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Samstag, 16. März 2019

Zu jüngst besprochenen Pollmer'schen Anlässen

Der VdZ geht sogar so weit, daß er meint sagen zu können, daß die Moralisierung so vieler fundamentaler, ganz fundamentaler Lebenswirklichkeiten - Essen, Wetter, Luft ... - mit den daraus folgenden Verhaltensforderungen in nicht immer einfach zu erkennender, aber prinzipiell immer zutreffender Weise mit der Unfähigkeit des modernen Menschen zusammenhängt, Schuld zu verarbeiten und zu bewältigen. Speziell die jungen Menschen heute erhalten keine Vergebung mehr. 

Das in einer Situation, wo sie ein Leben führen, das der inneren Natur widerspricht. Die stumm bleibt, einerseits, und andererseits in der öffentlichen Wertelandschaft sogar der gegenteiligen Behauptung gegenübersteht: Daß das so gut sei. Das betrifft Sexualität nicht weniger, aber noch hinter dem Tatbestand gereiht, daß die Kinder eine Familiensituation erleben, die der ontologischen Realität nicht mehr entspricht bzw. die sie nicht mehr erfüllt. Es geht um die Stellung von Mann und Frau, die wiederum in der Stellung von Ehemann zu Ehefrau ihr Urbild hat. 

Im Klartext: Heute (bzw. mittlerweile ja schon seit über einer Generation) aufwachsende Kinder leben auf eine Art, die dem innersten (aber noch amorphen) Wissen widerspricht. Gleichzeitig müssen sie so leben, weil sie nur dann den öffentlichen Forderungen und vor allem Gedankengebäuden entsprechen. Das, was sie fühlen ist nicht mehr denkbar, damit nicht mehr bewältigbar. 

Daraus entstehen enorme Ersatzbewegungen. Und sie richten sich nach einer (richtigerweise) als notwendig empfundenen, sehr persönlich zu leistenden Sühne. Die muß am Körper ansetzen, so wie jede Strafe am Körper ansetzt, soll sie der Erfahrung von Vergebung dienen.

Somit werden die immer häufigeren Eßstörungen (Vegetarismus, Veganismus, Gesundheitswahn, Reinigungswahn ...) und Verhaltenszwänge (Gutmenschentum, Antifa, Klimaalarmistik ...), gestützt bzw. in die Vollständigkeit hinein konstruiert durch Vergegenständlichungen des Bösen ("Gifte", "Katastrophen" ...) - das ja fehlt! mehr noch: das gar nicht benennbar ist! - als bloße Schuldbefreiungskulte verstehbar. In einer Welt, die keine Vergebungsriten dem Objektiven gegenüber mehr kennt, weil sie das Objektive an sich (und damit Gott, das Sein) ablehnt. 

Wir haben es in allen diesen Dingen mit Formen der Selbst- und Fremdbestrafung zu tun. Und das geht bis zur Todesstrafe bzw. dem Selbstmord in der Hoffnung, dadurch diese höchstpersönlich aufgeladene Schuld - als die man es erlebt hat, weil man es "tat" - zu sühnen.

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In der erkennbaren Bewegung vieler Ideologien (Umwelt, Ökologie, Klimaschutz etc., aber auch "soziale Gerechtigkeit" und Sozialstaat) liegt der anderen auferlegte Zwang. Ihm liegt ein Erleben eines machtlosen Vaters zugrunde, der von der Mutter - Gesellschaft, das Allgemeine - dominiert blieb. Daraus aber folgt immer ein fehlender Mut des Kindes zu sich selbst, denn dieser Mut ist wesensgleich mit dem Mut des Vaters. So ein Kind hat kein gesundes, organisches Identitätsgefühl. Dieses bleibt immer konstruiert, behauptet, positivistisch. Weil der Vater geistiger Natur ist. Immer. 

Also sucht das Kind Umwege. Es sucht den Umweg über eine "objektive Wahrheit" ("Wissenschaftlichkeit" als pure Behauptung weil in Wirklichkeit Nutzinstrument, Wahn) als Werkzeug, um die Welt zu zwingen. Ihr damit jene Handlungsmacht aufzuzwingen, zu der einem sonst der Mut fehlt.

Dem steht aber noch ein Impuls zur Seite, nämlich der, der auf jeden Fall verborgen bleiben müssenden Rache an der Mutter (=Gesellschaft). Man will sie bestrafen, will sie leiden lassen, will sie unterwerfen. Indem man das beherrscht, was sie unterwirft - die Idee der überlegenen "guten" Moral, die alles sonst übertrifft und damit zwingt.





*150119*