Teil 3)
Damit
ist auch das Argument in seiner Begrenztheit aufgezeigt, das da von
"Komplementarität" spricht. Die meist scdhon so tut, als wäre das
Hauptereignis eine einfache, faktisch sich fügende "Entsprechung" nach
dem Motto, es solle sich halt jedes Paar so richten, wie es sich fügt.
Das stimmt aber nicht, udn daf verführt zu einer fatalen Ablenkung des
Eigentlichen, des Gelingensprinzips, auf ein rein technisch
Prozessuales.
Denn
es handelt sich hier um eine Komplementarität auf zwei Ebenen - der
einen als dem Gesollten, dem zur wirklichen Selbsterfüllung tauglichen:
die Komplementarität der Beziehung von Mann und Frau im Ideenreich (dem
Wissen, der Vorsehung) Gottes. Und der zweiten - der faktischen Ebene
eines historischen Gewordenseins "so wie man halt mal ist", in allen
Schwächen und Stärken, aber in eine Form zu stellen, die eben dem ersten
Bilde entspricht. Das Ehepaar, in der der Mann kleine und dünn neben
der wohlbeleibten, kräftigen und bebarteten Frau einhertrabt, kann sich
die Hierarchie nicht aussuchen, in der es zueinander steht. Auch hier
ist der Mann der Wortgebende, die Frau die Empfahende Beide haben aber
eben andere Schwierigkeiten zu überwinden, um zu diesem sie selbst erst
erfüllenden Bilde zu gelangen.
Weil
der Mensch aber als Mensch eben auf Gemeinschaft ausgerichtet ist - aus
seinem Wesensbild im Geiste steht er in vielfältigsten Beziehungen
idealer wie historisch zufälliger, einfach da seiender Beziehungen, im
Stand, in der Familiengeschichte der Eltern, im Beruf, im Dorf, etc.
etc. - so ist es auch im Wesen einer Gemeinschaft, die ursprünglichen,
alles Dinghafte bzw. Seiende konstituierenden wie erhaltende Geistesbild
in erster Linie zu kennen und zu fördern bzw. nicht zu verhindern.
Und
deshalb ist das Geschlecht SEHR WOHL auch eine soziale Konstruktion.
Denn die Gemeinschaft trägt dazu bei, daß im Einzelnen das Selbstsein
wirklich werde. Der Einzelne empfängt nämlich seine Identität, und er
empfängt sie nicht zuletzt von allem, was ihn als Gemeinschaft umgibt,
die ihn bei Namen nennt, die ihn er (sie) selbst sein läßt - als
Geschenk einerseits, als Aufforderung anderseits: diese Typologie auch
durch aktives Selbstsein zu erfüllen. Denn das tut sie nicht
"automatisch", das tut sie im Maß des Ergreifens dieser Ideen, dieser
Sollensbilder als Bezhiehungscharakteristika, und das ist Aufgabe und
Mühe. Die kulturelle Institutionalisierungen abnimmt. Wenn und soweit
diese der Wahrheit entspricht und keine Unkultur ist, die im Zerfall
endet.
Sie
tut es, indem sie den einen mit "Herr Fischer", die andere mit "Frau
Gutesschneider" anspricht, den einen mit Kind, den anderen mit
Ratsherren. Den einen mit Mann - die andere mit Frau. Und dieses
Selbstsein fördert, indem sie bei der Geburt eines Mädchen rosa
Wickelgewänder schenkt, und dort blaue Strampelhosen, das ist
kulturbedingt und insofern weitgehend (aber nicht einmal da: ganz,
gerade bei Farben) zufällig.
Deshalb
gibt es auch in einer Kultur, die sich immer in einer Organisationsform
zusammenfindet, ja sich darin erst erweist, weil sie sich erst so
entwickeln kann (und nicht jede Wesenseigenart immer wieder und wieder
neu durchgesetzt werden muß, Hände und Kopf also für Neues und
Weiterentwicklung frei werden) verschiedene Funktionalkreise (wir müssen
zu diesen Wörtern greifen, weil wir hier explizieren, und das geht nur
über dinghafte Bilder, was kein Problem ist, solange diese Bilder nicht
für absolut gehalten werden - absolut sind nur die Dynamiken, die Ideen
in Gott) gebildet und institutionalisiert. Da sind hier die Kreise, die
sich am Wochenmarkt einfinden, dort die die Hausarbeit übernehmen, und
dort jene, die sich eben um Politik und das offiziöse Dorf-, Stadt- und
Staatswesen kümmern.
Alle
diese kreise, und zwar wirklich alle, haben ihre Entsprechungen im
Wesen der Menschen. haben sie das nicht, so sind sie nicht wahr, und
deshalb nicht überlebensfähig und untauglich. Sie würden, bestünden sie
wirklich länger, eine Gesellschaft (egal in welcher Form) auf Dauer
ruinieren, an ihrer Selbstverfehlung zugrunde gehen lassen. Sie sind
aber immer Sollensbilder! Sie sind Ideen. und um diese geht es. Sie
werden deshalb verwirklicht, indem die diesen Ideen
(Beziehungsdynamikan) zugeordneten wie zuzuordnenden Gestalten (nicht
zuletzt als Mann oder Frau) sie aufgreifen.
