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Dienstag, 31. Mai 2016

Dann ist es Todsünde (2)

Teil 2) Zuerst das Gewissen 
- Worüber sich ein Bergoglio-Kabarett schreiben ließe -


Newman sah sehr scharf, wohin eine offizielle Dogmatisierung der Unfehlbarkeit des Papstes führen würde, und er hatte absolut recht: Die Gläubigen würden mit der Zeit nicht mehr unterscheiden können, was eine unfehlbare und was eine fehlbare oder rein private Handlung eines Papstes wäre. Genau diese Verwirrung im Volk kann man seither auch beobachten.

Und daß er es sich in der Gewissensbildung je leicht gemacht hätte, kann ihm ganz gewiß nicht zum Vorwurf gemacht werden. Auch nicht dem VdZ. Im Gegenteil sah er sich aus diesem Grund oft und oft genötigt, sich mit theologischen und philosophischen Fragen auseinanderzusetzen, mit viel Mühe und Zeitaufwand, die er sich manchmal auch lieber erspart hätte. 

Und selbst wenn dieser Argentinier am Stuhle Petri den allergrößten Stuß erzählt (und der VdZ größte Zweifel an seiner persönlichen Lauterkeit hat²) prüft der VdZ bis heute, wo jener berühmte Funke Wahrheit liegen könnte, der in allem sein muß, sonst gäbe es ihn nicht. Nur ist er oft sehr versteckt und sehr häufig in einem ganz anderen Zusammenhang zu sehen, als es Bergoglio zu meinen scheint. Denn man darf auch nicht den Fehler machen, sich im Vereinzelten zu verlieren, man muß immer den großen Horizont suchen, in den es einzubetten ist, und aus dem heraus es überhaupt erst ist wo und was es ist.

Nichts aber könnte den VdZ dazu bringen, in blindem Gehorsam - und das ist immer schon (!) eine von der Kirche abgelehnte, ja als abzulehnende klar bestimmte Haltung! - einfach allem und jedem nachzulaufen, was der Papst sagt. Die Notwendigkeit zu schärfster Prüfung ist aber besonders dort der Fall, und ganz besonders dort der Fall, wo der VdZ zu anderen Schlüssen kam oder kommt, als der Papst bekannt gibt (schon gar, wenn er es als private Plauderei tut). Denn dann weiß der VdZ umso fester, daß er Verantwortung für sich übernehmen muß.

Und das ist es, was den Menschen erst in Freiheit gründet: Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Erst dort (!) und in dieser Freiheit der freien Zustimmung - denn Irrtum ist nicht Freiheit, Irrtum ist immer in Unfreiheit begründet und Ausdruck von Unfreiheit, wenn er nicht gleich Bosheit und damit direkte und schwere Sünde ist - ist er auch Ebenbild Gottes. Und das heißt auch und das heißt gerade, selbst dem Papst zu widersprechen, wenn er Unsinn redet und falsch handelt. Ohne Amt und Realisierung damit je anzuzweifeln.*

Aber zu dieser Berufung des Getauften zur Freiheit der Kinder Gottes gehört genauso jene zu kritisieren, die da meinen, die Anerkennung päpstlicher Autorität verlangte die Außerkraftsetzung des eigenen Gewissens und der höchst persönlich nur wahrzunehmenden Verantwortung für den ganz konkreten Lebenskreis am Ort, an dem man steht. Das ist Aberglaube. Das ist dieselbe Todsünde, die gesetzt wird, wenn man von anderen verlangt, sie hätten sich in blindem Gehorsam dem Papst zu fügen. Denn nichts kann die Notwendigkeit (und man muß heute DARAN erinnern, gerade weil alle meinen, es sei umgekehrt) zum Ergreifen der Freiheit - Selbstsein ist ein Akt - ersetzen oder außer Kraft setzen.**



"Papa Francesco"
 - Ein Bergoglio-Entwurf -

Es erzählt viel auszutesten, in welcher Form und mit welchen Inhalten sich zu einer Situation oder Person ein Kabarett schreiben ließe. Es erzählt schon viel, wenn Kabarett die einzige Möglichkeit ist, sich einer Sache zu nähern, ohne sie in Haß oder Lieblosigkeit auszustellen, weil sie in Sachlichkeit gar nicht zu bewältigen wäre, ohne in einem vernichtenden Urteil zu erstarren. Denn im Kabarett muß man seine Figuren lieben, sonst mißlingt es und wird zum langweiligen Traktat. Das also mit einer überspitzten Handlung Tatsachen Bergoglio'scher Amtsführung auf einen Kulminationspunkt hin schreibt, der die Groteske deutlich macht. Und damit eine Verobjektivierung eines zuvor noch ungeborgenen, chthonischen, diffusen Inhalt möglich macht.

