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Freitag, 27. Mai 2016

Es war das letzte mal (3)

Teil 3) Weil es hier um Identitätsfragen geht




Weil es eben in der Frage des Bundespräsidenten so sehr wie in keiner anderen Wahl (!) um Identitätsfragen geht. IN IHM wird das Land repräsentiert, ja dargestellt. Die parlamentarische Politik wird immer eher als Frage des Funktionalen verstanden, und das drückt sich in vielem aus, auch in der recht kurzen Amtsperiode der Gewählten. Das hat sowohl die ÖVP nicht erkannt, als auch die Kirche, wo es besonders tragisch ist, weil sie ja von diesem Prinzip sogar LEBT. Sie lebt vom Geheimnis der Gestalt, der inhaltlichen Tiefe der Person, in der sich (Form und Inhalt sind untrennbar) auch Weltanschauung ausdrückt, sie lebt NICHT in ihrer technischen Funktionalität.

Die FPÖ hat sich diesmal als einzige Kraft erwiesen, die in der Lage wäre (und zukünftig sein könnte), diese weltanschaulichen Lager (freiheitlich-aufklärerische 1848er und christlich-soziale) zu einen und zu politischer Wirkkraft aufzubauen. Noch hat es knapp nicht funktioniert, und das hat auch mit der immer noch nicht ganz sicheren Identitätsbildung weiter Teile der im Stich gelassenen ÖVP-Klientel zu tun. Das zeigt sich in der Wählerstromanalyse, wo zu gleichen Teilen Stimmen der ÖVP ins Lager des freiheitlichen Kandidaten wie in das des roten Kandidaten wanderten. Sie hat anders als die SPÖ (zumindest in der aktuellen Wahrnehmung) nicht die Bedeutung des Bundespräsidenten für die Menschen erkannt. Und das hat mit der jahrzehntelangen Praxis zu tun, in der bewußt schwache, den Parteien willfährige Persönlichkeiten ohne Profil gewählt bzw. aufgestellt wurden, weil der Parlamentarismus möglichst nicht gestört werden wollte. 

Bei dieser Wahl hat sich nun gezeigt, zu welcher Kraft der Bundespräsident tatsächlich gerufen wäre, und was er für das Volk für eine Bedeutung hat - er ist eben die Analogie zum König, als Personalprinzip eines Volkes und dessen Staatswillen. Die ÖVP hat anders als die vereinigte Linke verkannt, welche Bedeutung die Weltanschauung für die Menschen hat, und die Kirche, welche die Religion für die Menschen hat. Als Quellpunkt und Feste der Identität. Das rächt sich nun. Beide haben sich nun ins Abseits geschossen und ihr Lager verloren weil verraten. Das nun enttäuscht andere Orte suchen wird, unter denen sie wenigstens so lange Unterschlupf, Heimat und Schutz finden, bis sich vielleicht eines Tages wieder eine starke weltanschauliche Kraft bildet, die sie wieder sammelt.

So, wie es van der Bellen gelang, der sich zur Identifikationsfigur einer geeinten, ja durch ihn ihrer Einigkeit neu bewußt gewordenen Weltanschauung stilisieren konnte und die ihm zugeschanzte Aufgabe gerne aufgriff und durchführte. Die in einer gewaltigen Gesamtanstrengung noch einmal erfolgreich den Sieg des bürgerlichen Lagers verhindern konnte. In dem die Vernunft, die katholische Basis des Hausverstands noch einmal ins Gesicht geschlagen werden konnte. Das wird diesem Lager nicht noch einmal passieren. Denn es weiß nun, daß es bei weitem mehrheitsfähig sein kann. Wenn es nur andere Pferde wählt.






*Wähleranalysen zeigen eindeutig, daß sich die "wirklichkeitsgebundenen" Menschengruppen im Lager "Hofer" finden: Bauern, Arbeiter und Unternehmer, und vor allem Männer. Alle diese sind die Hauptverlierer der nun sogar noch weiter gehen sollenden Sopranationalisierung, vor allem aber Sopra-Ideologisierung. Umgekehrt finden sich im Lager "van der Bellen" recht eindeutig unter Staats-Alimentierte, Staatsnahe zusammenfaßbare Bevölkerungsgruppen, zu denen auch die Jugend gehört (die bereits in zweiter Generation sozialstaatsdeformiert, also -hörig ist), zu denen auch die Frauen gehören, die ideolgische leichte Beute der Linken, die in unseren Staaten ja auch das sogenannte "Establishment", die "Elite" darstellen. Zuwachs kann die Linke deshalb nur über Zuwanderung finden, will sie nicht definitiv zur offenen Gewalt greifen. 



*240516*