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Freitag, 27. Mai 2016

Aus dem Alltag (1)

Die 41jährige wartete morgends an einer Bushaltestelle, als sie ein Algerier (der schon mehrere Jahre in Linz wohnt, wie die Kronen Zeitung schreibt) mit eindeutigen Absichten attackierte. Sie wehrte sich so heftig, daß sie dem Mann die Nase brach. Daraufhin schlug sie der Mann jedoch bewußtlos. 

Gepriesen aber sei unser Sozialsystem, dessen Ruf unüberbietbar ist. Nicht nur ist der Algerier auch wegen anderer Straftaten mit Einreiseverbot belegt, was bei offenen Grenzen natürlich niemand kontrollieren kann, lebt er seit etlichen Jahren von den Sozialhilfen, die Asylwerbern zustehen, auch wenn diese keinerlei Aussicht auf Zuerkennung des Status haben. Außerdem gibt es die kleine legistische Raffinesse, daß ein Einreiseverbot erst nach Ausreise gültig wird. Nur ausreisen wird er Mann nie mehr, davon kann man ausgehen, der nun im Gefängnis sitzt, aber per Gesetz weiterhin den Versorgungspflichten der Behörden unterliegt, nicht abschiebbar ist.

Denn mit Einsprüchen kann ein Asyl-Verfahren auf viele Jahren hinausgezögert werden, in denen der Asylwerber auch nicht abgeschoben werden kann. (Berühmt geworden ist der Fall eines Asylwerbers, der seine Familie nachzog, dessen Verfahren zehn Jahre dauerte - er wurde zwar abgeschoben, aber seiner Familie eine Aufenthaltsbewilligung mit dem Argument zugesprochen, daß sie über so lange Jahre Aufenthalts hier bereits heimisch geworden sei.) Ohne aufzuwerfen, daß Rückschiebung nur bei den wenigsten auch passiert, denn derartige Massen (die es absehbar betrifft, die ein Asylverfahren einleiten lassen, obwohl jeder weiß, auch der Werber, auch die Behörden, daß es ohne jede Aussicht auf Anerkennung ist) abzuschieben ist schon technisch gar nicht zu bewältigen. Dazu kommt, daß Algerien oder Marokko gar niemanden mehr zurückNIMMT. Die werden schon wissen, warum sie an den Fachleuten, die ihr Land gen Norden verlassen, nicht so unbedingt hängen.*

Woher der Mann diese bürokratischen Schliche kennt? Vermutlich ist er doch ein Hochqualifiziierter, und seine Besuche bei den Sozialberatungsstellen dienen dem rein akademischen Austausch über neueste Forschungsansätze über einen neuen Dammelwinkmotor für Ölschiebelafetten, der das Nadelölgeschäft revolutionieren könnte.

Aber mehr: Der Algerier fühlt sich im heimischen Sozialangebot schon so zuhause, daß er nach seiner letzten Tat in ein Krankenhaus fuhr, um sich behandeln zu lassen. Wie sieht man denn aus mit einer schiefen Nase, die außerdem ziemlich weh tut? Dort wurde er aber denn doch verhaftet. Auch damit kennt er sich ja aus. Passanten hatten mittlerweile die Linzerin, die "im Genitalbereich nackt" und im Gesicht schwer verletzt war, im Gebüsch neben der Bushaltestelle gefunden und die Polizei alarmiert. Sie hatten auch gesehen, wie ein Mann mit Gesichtsverletzungen geflohen sei, und vermutlich auch verscheucht, denn seine Absicht hatte er nicht mehr ausführen können. Wie sich später herausstellte, war dies aber nicht der erste diesbezügliche Angriff des 35jährigen auf Frauen gewesen, aber schon beim letzten mal im November des Vorjahres hatte ihn die Frau in die Flucht geschlagen. Offenbar ist er überhaupt eine Weichbirne der ganz besonderen Art.

Warum aber hält sich der Mann in Österreich auf? Warum wird er vom Sozialsystem alimentiert? Ist es rassistisch anzunehmen, daß er hier niemals eine Perspektive für einen neuen Lebensbeginn suchte und fand, nicht einmal privater Natur? Selbst mit Sprachkenntnissen ist das ja lange noch nicht getan. Wenn es in den Zeitungen heißt, daß die Vorgehensweise beim Vergehen im November war, daß er "einer Frau anbot, ihr den Einkauf heimzutragen" ist es wohl nicht "rassistisch" davon auszugehen, daß er die Zeit dafür aufbieten konnte, weil er nicht gerade zwischen zwei Geschäftsterminen gerade eine Lücke hatte.

Vielmehr kommt hier ein anderer Aspekt ins Spiel, den keiner zu beachten scheint, aber noch seine Kraft entwickeln wird, vermutlich aber durch verdeckte Bewältigungsstrategien, die nicht auf Aufarbeitung hinzielen, sondern auf Rechtfertigung: Der der ganz realen Schuld jener Sozialstrategen und deren Handlanger, die wahllos Menschen (hier: Algerier) ins Land holen und unter Ausnützung eines formalisierten Rechtssystems wie Kletten im Wollkleid verankern, deren Interessen aber inkompatibel und selbst bei gutem Willen in gegebenen Umständen (die sie umgekehrt aber brauchen, denn sonst gäbe es keine Alimentierung) unerfüllbar sind. Was aber erwartet man von diesen Menschen (das nächste Beispiel verstärkt dieses Argument noch einmal)?

Noch einmal: Hier ist nicht von Hilfen in Notsituationen, von gebotener christlicher Nächstenliebe die Rede. Hier geht es vielmehr um völliges Verkennen und gar bewußt verweigerte Kenntnisnahme sozialer und psycho-sozialer Gegebenheiten.


Morgen Teil 2) Ein weiterer Fall aus dem neuen Alltag
- Und: Parallelen eigentümlichster Art



*Schon öfter erzählt: Der VdZ hat VOR dem Fall des Eisernen Vorhangs immer wieder Rumänen (et al.) - illegal - beschäftigt (aber immer gleich bezahlt wie Inländer). Sie waren sichtlich vom Schicksal gebeutelte Existenzen, hatten meist sehr spezifische und oft geistige Berufe (u. a. ist dem VdZ noch ein Regisseur erinnerlich), die meisten wollten ohnehin so rasch wie möglich nach Kanada auswandern, und waren ehrliche, arbeitswillige Menschen. Das änderte sich nach 1989 schlagartig. Mit einem mal strömten Massen an Rumänen ins Land, ohne jede Qualifikation, ohne Willen zur Arbeit, aber mit grimmiger Entschlossenheit, die offensichtliche Ungerechtigkeit, daß es in Österreich so viel Wohlstand gibt, durch Vermögensausgleich nicht feinster Art und ohne die Mühen eines legalen Erwerbs aber mit offensichtlicher Kenntnis bis heute aktueller Sozialtheorien zu beheben. Ein völlig anderer Menschenschlag. Der VdZ hatte erst auch diesen vermeintlich Gebeutelten, nun von drückender Diktatur Befreiten helfen wollen, etliche aus einem nahen Asylantenlager geholt und beschäftigt. Aber nur einmal, und nur wenige Tage. Als hätte Rumänien einfach seine Gefängnisse geleert.




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