Teil 3) Weil es hier um Identitätsfragen geht
Weil es eben in der Frage des Bundespräsidenten so sehr wie in keiner anderen Wahl (!) um Identitätsfragen geht. IN IHM wird das Land repräsentiert, ja dargestellt. Die parlamentarische Politik wird immer eher als Frage des Funktionalen verstanden, und das drückt sich in vielem aus, auch in der recht kurzen Amtsperiode der Gewählten. Das hat sowohl die ÖVP nicht erkannt, als auch die Kirche, wo es besonders tragisch ist, weil sie ja von diesem Prinzip sogar LEBT. Sie lebt vom Geheimnis der Gestalt, der inhaltlichen Tiefe der Person, in der sich (Form und Inhalt sind untrennbar) auch Weltanschauung ausdrückt, sie lebt NICHT in ihrer technischen Funktionalität.
Die
FPÖ hat sich diesmal als einzige Kraft erwiesen, die in der Lage wäre
(und zukünftig sein könnte), diese weltanschaulichen Lager
(freiheitlich-aufklärerische 1848er und christlich-soziale) zu einen und
zu politischer Wirkkraft aufzubauen. Noch hat es knapp nicht
funktioniert, und das hat auch mit der immer noch nicht ganz sicheren
Identitätsbildung weiter Teile der im Stich gelassenen ÖVP-Klientel zu
tun. Das zeigt sich in der Wählerstromanalyse, wo zu gleichen Teilen
Stimmen der ÖVP ins Lager des freiheitlichen Kandidaten wie in das des
roten Kandidaten wanderten. Sie hat anders als die SPÖ (zumindest in der
aktuellen Wahrnehmung) nicht die Bedeutung des Bundespräsidenten für
die Menschen erkannt. Und das hat mit der jahrzehntelangen Praxis zu
tun, in der bewußt schwache, den Parteien willfährige Persönlichkeiten
ohne Profil gewählt bzw. aufgestellt wurden, weil der Parlamentarismus
möglichst nicht gestört werden wollte.
Bei
dieser Wahl hat sich nun gezeigt, zu welcher Kraft der Bundespräsident
tatsächlich gerufen wäre, und was er für das Volk für eine Bedeutung hat
- er ist eben die Analogie zum König, als Personalprinzip eines Volkes
und dessen Staatswillen. Die ÖVP hat anders als die vereinigte Linke
verkannt, welche Bedeutung die Weltanschauung für die Menschen hat, und
die Kirche, welche die Religion für die Menschen hat. Als Quellpunkt und
Feste der Identität. Das rächt sich nun. Beide haben sich nun ins
Abseits geschossen und ihr Lager verloren weil verraten. Das nun
enttäuscht andere Orte suchen wird, unter denen sie wenigstens so lange
Unterschlupf, Heimat und Schutz finden, bis sich vielleicht eines Tages
wieder eine starke weltanschauliche Kraft bildet, die sie wieder
sammelt.
So,
wie es van der Bellen gelang, der sich zur Identifikationsfigur einer
geeinten, ja durch ihn ihrer Einigkeit neu bewußt gewordenen
Weltanschauung stilisieren konnte und die ihm zugeschanzte Aufgabe gerne
aufgriff und durchführte. Die in einer gewaltigen Gesamtanstrengung
noch einmal erfolgreich den Sieg des bürgerlichen Lagers verhindern
konnte. In dem die Vernunft, die katholische Basis des Hausverstands
noch einmal ins Gesicht geschlagen werden konnte. Das wird diesem Lager
nicht noch einmal passieren. Denn es weiß nun, daß es bei weitem
mehrheitsfähig sein kann. Wenn es nur andere Pferde wählt.
*Wähleranalysen
zeigen eindeutig, daß sich die "wirklichkeitsgebundenen"
Menschengruppen im Lager "Hofer" finden: Bauern, Arbeiter und
Unternehmer, und vor allem Männer. Alle diese sind die Hauptverlierer
der nun sogar noch weiter gehen sollenden Sopranationalisierung, vor
allem aber Sopra-Ideologisierung. Umgekehrt finden sich im Lager "van
der Bellen" recht eindeutig unter Staats-Alimentierte, Staatsnahe
zusammenfaßbare Bevölkerungsgruppen, zu denen auch die Jugend gehört
(die bereits in zweiter Generation sozialstaatsdeformiert, also -hörig
ist), zu denen auch die Frauen gehören, die ideolgische leichte Beute
der Linken, die in unseren Staaten ja auch das sogenannte
"Establishment", die "Elite" darstellen. Zuwachs kann die Linke deshalb
nur über Zuwanderung finden, will sie nicht definitiv zur offenen Gewalt
greifen.
*240516*