Deshalb
ist die Zeugung eines Menschen ex nihilo - aus dem Nichts, nur aus
Gottes Geist - kein deistisches, also von der historischen Situation
losgelöstes und von Gott willkürlich gesetztes Geschehen denkbar,
sondern braucht den Tod des Menschen in der geschlechtlichen Hingabe,
ist also auch in gewissem Sinn historisch relativ bzw. dynamisch. Was
sich in der weltlichen Dynamik der (durchaus: in der letztlich sogar
jeden Willen überwältigenden, also menschlichen Geist auf die Hingabe
ausrichtenden Leidenschaft) zum Orgasmus - den man ja auch den "kleinen
Tod" nennt - steigernden Hingabe tatsächlich ereignet. Diesen "Baum des
Lebens" hat Gott geschützt, in ihm zeigt sich also tatsächlich eine
paradieseshafte Ganzheit, die der Mensch nicht (mehr) zerstören konnte.
Das gelang nur in der Erkenntnis, die aus dem Schauen (dem intuitiven
Rapport zum zu erkennenden Objekt) in die zweidimensionale Rationalität
umbrach.
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Dieses
eheliche Geschehen schlechthin, zwischen Mann und Frau, war in der
totalen Hingabe Mariens und Josefs deshalb auch ohne direkten
Geschlechtsakt möglich (ja fordert logisch sogar daß es ihn nicht gab,
weil ein daraus gezeugtes Kind dann tatsächlich "nur" Mensch und Prophet
gewesen wäre), weil in beiden der Tod (man hat ja lange überlegt, ob
nicht auch Josef ohne Erbsünde gewesen sein muß; muß er aber nicht)
vollkommen und auf je ihrer Ebene geschah, die in Maria den einzig
möglichen Ort der Menschwerdung Christi bot. Ein Sonderfall freilich,
der nur auf den Gottmenschen Jesus Christus anwendbar ist, und der
Erbsündelosigkeit der Mater als "neue Eva" (aus der alles Menschsein
empfangend-mütterlicherseits geboren wird) voraussetzt. In Josefs
Hingabe aber zeigt sich die vollkommenste Form der Vaterschaft auf Erden
überhaupt. (Wie sie übrigens dem Gedanken der Adoption immer noch
zugrundeliegt.) Und die ist geistiger Natur. Weshalb man Jesus auch
"Sohn Davids" nennen konnte. Immerhin war Josef diesem Haus, diesem
uralten Königsgeschlecht zugehörig.
Gott
also selbst hier die Historizität gebraucht bzw. ist ihr gefolgt, denn
sie ist kein zufälliges Aufgepräge auf die Welt, sondern eben in der
Historizität liegt der prinzipielle Weg Gottes mit Welt und Menschheit.
Dieser historische Aspekt beleuchtet auch die Art, wie die Juden selbst
Jesus gegenüberstanden, auf eine oft etwas vernachlässigte Weise. Denn
im Verständnis aller Völker seit Urzeiten - in Naturvölkern, aber auch
in gegenwärtigen Völkern und Stämmen - ist der König der
Kristallisationspunkt des ganzen Volkes, das ihm persönlich zugeordnet
und zugeschrieben ist. Was historisch sogar direkt im Königsopfer
belegbar ist - wo man also den König opferte, um Gott gnädig zu stimmen.
Umgekehrt war der König der Ort, in dem sich (als Amt) Gott und Mensch
vermählten. Gerade auf der arabischen Halbinsel ist historisch belegt
und bis heute nachweisbar, daß die Abstammungslinien des Herrschers
deshalb von entscheidender Bedeutung hinsichtlich seiner Legitimität
sind.
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Denn
ein König läßt sich nur aus Gott, dem Sein selbst, dem alles entstammt
und von dem alles abhängt, legitimieren. Diese "poetisch erfahrbare
Wirklichkeit" ist und war allen Völkern der Erde gemeinsam, und sie ist
es sogar noch heute: Wo sich nämlich Politik auf "höhere Moralgesetze",
auf universalistische "Werte" beruft. Wie es etwa die Amerikaner tun und
woraus sie ihr Sendungsbewußtsein beziehen, und zwar definitiv als
"Volk Gottes", als "Gods own country", in welchen Begriffen sie im Grunde sakramentale Wirklichkeit - Kirche, Neues Jerusalem zu sein! - behaupten. Legitimation für ... eigene Willkür, die Willfährigkeit von allen anderen fordert.
Aber das ist prinzipiell so gar nichts Neues. Darauf
baut sogar das gesamte Abendland auf, darauf baut als Abschattung in Ähnlichkeiten jeder Staat und jedes Volk auf. Selbst in der Demokratie, wo
freilich der Sinnzusammenhang kaum noch rekonstruierbar weil
zerschlagen, chthonisch aber nach wie vor wirksam weil Lebensprinzip ist.
Am germanischen Begriff des Königstums läßt sich historisch belegen, daß ein König der falsch entschied, der zu schwach wurde - dem Nomos, also der Wertlandschaft der Menschen widersprechend, die Kraft braucht um am Leben zu bleiben - als gegen Gott stehend gesehen und deshalb über ein Widerstandsrecht absetzbar war. Ein wichtiges Gegenüber für jeden Regierenden. Denn er ist eben nicht nur Gott verantwortlich, er muß Volk und Gott in sich vereinen und in einer Wirkrichtung synthetisieren.
Am germanischen Begriff des Königstums läßt sich historisch belegen, daß ein König der falsch entschied, der zu schwach wurde - dem Nomos, also der Wertlandschaft der Menschen widersprechend, die Kraft braucht um am Leben zu bleiben - als gegen Gott stehend gesehen und deshalb über ein Widerstandsrecht absetzbar war. Ein wichtiges Gegenüber für jeden Regierenden. Denn er ist eben nicht nur Gott verantwortlich, er muß Volk und Gott in sich vereinen und in einer Wirkrichtung synthetisieren.
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