Teil 3) Vorhersagen sind Archetypenkonkretion -
Was ist dann ihr Sinn?
Auf keinen Fall aber darf übersehen werden, daß der Mensch mit Freiheit begabt ist. Selbst also, wenn die Gottesmutter Maria in Fatima tatsächlich erschienen und den Gang der Welt vorhergesagt hat (in vielem sind diese Vorhersagen auch tatsächlich eingetroffen), so heißt das nicht, daß sie so kommen "müssen". Es heißt nur, daß ihr archetypisches Geschehen auf der Grundlage der jeweiligen Zeit, in der diese Vorhersage getroffen wird, so und so aussieht, und deshalb so und so enden wird. WENN sich nichts ändert, der Mensch also nicht anders handelt, nicht einsieht, nicht umkehrt. Freilich, auf der Grundlage dieser Archetypen lassen sich auch von scharfsinnigen, klugen Menschen selbst in konkreten Dingen ganz schön zutreffende Vorhersagen anstellen.
Was wir heute und jetzt zu tun haben, hat sich also um nichts und niemals geändert. Und der Aufruf zu größerer Nähe zu Gott in Gebet und Kult, wie er aus Fatima hervorgeht, ist ganz sicher nicht verfehlt. Ebenso wenig ist verfehlt, diesem Aufruf besondere Dringlichkeit zuzumessen. Man kann also Fatima auch lediglich als "pastorales Ereignis" sehen. Wenn man nicht glaubt, daß mit bestimmten Frömmigkeitsformen (Rosenkranz, fünfmaliger Besuch der Hl. Messe an Herz Mariä Sühnesamstagen), wie in Fatima anempfohlen, auch besondere Gnaden verbunden sind. Daß wir das glauben können, ist der Sinn der Echtheitsprüfung, die die Kirche auch hier vornahm. (Und die Kirche ist sehr sehr sparsam weil vorsichtig in solchen Anerkennungen.)
In alle dem soll uns nur bewußt gemacht werden, daß wir mit deutlich mehr Hinwendung und Wachheit die Quelle unseres Lebens und der Geschichte in unser Leben hereinholen sollen. So kann man Fatima sehen, und so sollten wir es vielleicht auch sehen.
Dazu braucht es kein "Glauben an Fatima" und eine gesunde Skepsis gegenüber jeder Form von "Erscheinungen" ist ohnehin jedem anzuraten. Ein Leben in Gott ist auch ohne solche Sonderereignisse zu führen.** Dazu braucht es die persönliche Umkehr, zu der uns die Fastenzeit als Gang in die Wüste aufruft. Es ist auch richtig, eine gewisse Furcht vor der Apokalypse, also dem Jüngsten Tag als Moment der Wiederkehr Christi als Richter, am Ende der Zeit, zu hegen. Sie ist die ultimative Klippe, vor der wir aber jeden Tag, jeden Augenblick stehen, sie kann immer und jederzeit kommen. Es ist also gut, wenn wir (auf eine Weise) wie in einer immerwährenden Fastenzeit*** leben. Die dann vom eigentlichen und gegenwärtig gesetzten Erlösungsgeschehen in Karwoche und Ostern abgelöst und in diese Zeit neu hereingeholt wird. Als apokalyptisches Geschehen, als apokalyptischen Sieg.
**Im übrigen ist der VdZ überzeugt, daß solche Geschehnisse
wesentlich, wirklich wesentlich häufiger sind, als uns bewußt sein mag.
Aber es spricht für die Beteiligten (und es spricht für die häufige
Echtheit), daß sie in den allermeisten Fällen darüber nicht viel
Aufhebens machen, außer in ihrer sehr persönlichen Reaktion. Skepsis
ist freilich deshalb immer notwendig, weil wir den Teufel in seiner List
nie unterschätzen sollten. Der uns mit einem starken, persönlichen
Erleben, wie es eine Erscheinung wohl ist, ganz leicht aus den Pantinen
der Vernunft und der Freiheit heben und in fatalen Irrtum, in fatale
Fehlhaltungen führen kann. Von vielen Heiligen ist deshalb bekannt, daß
sie Gott baten, ihnen solche Zustoßungen wie Visionen oder Erscheinungen
zu ersparen.
***Was wir von der orthodoxen Kirche ganz sicher lernen (und neu auffrischen) sollten, ist die Stellung des Fastens im kirchlichen Leben. Das seit einigen Jahrzehnten fast völlig verschwunden oder zu einer lächerlichen Symbolhandlung diminuiert worden ist. Während es bis vor den 1960er Jahren in einer Fülle von Fasttagen (man denke nur ans Mittwoch- und Freitagsfasten) und Fastenperioden (man denke an den Advent) im Leben jedes Katholiken ständig präsent war. Es ist aus Gründen der Menschenkenntnis einfach notwendig, ein Fasten ganz exakt als Vorschrift zu konkretisieren. Wie es in der Orthodoxie noch der Fall ist.
Im übrigen erkennt man dort auch, daß die konkreten Dinge, auf die man dann den Kirchengeboten nach verzichtet, eine tiefe symbolische, archetypische Bedeutung haben. Der Vorwurf (der zur Auflösung der konkreten Fastenvorschriften in der Katholischen Kirche geführt hat), daß die Konkretion zur irrtümlichen Fetischisierung führen würde, trifft nicht. Aber dafür hat man damit das Fasten im Glaubensleben der Menschen defacto aufgelöst.
***Was wir von der orthodoxen Kirche ganz sicher lernen (und neu auffrischen) sollten, ist die Stellung des Fastens im kirchlichen Leben. Das seit einigen Jahrzehnten fast völlig verschwunden oder zu einer lächerlichen Symbolhandlung diminuiert worden ist. Während es bis vor den 1960er Jahren in einer Fülle von Fasttagen (man denke nur ans Mittwoch- und Freitagsfasten) und Fastenperioden (man denke an den Advent) im Leben jedes Katholiken ständig präsent war. Es ist aus Gründen der Menschenkenntnis einfach notwendig, ein Fasten ganz exakt als Vorschrift zu konkretisieren. Wie es in der Orthodoxie noch der Fall ist.
Im übrigen erkennt man dort auch, daß die konkreten Dinge, auf die man dann den Kirchengeboten nach verzichtet, eine tiefe symbolische, archetypische Bedeutung haben. Der Vorwurf (der zur Auflösung der konkreten Fastenvorschriften in der Katholischen Kirche geführt hat), daß die Konkretion zur irrtümlichen Fetischisierung führen würde, trifft nicht. Aber dafür hat man damit das Fasten im Glaubensleben der Menschen defacto aufgelöst.
*190119*