Diesen vor Augen stellt, und im Lachen befreit und distanziert, sodaß man sich frei verhalten kann. Schon vor geraumer Zeit hat der VdZ den Gedanken einmal durchgespielt, weil er sich aufdrängte, dieses Pontifikat in einer episodenartigen Kurzfilmreihe mit viel Humor (in dem Bergoglio durchaus mit gewisser Liebenswürdigkeit betrachtet würde, ohne freilich der Sache etwas zu nehmen) darzustellen. Dazu braucht es aber doch gewisse theologisch-philosophische Urteilskraft, sonst würde man der Sache ihre eigentliche Spitze - und den eigentlichen Humor - nehmen. Der nur über Tragik funktioniert, denn die Komödie ist eine überzogene, überdehnte, auf wahrhaftige Spitzen (als verlängerte Tangenten) getriebene Tragödie, die maßlos wurde. Aber um Tragik zu begreifen, um sie darstellen zu können, muß man ihre sachlichen Grundlagen in ihrer Ernsthaftigkeit erkannt haben.

(Der Leser möge verstehen: Die konkreten Inhalte werden derzeit noch unter Verschluß gehalten.)

Es umzusetzen ist halt eine Geldfrage, und Filmproduktion etwas anderes als Ideen zu gestalten. Zu der es auch jede Menge Mitstreiter und vor allem ein Gemüt braucht, kräftig in die Welt hineinzugreifen. Der VdZ hat also die Idee weit nach hinten gestellt, wo sie weiter fermentieren kann. Wie so viele Ideen.





*Der VdZ war vor gut 20 Jahren in einen schweren und öffentlich ausgetragenen Disput verwickelt, in dem er in seiner Verantwortung als Familienvater auch für die religiöse Erziehung seiner Kinder den offiziellen Religionsunterricht kritisierte. Im Einzelfall müsse man seine Kinder sogar vom offiziellen Religionsunterricht abmelden, äußerte er damals, wenn man sie katholisch erzogen haben wollte. Was ihm den Vorwurf seitens etlicher Kleriker (darunter Bischof Krenn) eintrug, er sei "ungehorsam", ja rufe dazu auf. Das war nicht nur tief ungerecht, und zwar weil man eben nicht verstand was einen Familienvater von einem Kleriker unterscheidet, es ist selbst von maßgeblichen Kirchenvertretern (und im übrigen von + Johannes Paul II.) längst bestätigt worden. Denn vor allem ist religiöse Erziehung eine elterliche Verantwortung, die zu leisten und die kein Priester oder Religionslehrer abnehmen kann. Der offizielle Religionsunterricht kann (wie überhaupt jede Schule) diese elterliche Pflicht nur stellvertretend übernehmen, mit elterlicher Gutheißung, niemals aber ersetzend.

²Warum soll das nicht gestattet sein? Worin unterscheidet sich diese Meinung prinzipiell von jener, in der Menschen nach dem Tod von Päpsten "Santo subito!" rufen, und die sofortige Seligsprechung eines Papstes verlangen? Auch das ein Urteil aus persönlichem Eindruck (so weit man den eben gewinnen kann) und über die persönliche Heiligkeit eines Menschen. Im Fall Bergoglios kommt der VdZ eben zu diesem Urteil. Und er beruft sich auf eine vielfach erprobte und offenbar nicht so ganz unausgereifte Menschenkenntnis dabei. Ein lauterer Mensch handelt und redet nicht so widersprüchlich, im Gegenteil: Lauterkeit ist ja gerade Einheit in Denken und Handeln, wo das Ja zu einem Ja, das Nein zu einem Nein wird. Oder gilt Menschenkenntnis nicht bei Päpsten? Oder nur, wenn diese heilig sind? - siehe eben: Newman.

**Das passiert nicht einmal in den allerhöchsten Stufen der Mystik, ja gerade dort ist die höchste Freiheit Endziel.



*220516*