Und
hier finden sich eindeutig Wesensentsprechungen! Nicht - noch einmal -
weil ein Mann immer "stark" ist, oder eine Frau immer "schwach". Sondern
weil es ihrem Wesensbild entspricht. Und DARUM geht es im menschlichen
Leben. Es geht NICHT um das perfekte Funktionieren und Gelingen dessen,
was er macht! Es geht eben NICHT um die Herstellung eines
Paradieseszustands, in dem alles schnurrt wie ein BMW-Diesel mit
Einspritzung. Es geht um die Selbstüberschreitung jedes einzelnen
Menschen auf sein Sollensbild hin.
Daß
eine Gesellschaft, in der diese Wesensbilder lange zeit beachtet
wurden, sich auch faktisch-praktisch in Richtung eines Gelingens
entwickelt, beweist nichts anderes als die Geschichte Europas. Das ist
nämlich der wesentliche Unterschied der abendländischen Kultur zu allen
übrigen Kulturen gewesen, das war auch das Großartige der griechischen
Antike, aus der als kulturellem Unterbau für das darauf sehr gut
passende Christentum das Abendland erwuchs. Das dann der gesamten Welt
so überlegen wurde, daß es als Maßstab für so gut wie alle Länder und
Völker gilt.
Es
war NICHT sein besseres Funktionieren, seine zufällig bessere Technik. Agere seqitur esse - das Handeln folgt dem Sein. Etwas IST zuerst, erst daraus handelt es. Etwas IST Gestalt, weil es nur sein kann, wenn es in eine Bezkiehung gestellt ist, auf die die Gestalt hinweist - und sich dann in der Erfüllung dieser Beziehung, im Ausfüllen seines Ortes, der ihm zugewiesen wird und wurde, selbst erfüllt weil erst im Vollzug wird.
Funktion ja, das auch, mehr oder weniger tauglich für einen Ort weil faktisch so oder so der Welt entnommen, mit allen Mängeln, und vor allem IMMER mit Mängeln.
Aber es gründet alles in dieser Wesenstranszendenz, es
gründet in seiner Fähigkeit, genau unter Rückgriff auf das Wesensbild, die Gestaltengefüge den Pfad bzw. die Pfade zur
individuellen Wahrheit zu institutionalisieren, aus der dann immer
individuell so große Leistungen entsprungen sind - weil sich in dieser
Kultur individuelle Wesensentfaltung so wunderbar vollziehen konnte. Dieses Gestaltengefüge wird nur in Ausnahmefällen durchbrochen, und auch dann ist es "von oben gegeben", von anderen erkannt: Der hat so etwas Königliches an sich ...
Ein kleiner Seitenhieb, der sich aufdrängt: Der pausenlos strapazierte, durch Medienfülle permanent allen um die Ohren gedroschene Spruch, daß "jeder alles werden könne", bezieht sich immer auf Ausnahmen. Wie absurd es nämlich wäre, dies von jedem anzunehmen, zeigt sich in der sogenannten "amerikanischen Idee". Es "gelingt" auch dort nur den allerseltensten Ausnahmen, vom Tellerwäscher zum Millionär aufzusteigen, und ist es nicht von oben gegeben, wird so ein "Weg nach oben" zur Orgie von Gewalt, Betrug, verschlagener Cleverness und Hinterlist, die als Leistung verkauft werden. Das war es dann auch schon. Nicht wenige sogar, die genau von diesem aberwitzig falschen Mythos leben, indem sie ihn ausnutzen und tradieren, um ihn so "zu beweisen".
Der überwiegende Teil heutiger "Karrieren" ist ein einziger Pfad menschlicher Niedrigkeit, die groteskerweise heute oft sogar noch bewundert weil, weil die allgemeine Wirklichkeitskompetenz (im Ablehnen der Transzendierung, zu welcher Schwäche alle bereits verbildet sind) erschreckend gering ist. Somit solche Dinge gar nicht mehr verstanden weil beurteilt werden können. Es handelt sich hier aber schlicht und ergreifend um einen bewußt lancierten und am Leben gehaltenen, pseudoreligiösen Mythos, der eine Aussage enthält, die einem Blick in die Hölle gleicht.
Von den Myriaden von gescheiterten Nachahmern, die sich und ihr Leben, ihre Seele, ihre Psyche dabei ruiniert haben erwähnt niemand, denen eingeredet wurde, alles läge "an ihnen". Was eben überhaupt nicht stimmt, gerade wirklich Erfolgreiche wissen das am meisten - sie sind immer die Demütigsten. Von ihnen zu scheiden sind eben Erfolgsräuber, s.o. Der VdZ denkt heute noch mit Schaudern zurück an Begegnisse, als er selbst in den frühen 1980ern in diese amerikanistische Sphäre von Erfolgsseminaren und Unternehmenskonzepten hineinroch, um sich nach ersten Erfahrungen mit solchen "Erfolgsmethodiken" angewidert abzuwenden.
Morgen Teil 4)
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