Teil 2)
Mann und Frau sind nicht von Gott gleich
erschaffen, sie sind auch nie so gedacht. Jede Biologie weist darauf hin, aber auch nicht mehr: sie kann in dieser hinweisenden Tatsächlichkeit schwer deformiert sein. Ihr Wesen ist aber nicht primär aus dem Faktischen definiert, sondern aus ihrer Gegründetheit in der Idee vom Menschen - als "Mann und Frau", die Frau aus der Seite genommen, die Idee des Menschen zuerst überhaupt: als Mann. (Übrigens: in so gut wie allen Sprachen auch die Urform für Mensch.)
Sie sind darin die
Nachbildung des Verhältnisses von Gott Vater, dem reinen Geist, auf den
Logos, den fleischgewordenen Gott, das von ihm ausging, so wie die Frau vom Mann, die einander im Geist der wechselseitig zugehauchten Liebe (welch schönes Bild deshalb: das der geschlechtlichen Vereinigung, das des Kusses dabei, das genau das nachahmt und aussagt) verbunden sind. Sie sind Analogien, Ähnlichkeiten zu
dieser Beziehungsdynamik, welche zwar ontisch die Beziehungspartner
nicht schafft, aber als Weltsein werden und wachsen und wesen läßt. Mann
und Frau sind deshalb Analogien (Ähnlichkeitsbilder) zum Verhältnis des
Geistes in dem aller Geist enthalten ist, und der Wirklichung im
Fleisch, das diese Worte hört, aufnimmt, austrägt und gebiert, als
Gestalt. Paulus beschreibt es eindeutig: Mann und Frau sind
Nachbildungen des Geheimnisses von Christus und Kirche. Hier der
Befruchtende - dort die Empfangende. Die Kirche wird immer mit der Frau
gleichgesetzt.
In
weltliche Verhältnisse übertragen ist das das Verhältnis eines
Geistgebenden - Chefs, Vaters, Organisationshauptes,
Feuerwehrhauptmannes, was auch immer - und einer wirklichenden
Empfängnis. Das macht jedes Haupt zu einem besonderen Träger der
Wahrheit, jeden Organismus, jeder Materia zu einer Nachbildung der vom
Haupt empfangenden Gesamtbilder. Jedes, wirklich jedes Ding der
nichtmenschlichen Natur, jede Pflanze und jedes Tier "funktioniert" nach
ganz exakt diesem Grundschema, in dem sich die gesamte Schöpfung als
eine Analogie der göttlichen Dreifaltigkeit erweist. Nicht dieser
gleich, aber in seinem Wesen ähnlich, weil alles Hervorgebrachte das
Wesen seines Hervorbringers wiederspiegelt.
Das
Wesen alles Dinghaften (wir fassen darunter Mensch wie übrige Natur)
ist, daß es zum einen in pausenlosem Beziehungskontakt (jeweils als Bild
eines Zueinander vorstellbar) zum lückenlos Umgebenden (alles ist
lückenlos umgeben, nichts steht auch nur einen Zentimeter seiner Grenze,
seiner Haut allein für sich; immer ist da ein Objekt, das angrenzt)
steht. Zum anderen ist es gerufen, sein Selbstsein in die Welt zu
tragen, und zwar seinem Wesen gemäß, damit so die gesamte Welt zu einem
einzigen Loblied auf den Schöpfer wird. Alles trägt dazu bei. Aber alles
trägt dazu im Ausmaß seines Selbstseins im Vollzug - ein Akt, nciht
einfach ein passives Geschehen - bei. Weltseiendes ist also immer aktiv
zu denken.
Aber
wonach ist etwas es selbst? Es ist es selbst soweit es sich seinem
Bilde nach formt, und das heißt: sich transzendiert. Sich auf ein
Beziehungsgefüge hin transzendiert. Gold mag als Ziergegenstand schön
sein, aber als Brennstoff ist es nicht es selbst. Weihrauch mag gut
riechen, aber als Unterlage unter einen wackelnden Tisch ist es nicht in
der aktiven Selbstvollzug seines wesensbestimmenden Beziehungsauftrags.
Und so besteht tatsächlich so etwas wie ein Kampf aller dinge gegen
alle - es ist ein Kampf um die Durchsetzung seiner Grenzen. Und das ist
nur im Selbstsein der Fall. Ist etwas schwach, zieht es aus seinem
Sollensbild nicht genug Kraft zu diesem Selbstsein, warum auch immer,
wird es vergehen.
Was
in Wahrheit höchst komplex ist, soll einfach eines versucht
Darzustellenden weil hoffentlich für den Leser zu gewinnenden
Vorstellunghorizonts in so einfache Bilder gefaßt werden. Denn eben
Bilder können auf den Geist dahinter verweisen, erfaßte Gestalten; das
Wort als verfleischlichter wie verfleischlichender Geist - Gestalt - ist
in der Wahrheit, aus der es stammt, die es im Maß des Übernehmens auch
ist, ist die höchste Seite des Weltseins. Für den Menschen als die
wirkliche Wirklichkeit erfaßbar, in der Intuition auffaßbar, der das
über das pure Hören aufgenommene mit eben jener "Sprache der Sprache"
füllt, sofern diese Worte eben wahr sind, also der Wahrheit folgen.
Das
bedeutet, daß alles weltliche Sein sich nach einem Geistesbild
orientiert, weil nur dem entsprechend es selbst ist. Als
verfleischlichte Idee. Dem Menschen nun obliegt kraft seiner
Geistesbegabung, die ihn über alle anderen Dinge kategorial hinaushebt,
an diesem Geist teilzuhaben, in diesen Geist hineinzuragen. Er muß also
in seinem Verstand, seinem Denken, seinen Verstandesbildern etc. etc.
dieser Geistigkeit genügen, will er er selbst sein. Das heißt, daß allem
Menschsein auch ein Bild vorausgeht. Sein Selbstsein erschöpft sich
nicht in bloßer faktischer Veranlagung (was würde da ein Hermaphrodit
sagen, der tatsächlich als Laune der Natur mit zweierlei
Geschlechtsmerkmalen geboren wurde?) oder zufällig (oder gar durch
falsche Erziehung entstandener) "Fertigkeit".
Sondern
als Mensch - und das heißt in der einander zugeordneten Dichotomie Mann
und Frau - muß er sein Sollensbild auch konkret vorentwerfen, vor sich
gewissermaßen hertragen. Deshalb stimmt nicht einmal die Argumentation
der gutmeinenden, aber im Grunde sich selbst zerstörenden
"Genderkritiker" nicht, die da meinen, alles wäre in der physischen
Konstitution bereits vorgegeben. Das ist es nicht! Um selbst zu sein,
muß der Mensch sehr wohl ein Idealbild vor sich hertragen, und diesem
nachjagen. Auch eine Frau, die mit bärigen Muskeln und Bartansatz
geboren wurde, ist deshalb nicht halt doch irgendwie Mann, sondern sie
hat die schwere Aufgabe, sich nach dem Bilde der Empfangenden (gegen ihr
angelegtes Temperament sogar) auszustrecken. Das gilt gleichermaßen für
das schwächliche, dünne und nervenschwache Männlein, das lieber mit
Puppen spielen würde, als sich der harten Auseinandersetzung mit der
Umgebung im Ringen um das Selbstsein seiner Familie und seines Standes
(für höhere Stände speziell oft eine ganz schwere Aufgabe) zu kümmern.
Morgen Teil 3)
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