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Samstag, 9. März 2019

Ein Lob dem Klimawandel (2)

Teil 2)


Befragt, was er dazu meine, daß oft behauptet wird, daß die Sonne keinen Einfluß auf die Erdtemperaturen habe, weil sich auch die Temperatur der Sonne ja nicht ändere, meint Dyson, daß das zwar richtig sei. Die Sonnentemperatur ändere sich nicht. Aber ihre Aktivität ändere sich sehr wohl. Sonnenflecken oder magnetische Stürme variieren innerhalb eines 11-Jahres-Zyklus ganz beträchtlich. Und das wirkt sich beobachtbar auf das Klima auf der Erde aus. Der Israeli Shaviv etwa hat das erforscht, und er hat direkte Auswirkungen der Sonnenaktivität auf das Weltklima herausgefunden. Das läßt sich auch in der Geschichte nachweisen - die kleine Eiszeit des 17. Jahrhunderts koinzidiert mit dem Maunder-Minimum, also einer damals 70jährigen Phase geringer Sonnenaktivität. Die Sonne ist also wichtig. Das hat aber nichts mit der Temperatur der Sonne, sondern mit der kosmischen Strahlung zu tun, der die Erde ausgesetzt ist. Und dafür gibt es auch aktuelle Evidenz, aus Beobachtungen. Es ist nur noch nicht ganz klar, wie das funktioniert. Wahrscheinlich, weil es sich auf die Wolkenbildung auswirkt.  

Eine fast humoristische Wendung nimmt das Gespräch, als der Interviewer Dyson davon erzählt, daß Al Gore den Vergleich gemacht hat, daß wenn man den Wasserdampf aus der Atmosphäre nähme, das CO2 40 Prozent der Atmosphärengase ausmache. Denn natürlich stimmt das. Was Al Gore aber nicht dazu gesagt hat ist, daß der Wasserdampf 90 Prozent der Atmosphäre ausmacht, aber wie will man ihn aus der Atmosphäre nehmen - denn das sind ja die Wolken! Den Wasserdampf aus der Atmosphäre zu nehmen, geht höchstens am Mars, weil es ihn dort nicht gibt. 

Warum schiebt man dennoch alles aufs CO2? Dyson meint, daß das damit zu tun hat, daß es mit menschlichem Tun zusammenhängt, nur da kann man also ansetzen. Auf alles andere in der Atmosphäre haben wir sowieso keinen Einfluß. Aber es wäre verrückt zu versuchen, es zu reduzieren, denn seine Auswirkungen sind nachweislich extrem positiv.

Während man aber den CO2-Gehalt der Atmosphäre recht verläßlich messen kann, sieht das bei Temepraturmessungen schon ganz anders aus. Diese Daten sind, meint Dyson, immer recht fraglich. Denn Temperaturmessungen unterliegen immer sehr lokalen Bedingungen. Die man dann durch Datenkorrekturen herauszurechnen versucht. Aber das ergibt recht unsichere Daten. 

Zu langfristigen Vorhersagen - sagen wir: über 100 Jahre - meint Dyson, daß man manche Dinge eben tatsächlich vorhersagen kann. Etwa, daß wir auch in 100 Jahren noch Kohle und Öl verbrennen werden. Aber wahrscheinlich ist auch, daß das für die Erde gut ist. Sie wird weiter grüner werden. Er sieht die Zukunft also recht optimistisch, sieht keine Klimakatastrophe am Horizont. Und das, meint er, teilt er mit den vielen Menschen in Indien oder China oder Ostasien. Dort findet sich auch kein Pessimismus, egal mit wem man spricht. Dort haben sich viele Dinge in den letzten 50 Jahren verbessert,  und man sieht dort diese Aufwärtsentwicklung auch für die Zukunft. 

Die Weltuntergangsstimmung bei uns ist seiner Meinung nach vor allem für akademische Kreise signifikant. Und darin werden sie von den Medien unterstützt. Aber wir sollten nicht glauben, daß diese Stimmung weltumspannend ist. Sie beschränkt sich auf den Westen. Und sogar hier hat die Allgemeinheit weit mehr gesunden Hausverstand.

Und auch er sieht die Effekte des Klimawandels überwiegend positiv. Er hat eben (aufgewachsen in den 1930er Jahren) auch viel viel schlechtere Zeiten erlebt*. Das stimmt ihn optimistisch, daß die Menschheit überleben wird.






*Und das scheint dem VdZ auch ein ganz wichtiger Punkt in der gesamten Debatte. Die eine typische Debatte einer Generationenschichte ist, die wirkliche Krisen, wirkliche Not, wirkliche Katastrophen nie kennengelernt hat. Der Bruch zwischen "Klimaalarmisten" und "Klimaleugnern" scheint auch genau diese Scheidegrenze entlang zu laufen: Hier sind Menschen, die wirkliche Not gar nie kannten und kennen, und deshalb die Welt gar nicht kennen, und dort solche, die bereits gegen alle mögliche Unbill kämpfen mußten und deshalb die Welt ganz anders kennen, realistisch und damit vernünftig wurden. Deshalb geht es überhaupt nicht um diese oder jene "wissenschaftlichen Details", das ist lächerlich. Gerade die Klimaalarmisten interessieren sich keinen Funken für Wissenschaft, es sei denn, sie kann von ihr für ganz andere Zwecke benutzt werden. Hier stoßen deshalb diametral entgegensetzte Welthaltungen aufeinander. Und das gibt der Debatte tatsächlich einen sehr grundsätzlichen Charakter.


*201218*