Bergoglio lautet genau nicht, die Autorität des Papstes als nie trennbaren konkreten Träger des Papstamtes in Frage zu stellen, sondern sie sind im Gegenteil ein immer lauter werdender Aufschrei, der Argentinier solle endlich aufhören, Amt mit privater Karriere zu verwechseln und genau diese Autorität, die er zu repräsentieren, ja zu SEIN hat (!), nachhaltig und schwer zu beschädigen! Und das tut jede Autoritätsfigur, die nicht das Wesen des Gehorsams erfaßt hat - und der kann seiner Stütze nicht entbehren, die da heißt: Vertrauen in die Vernunftoffenheit und den Gehorsam der Leitungskraft, sein Amt zu erfüllen. Passiert das Umgekehrte, mißbraucht die Leitung das Amt für persönliche Absichten, spricht man sogar mit Recht von Korruption.

Denn Aufgabe ist mit Amt und Ort verbunden, zuerst und vor allem, und hierarchisch oben wie unten, nicht in persönlich-subjektivistischem Getue, mit dem jemand vielleicht sogar das Amt klein macht, um seine Last abzuwerfen und den Umstand mißbraucht, daß es Amt ohne Person nicht real gibt. Dann nämlich verlieren die Menschen auch das Vertrauen in die Lebenskraft jenes Organismus, dessen Ordnung sie selbst in Gehorsamspflicht an ihrem Platz eingegliedert sind. Immer heißt Amt (und je höher es ist, umso mehr), hinter diesem Amt zu verschwinden. Maskentrage zu übernehmen, nicht ständig hinter der Maske hervor zu lugen oder sie ganz abzulegen. Dann bleibt genau - NICHTS. Die Leber, die Niere, der Magen sind nur Leber und Niere und Magen, wenn sie das tun, was ihrem Ort angemessen ist. Tun sie das nicht, vergehen sie selbst, und stirbt der Organismus.

Das ist beim Menschen zumindest, bei allem nur weltlichen der Fall. Nicht freilich bei der Kirche, die kraft ihres sakramentalen Charakters immer noch reformatorische Kraft genug hat, zu überleben, auch wenn die Organe so weitgehend versagen. Daran glauben wir, und das ergibt sich aus der Vernunft sodaß wir darauf vertrauen können. Selbst bei schlechten, ja katastrophalen Päpsten, die alles falsch gemacht haben, wie die Kirchengeschichte zeigt. Aber es heißt nicht, daß Fehler keine Fehler mehr sind. Es heißt nicht, daß die Kirche nicht auf ein winziges Restdasein schrumpfen kann, während die Welt in Chaos und Gottferne versinkt, sodaß es für den Einzelnen sehr schwer sein würde, noch den Weg zur Erlösung zu finden. Womit die Größe und Chance einer christlich geformten, im Alltag geprägten Kultur wohl erahnbar wird, und klar wird, warum man darum auch kämpfen muß. Denn das Wesen der Kirche, der Auftrag damit an jeden Getauften, ist SICHTBARKEIT, Erfahrbarkeit.

Nie, auch nicht auf diesen Seiten, wurde das Lehramt und seine Autorität in Frage gestellt, im Gegenteil wird von Franziskus dringend angemahnt, dieses zu beachten, so wie es seine Aufgabe wäre. Daß das nicht der Fall ist, ist eben der entscheidende Punkt der Kritik an ihm, auch und recht gut zusammengefaßt so, wie es Alexander Kissler in einer Replik auf FOCUS darlegt. Und auch auf diesen Seiten wurde auf das schwere Kreuz hingewiesen das darin liegt, einen Papst zu haben, der das Lehramt wie eine Angelegenheit von Kaffeekränzchen behandelt, die man mal beachten kann, aber nicht unbedingt muß, je nach Situation. 

An der Jurisdiktionsgewalt hat überhaupt nie jemand gezweifelt. Der VdZ kann sogar ganz konkret belegen (wenn er das wollte), daß auch er sich stets den Urteilssprüchen der Kirche gefügt hat, selbst wenn er subjektiv überzeugt (!) war (und ist), daß sie falsch sind. Und selbst dort, wo er diesen in seinen Augen vermeintlichen Irrtum kritisiert hat, geschah es aus der Forderung, die Gestalt der Kirche durch Irrtum nicht zu verdunkeln. Und selbst wenn das Barmherzigkeitsverständnis des derzeitigen Papstes höchst fragwürdige Blüten gezeitigt hat, ist dieses ausgerufene Jahr der Barmherzigkeit für den VdZ Quelle von Gnaden, deren er sich gerne und häufig bedient, weil in der Frage der Wirksamkeit eben nicht eine subjektive Verhunzung eines Plappermaules von Bedeutung ist, sondern ein objektives weil ontisches Geschehen. Auch ein 5jähriger kann eine Lokomotive lenken.

Und daß der VdZ am Weiheamt zweifelt, können nicht einmal die hartgesottensten Ignoranten behaupten, denn gerade auch auf diesen Seiten wird seit Jahren dargelegt, daß die reale Präsenz Gottes in Jesus Christus in der Kirche, die über die Tradition bewahrt wird, strikt an dieses Amt und seine konkreten Vertreter gebunden ist. Weshalb er stets die frömmelnden Auswüchse bei aus dem protestantischen Raum eingedrungener Charismatiken vehement abgelehnt hat. Die ja genau von einer solchen angeblich möglichen Trennung von Form und Inhalt, deren immer konkreter, in Form und Weihe gebundener, eben sakramentaler Inhalt sich zu subjektiven Befindlichkeiten eindampft, schwärmen. Auch das übrigens einer der Kritikpunkte an Franziskus, der diese Tendenzen, die letztlich die Kirche auflösen würden (wie es ja im Protestantismus geschah), direkt ermutigt und stärkt.

Aber all das ändert nichts daran (und der VdZ hatte auch immer gewisse kritische und sogar sehr Distanz zu allen Päpsten, von denen er immerhin schon den sechsten erlebt, soweit es ihre kirchenpolitischen oder wie heute weltpolitischen Einlassungen anbelangt. Und selbst wenn ein Johannes Paul II. heiliggesprochen wurde, ändert das nichts daran, daß er kirchenpolitisch schwere Fehler begangen hat. Und das kann der VdZ aus ganz konkreten Berührungspunkten sagen, nicht einfach aus Medienstudium und abstrakten Gegebenheiten. Dazu genügen wache Augen.

Die auch bei diesem Papst genügen. Nichts, aber auch rein gar nichts könne ihn je davon abhalten, zuerst sein Gewissen zu befragen, sagte dazu der (der Dogmatisierung der päpstlichen Unfehlbarkeit in großer Weitsicht und praktischer Klarheit äußerst kritisch gegenüberstehende) Kardinal Newman, an dessen Katholizität wohl niemand zweifeln könnte. Der am rein inhaltlichen Aspekt aber nie Zweifel hatte, und die hat auch der VdZ nicht. Aber er hat sein Gewissen, und dieses verbietet ihm - als Geschöpf Gottes, seinem Bilde nach geschaffen - Gedanken zu akzeptieren, die seine Vernunft ablehnen muß. Er trinke auf das Papsttum, war einer seiner berühmtesten Aussprüche, und auf sein Gewissen. ZUERST aber auf sein Gewissen. 


Morgen Teil 2) Zuerst das Gewissen 
- Worüber sich ein Bergoglio-Kabarett schreiben ließe -



*220516*