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Montag, 16. Mai 2016

Zeichen und Tangenten

Man muß zu diesem Video nicht mehr viel sagen. Ein französischer General - einer von einer ganzen Reihe, die seit längerer Zeit auf ein dramatisches Versagen der französischen Sicherheitssysteme hinweisen - kündigt an, sich 2017 fürs Amt des Präsidenten zur Wahl zu stellen.

Das nächste Stadium einer Entwicklung, die der VdZ seit Jahrzehnten sieht und im Ergebnis vorhersagt. Nicht weil er Prophet ist, sondern weil er nur 1 + 1 zusammenrechnet. Mit dem substanzlosen Geschwafel einer "Gefahr von rechts" hat das kategorial rein gar nichts zu tun. Da sitzen Reiter auf Pferden, die ganz woanders hin laufen als wohin sie blicken. Und so müßte man fast alle Regierungen und Eliten unseres Kontinents charakterisieren, die in Wirklichkeit die sogenannten "Rucke nach rechts", wie sie vielfach zu beobachten sind, dankbar begrüßen müßten - denn die würden ihren A... noch einmal retten.

Wenn es dazu nicht schon zu spät wäre. Nachdem man Jahrzehnte alles ausgehöhlt, untergraben und genichtet hat, was einen Staat (und das ihm zugrundeliegende Volk) ausmacht und konstituiert, was alles also zusammensein läßt und zusammenhält, streiten sie nun, wer die Kerzen auf der Geburtstagstorte ausblasen darf und ob Parkett nicht besser wäre als Teppich. Während die Bagger bereits die Grundmauern des Hauses abtragen. Um aber DAS zu denken, zu erkennen, und damit handeln zu können, fehlen allerorten bereits die Denkkategorien.  

Die Gegenwart kann sich selbst nicht  mehr denken. Also wird sie von der Wirklichkeit überrollt.

"Nur den Betern kann es noch gelingen," schrieb Reinhold Schneider vor bald siebzig Jahren. Und helle Geister haben es auch schon vor zweihundert Jahren vorhergesehen. Sie hatten völlig recht. Hoffnung könnte nur von der Kirche kommen. Aber auch sie ist längst dabei, ihren eigenen Keller anzuzünden und lebt nur noch davon, daß Stein so schlecht brennt. Wenig Hoffnung also, wenn man an die Gegenwart Tangenten anlegt. Und doch ist es eine Hoffnung, weil Hoffnung dort besteht, wo es eine reale Möglichkeit gibt - und die liegt im Geist. Der ein Geist des Martyriums, der Sühne ist. Doch selbst das kann bitter machen, wenn die Kirche nämlich in jedem Meßopfer auf Märtyrer Bezug nimmt die für Dinge ihr Leben ließen und Sühne litten, die die Kirche selbst heute für falsch, unchristlich und töricht erklärt.

Da atmet das Herz die Worte des Evangeliums doppelt: "Und ihr? Wollt auch ihr gehen?" - "Herr, wohin sollen wir gehen? Nur Du hast Worte des Ewigen Lebens." Woran sich eine der großartigste Vorhersagen aus Jesu Mund anschließt.

Aber ab diesem Stadium - auf das wir in ganz Europa zusteuern, oder worin wir bereits verharren - wird es wirklich interessant. (Ein chinesischer Fluch lautet: "Mögest Du in interessanten Zeiten leben!") Wenn die diffundierten Staaten und Regierungsinstitutionen aus Zwängen des Ordnungserhalts, um das nicht mehr zu übersehende völlige Zerbröseln doch noch irgendwie zu verhindern, in einer ultimo ratio der Beseitigung der Freiheit nicht mehr entkommen. Denn es gibt tatsächlich so etwas wie einen inneren Kern der Geschichte: das Ringen des Seins um Weltwerdung ist eine unüberwindbare und in seinen Gesetzen unhintergehbare Kraft.

Schauen wir uns also auch an diesem schönen Frühlingstag intensiv um, speichern wir die Eindrücke, um uns später wenigstens an Erzählungen wärmen zu können. Das Leben, wie wir es in Europa kannten, steht nämlich schon in der Tür. Es winkt, müde, traurig, zum Abschied. Dann geht es.









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