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Freitag, 6. Mai 2016

Was dem Staat noch alles einfallen wird (2)

Teil 2) Was also Rom so alles einfiel 




Von Zwangsgenossenschaften, die im Kollektiv für Abgaben haften, über zwingende Bodenverbundenheit, über Auslagerung der Steuerpflicht auf Assoziationen, die wiederum mit ihren Mitgliedern haften, also den Staatsdruck übernehmen, über Ortswechselverbot für Arbeitende, Umstellung der Steuerlast auf Naturalleistung in Ware oder Arbeit mit anschließender Staats-Monopolisierung des Handels damit (der natürlich vom Marktpreis profitiert), samt Leerverkaufsregelungen (denn das gab es längst im Alten Rom, ist also keine Erfindung der heutigen Börsen) für zukünftige Kauf- und Leistungszwänge. Aufenthaltszwang in Städten war üblich, denen einerseits die Steuerabgaben bei Sanktionen diktiert wurden, denen anderseits das umgebende Land, ihrer Jurisdiktion unterstellte weitere Städte und vor allem die Erwerbskraft ihrer Bürger praktisch "gehörte". Ein heftiges Lavieren mit Erträglichkeiten setzte sein. Manchmal durften Bürger oder Gewerbetreibende die Stadt gar nicht mehr verlassen, Erblichkeiten waren mit Berufswechselverboten auch für kommende Generationen verbunden, Bauern wurden mehr und mehr zu Leibeigenen von Land-Großbesitzern, denen selbst bestimmte Leistungen abgepreßt wurden, die sie von ihren Pächtern oder Bauern ebenfalls abpreßten. Oder man wurde Soldat, mit im Erbgang übergebener Dienstpflicht auch für Nachkommen, um wenigstens überleben zu können. In jedem Fall ist es eine enorme Vielfalt, die Bücher füllt, mit der der römische Zentralstaat zu überleben suchte.

Nicht unerwähnt soll auch der Kinderhandel bleiben, der frohe Urstände trieb. Denn ein seltsamer Gedanke stieg den VdZ bei der Lektüre einer Zusammenfassung dieser Aspekte aus der Feder von Ignaz Seipel - Kanzler und Prälat - an, einem der Gottseibeiunse der Linken, dessen wirtschaftliche Kompetenz aber unbestritten ist. Dem es immerhin gelang, aus einer ausichtsslosen Lage eines Restefetzens namens Republik Österreich nach 1918 die Wege zu einer der weltweit stabilsten und stärksten Volkswirtschaften der Zeit vor Hitler 1938 vorzugeben - mit einem sprichwörtlichen "Alpendollar". Denn Kinder bedeuten eben Leistung, nicht Geld. Also wurde gut für sie bezahlt. So konnten sich auch Menschen über Wasser halten, die keine Arbeit, kein Auskommen fanden. Und wer produziert bei uns Kinder? Ein Hinweis: Die angestammten Bürger sind es nicht.

Die einzigen die sich durch alle diese Zwänge halbwegs elegant durchschleusen konnten, waren - Geldbesitzer. Bürger, die es verstanden hatten, Erträge zu lukrieren, die andere erwirtschafteten. Und Geld stand in hohem Ansehen, und mündete auch in gesellschaftlich bedeutenden Positionen. 

Noch dazu wo das Christentum und speziell ab dem 4. Jhd. allmählich bewirkt hatte, daß auch Sklaven als "Menschen" respektiert wurden. Gar heiraten, Besitz erwerben etc. duften. Aber selbst, ja gerade diese Reichen brauchte so ein Zwangssystem in Wirklichkeit, denn irgendjemand mußte ja noch ein freies Ende der Fahnenstange aufgreifen, sonst wäre der staatliche Coup, der sich immer bewußter auf Leistung und nicht auf das von ihm selbst herausgegebene Geld stützte, nie aufgegangen: Leistung behält nur dann Wert, wenn es auch Nachfrager gibt. Die Vermögensunterschiede zwischen Reichen und dem Gros der Bevölkerung waren übrigens unglaublich größer als heute. Gegen das private Vermögen alleine eines Augustus wäre ein Bill Gates ein armer Schlucker gewesen. Wobei beide verbindet, daß sie mit ihrem Geld "soziale Großtaten" begehen. Es war aber damals noch ziemlich üblich, daß Reiche öffentliche Ämter und dessen Aufwand aus ihrem Privatgeld bestritten, und selbst der römische Sozial- und Alimentierungsstaat (in Spitzenzeiten war fast halb Rom rein auf Sozialhilfeempfang angewiesen; es wurde kaum noch etwas prudziert in der Stadt) war großenteils privat finanziert. Was oft zum Ruin der Reichen führte, das nur nebenbei.

Jedes etatistische System, das Leistung kumuliert um sie dann andernorts in der Hoffnung anzubieten, davon zu profitieren (denn auch die Münzverschlechterung funktionert nur eine gewisse Zeit), funktioniert also nur dann, wenn es nicht global ist und alles umfaßt, sondern freie Restbereiche, "Wildnis" vor den Toren hat. Und sei es, daß man einen Bückmarkt, einen gesetzlich bewußt nicht geregelten Parallelmarkt toleriert, in dem also nur das Gesetz des Stärkeren, Schnelleren, Skrupelloseren gilt.

Die Folge dieser Vorgänge war eine völlige Entsittlichung der römischen Wirtschaft. Anstand, Ehre gab es nicht mehr, und kein Gesetz konnte auf Dauer Wucher - das Ausnützen der Notlage eines anderen - eindämmen.

Der VdZ glaubt zwar nicht, daß sich diese Vorgänge bei uns buchstäblich wiederholen. Aber er hat längst nachzudenken begonnen, wo sich exakt dieselben Vorgänge, die in der Logik des heutigen Zentral- und Versorgungsstaates liegen, also in derselben Linie wie der des Rom der Kaiserzeit seit Caesar, in lediglich anderer Kostümierung wiederfinden. Oder anbahnen. Denn daß es auf die selben Ergebnisse hinauslaufen wird, daran hat er keinen Zweifel. Zumal wir es in den ehemaligen Ostblock-Staaten ja erst kürzlich hatten, und in China nach wie vor nicht weit davon entfernt sind.





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