Immer wieder eine Wohltat sind die fundierten Darstellungen von Udo Pollmer. Der mit Sachverstand und spitzer Zunge unermüdlich die zahllosen Irrtümer aufmischt, die die Bürger nicht viel weniger als die Fachwelt zu einem Narrenkabinett voller Widersprüche machen. So schießt eine Falschmeldung nach der anderen durch die Medien, und nicht nur durch sie, und verwirrt die Menschen. Die permanent von Hysterien geplagt werden, die induziert werden, von wem auch immer.
Diesmal geht es um die Hysterie rund um die "Fettleber". Jeder der Übergewicht hat (auch der VdZ gehört diesen an), weiß ein Lied davon zu singen. Sie ist eine Art Freibrief für manche Ärzte und Diätassistentinnen, daß sie den Dicken regelrecht quälen dürfen. Oft wirken die Ratschläge und Ermahnungen, denen man dann ausgesetzt ist, sogar wie blanker Zynismus.
Dabei ist häufig die dagegen verordnete Therapie nicht nur blanker Unsinn, sondern sogar kontraproduktiv, sagt Pollmer. Und begründet es. Vielfach sind sogar gerade die Heilmittel die Ursache einer Leberschädigung. Nicht die Fettleber. Die, wie es meist heißt, auf Dauer zu Entzündungen und damit zu Leberkrebs führt und deshalb bekämpft werden muß. Aber das stimmt nicht. Es stimmt auch nicht, daß der Leberkrebs bei uns epidemieartige Dimensionen angenommen hat, er rangiert bei den Tumoren mit zwei bis drei Prozent am unteren Ende der Skala.
Was Leberschädigungen hervorruft, sind in erster Linie Schimmelpilze und Viren, wie bei der Hepatitis C. Das ist auch der Grund, warum Afrika eine deutlich höhere Erkrankungsrate bei Leberkrebs hat als unsere Länder. Und es sind Wirkstoffe aus manchen Kräutern, die in unsere Nahrung, ja bis in manche angeblich besonders gesunden Tees gelangen.
Auf jeden Fall gilt, daß es nicht in erster Linie eine zu fette Ernährung oder Alkohol an sich sind, die eine Fettleber verursachen. Sondern es ist das, was auch Übergewicht (oder, bei anderer Veranlagung, Anorexie) verursacht: Dystress, hohe seelische Belastung, mit einem einfachen Wort: Kummer und Sorgen.* Die müssen einem nicht einmal bewußt sein, sollte man da ergänzen, denkt man an die kulturell bedingten Selbstentfremdungen und Wesenswidrigkeiten, denen der Mensch heute so oft ausgesetzt ist.** Aber sie sind es, die den Bauchspeck sowie eine Fettleber befeuern. Damit zeigt auch der Alkohol eher etwas an, als er solche Schäden bewirkt. In jedem Fall sind es Probleme, denen mit Hungerdiäten auf keinen Fall beizukommen ist, weil die zum Gegenteil den Stress sogar noch erhöhen.
Wer ständig so viel Unsinn in die Welt setzt, fragt Pollmer, wenn es um die Ernährung geht? Wenn wir das nur wüßten ...
*Damit kommen wir auch der Tatsache auf die Spur, warum Denker/Philosophen oft so mächtige Körper haben, um nicht zu sagen: dick sind. (Für Thomas v. Aquin mußte sogar die Tischplatte ausgeschnitten werden, damit er besser essen konnte.) Denn ihr Denken ist eine Reaktion auf Mangel, den sie rundum erleben, sodaß sie das Insgesamt, das gute Ganze rekonstruieren. Das ist im Wesentlichen dann auch die Philosophie, die historisch belegbar immer dann mit großen Systemen auftritt, wenn eine Kultur sich auflöst.
**E. Michael Jones weist z. B. darauf hin, daß die bekannte Fettleibigkeit bei Lesben, aber überhaupt die Fettleibigkeit bei vielen mit der zerrütteten, selbstfremden Identität etwa im Genderismus oder in der sexuellen Haltlosigkeit ("Befreiung") zusammenhängt.
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