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Samstag, 21. Mai 2016

Ausweglosigkeiten - Filmempfehlung (3)

Teil 3) Warum sich an diesem Film die profundeste, zutreffendste und tiefste Kritik der Gegenwart aufbauen läßt, die der VdZ je aus fremder Feder gesehen hat. Aber leider wurde American Psycho in dieser Tiefe nicht verstanden. Denn dann hätte man auch des VdZ Roman "Helena" verstanden. Was wohl die Begeisterung erklärt, mit der er an den Film anknüpft. + Der ganze Film. Hier!




Alles bleibt also ohne Wirkung, die wirkliche Wirklichkeit ist dieser Welt abhanden gekommen. Selbst die Recherche des Kriminalbeamten, der dem Proponenten dicht auf den Fersen zu sein scheint, ist pures "Simulieren". Man bedient sich gegenseitig die vorstellungen, Verdächtiger wie Kriminalinspektor. 

Und niemand scheint diese eigene Unwirklichkeit zu bemerken, niemanden scheint diese Wirklichkeitslosigkeit auch nur ansatzweise zu berühren. Als wäre niemand da! Alle spielen nur  als gäbe es eine Welt. Eine solche hermetische Welt wird aber zwangsläufig zum magischen und autoreparativen Ort, dem gar nicht mehr zu entkommen ist. Die die ihr wichtigen Teile endgültig verschlungen hat und nicht mehr freigibt. Ja die sich verhält, als hätte sie eigene Schöpfungsmacht von Wirklichem aufgebaut. 

Und spätestens hier drängt sich überzeugend die Stringenz der Philosophie auf, die hinter diesem Stück Kunst steckt. Denn wenn die Welt ist, was wir Menschen denken, dann ist auch das Wirkliche das, was wir denken, und geht von uns, den Göttern dieser Welt, aus. Eine wirkliche Wirklichkeit, die seltsamerweise in den Menschen weiterlebt und sogar nach Anschluß drängt, weil  nur sie jenen Inhalt bieten kann, den jeder im Letzten sucht, ohne den er sogar verrückt wird, ist aber nur möglich, wenn diese Welt selbst von einem Wissen gewußt wird, das NICHT im Menschen liegt. Sodaß menschliches Wissen nur in dieser Einbettung in die Wahrheit dieser Wirklichkeit überhaupt Relevanz hat. Zumindest für die Menschen und ihre innersten Sehnsüchte.

Das fatale an dieser Zweitwirklichkeit ist, daß sie mit nomineller Sprache nicht mehr aufzubrechen ist. Denn sie funktioniert als Analogie, in Ahnlichkeit zur Welt der wirklichen Wirklichkeit. Sie hat aber einen entscheidenden Unterschied: Die Welt der wirklichen Wirklichkeit ist offen, sie ist offen dem Sein selbst gegenüber - Gott. Und diese Türen sind Türen der Haltung, der innersten Entscheidung, der Sprache der Sprache, die nur geört werden kann. Der im Sprechen nur gehorcht werden kann. Denn der Mensch der Offenheit und des dienmütigen Gehorsams spricht die Sprache der Engel, ihre Sprache ist seine Sprache, und sie ist es, die ihn hält. Er weiß, daß er sich nicht selbst retten und im Sein halten kann. Er weiß sich abhängig vom Sein selbst.

Der Teufel aber ist der Affe Gottes. Von ihm inspiriert, ist diese Welt der des göttlichen Wortes ähnlich, aber ihr fehlt die entscheidende Dimension. Das macht sie dem bloß nominalen Verstand so schwer erkennbar, ohne daß die Welt Gottes nicht in die des Verstandes greift wie ein Zahnrand ins andere, als ein Aspekt desselben Ganzen, der göttlichen Sophia, der göttlichen Weisheit, und aus göttlichem Verstand, an dem des Menschen Verstand teilhat, den er widerspiegelt in der Haltung, konstituiert ist. Deshalb ist diese im Film dargestellte, die heutige Welt umspannende Welt des Sprechens tatsächlich eine Hölle. Aber der Bewohner der Hölle weigert sich, das zu erkennen, ins Licht zu blicken. Denn er meidet, was vor dem unerreichten Licht erst entsteht: den abgrundtiefen Schmerz. Im Licht, im Wissen Gottes aber würde er sich im Verstand sehen. Also wendet er den Blick vom Licht ab, und kann ihm doch nicht entfliehen, weil er isset (ist als tätig seiend) aus Gott. Hölle ist, wo keine Vernunft mehr ist. Aber wo viele viele Nomina, Worte sind.

Nichts Wirkliches dringt mehr an die eine solche Zweitwelt konstituierenden wie von ihr konstituierten Menschen heran, die die Universitäten mit endlosem Nachschub derselben Unwirklichkeit beschicken, die also auch in dieser Sphäre existieren. Sie ist existentiell in der ontologischen Ebene - in der Todesangst, der Angst vor dem Höllenschlund des Nichterfüllten abgesichert. Deshalb wirft sie sich zu einem Sein wie Gott auf. Nichts mehr kann diese Scheinwelt, die die Macht hat, die alles beherrscht und bestimmt und um die es allen geht, denen die dazugehören und denen die von ihr etwas wollen und dabei aber Schmerzen riskieren, erschüttern, und nichts geht mehr hinaus. Die schöne, gelackte Welt, die sich sogar ihre Landschaften der Probleme und Katastrophen erfindet um wirklich zu erscheinen, ist eine in sich geschlossene Hölle ohne wirkliche Wirklichkeit und damit ohne Liebe. Sie ist ein Moloch, der alle verschlingt, die in seine Nähe kommen.  

Und DAS ist eine Präzision der Darstellung der Gegenwart, die eine Kritik des gesamten 20. und 21. Jhds., eine Kritik der gesamten globalisierten, per Netz und Medien verhängten hermetisch gewordenen Welt wird, die einen regelrecht umhautl, weil sie so tief und umfassend wahr ist.




Auf Youtube gibt es derzeit erstaunlicherweise sogar den ganzen Film zu sehen.





P. S.: Keine Angst: Wurde das Buch in den USA schon deshalb so heftig diskutiert, weil es ausführliche Schilderungen von Gewaltszenen enthält, sind solche Geschehnisse im Film lediglich angedeutet und eigentlich nie direkt zu sehen.





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