Teil 2) Was also Rom so alles einfiel
Von Zwangsgenossenschaften, die im
Kollektiv für Abgaben haften, über zwingende Bodenverbundenheit, über
Auslagerung der Steuerpflicht auf Assoziationen, die wiederum mit ihren
Mitgliedern haften, also den Staatsdruck übernehmen, über
Ortswechselverbot für Arbeitende, Umstellung der Steuerlast auf
Naturalleistung in Ware oder Arbeit mit anschließender
Staats-Monopolisierung des Handels damit (der natürlich vom Marktpreis
profitiert), samt Leerverkaufsregelungen (denn das gab es längst im
Alten Rom, ist also keine Erfindung der heutigen Börsen) für zukünftige
Kauf- und Leistungszwänge. Aufenthaltszwang in Städten war üblich, denen
einerseits die Steuerabgaben bei Sanktionen diktiert wurden, denen
anderseits das umgebende Land, ihrer Jurisdiktion unterstellte weitere
Städte und vor allem die Erwerbskraft ihrer Bürger praktisch "gehörte".
Ein heftiges Lavieren mit Erträglichkeiten setzte sein. Manchmal durften
Bürger oder Gewerbetreibende die Stadt gar nicht mehr verlassen,
Erblichkeiten waren mit Berufswechselverboten auch für kommende
Generationen verbunden, Bauern wurden mehr und mehr zu Leibeigenen von
Land-Großbesitzern, denen selbst bestimmte Leistungen abgepreßt wurden,
die sie von ihren Pächtern oder Bauern ebenfalls abpreßten. Oder man
wurde Soldat, mit im Erbgang übergebener Dienstpflicht auch für
Nachkommen, um wenigstens überleben zu können. In jedem Fall ist es eine enorme Vielfalt, die Bücher füllt, mit der der römische Zentralstaat zu überleben suchte.
Nicht
unerwähnt soll auch der Kinderhandel bleiben, der frohe Urstände trieb. Denn ein seltsamer Gedanke
stieg den VdZ bei der Lektüre einer Zusammenfassung dieser Aspekte aus der Feder von
Ignaz Seipel - Kanzler und Prälat - an, einem der Gottseibeiunse der Linken, dessen wirtschaftliche Kompetenz aber unbestritten ist. Dem es immerhin gelang, aus einer ausichtsslosen Lage eines Restefetzens namens Republik Österreich nach 1918 die Wege zu einer der weltweit stabilsten und stärksten Volkswirtschaften der Zeit vor Hitler 1938 vorzugeben - mit einem sprichwörtlichen "Alpendollar". Denn Kinder
bedeuten eben Leistung, nicht Geld. Also wurde gut für sie bezahlt. So
konnten sich auch Menschen über Wasser halten, die keine Arbeit, kein
Auskommen fanden. Und wer produziert bei uns Kinder? Ein Hinweis: Die
angestammten Bürger sind es nicht.
Die
einzigen die sich durch alle diese Zwänge halbwegs elegant
durchschleusen konnten, waren - Geldbesitzer. Bürger, die es verstanden
hatten, Erträge zu lukrieren, die andere erwirtschafteten. Und Geld
stand in hohem Ansehen, und mündete auch in gesellschaftlich bedeutenden
Positionen.
Noch
dazu wo das Christentum und speziell ab dem 4. Jhd. allmählich bewirkt
hatte, daß auch Sklaven als "Menschen" respektiert wurden. Gar heiraten,
Besitz erwerben etc. duften. Aber selbst, ja gerade diese Reichen
brauchte so ein Zwangssystem in Wirklichkeit, denn irgendjemand mußte ja
noch ein freies Ende der Fahnenstange aufgreifen, sonst wäre der
staatliche Coup, der sich immer bewußter auf Leistung und nicht auf das
von ihm selbst herausgegebene Geld stützte, nie aufgegangen: Leistung
behält nur dann Wert, wenn es auch Nachfrager gibt. Die
Vermögensunterschiede zwischen Reichen und dem Gros der Bevölkerung
waren übrigens unglaublich größer als heute. Gegen das private Vermögen
alleine eines Augustus wäre ein Bill Gates ein armer Schlucker gewesen.
Wobei beide verbindet, daß sie mit ihrem Geld "soziale Großtaten"
begehen. Es war aber damals noch ziemlich üblich, daß Reiche öffentliche
Ämter und dessen Aufwand aus ihrem Privatgeld bestritten, und selbst
der römische Sozial- und Alimentierungsstaat (in Spitzenzeiten war fast
halb Rom rein auf Sozialhilfeempfang angewiesen; es wurde kaum noch
etwas prudziert in der Stadt) war großenteils privat finanziert. Was oft
zum Ruin der Reichen führte, das nur nebenbei.
Jedes
etatistische System, das Leistung kumuliert um sie dann andernorts in
der Hoffnung anzubieten, davon zu profitieren (denn auch die
Münzverschlechterung funktionert nur eine gewisse Zeit), funktioniert
also nur dann, wenn es nicht global ist und alles umfaßt, sondern freie
Restbereiche, "Wildnis" vor den Toren hat. Und sei es, daß man einen
Bückmarkt, einen gesetzlich bewußt nicht geregelten Parallelmarkt
toleriert, in dem also nur das Gesetz des Stärkeren, Schnelleren,
Skrupelloseren gilt.
Die
Folge dieser Vorgänge war eine völlige Entsittlichung der römischen
Wirtschaft. Anstand, Ehre gab es nicht mehr, und kein Gesetz konnte auf
Dauer Wucher - das Ausnützen der Notlage eines anderen - eindämmen.
Der VdZ glaubt zwar nicht, daß sich diese Vorgänge bei uns buchstäblich wiederholen. Aber er hat längst nachzudenken begonnen, wo sich exakt dieselben Vorgänge, die in der Logik des heutigen Zentral- und Versorgungsstaates liegen, also in derselben Linie wie der des Rom der Kaiserzeit seit Caesar, in lediglich anderer Kostümierung wiederfinden. Oder anbahnen. Denn daß es auf die selben Ergebnisse hinauslaufen wird, daran hat er keinen Zweifel. Zumal wir es in den ehemaligen Ostblock-Staaten ja erst kürzlich hatten, und in China nach wie vor nicht weit davon entfernt sind.
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