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Donnerstag, 28. März 2019

Die kanalisierte Unzufriedenheit (1)

Sehr zutreffend spricht in diesem Interview-Gespräch E. Michael Jones den Punkt an, daß es heute perfekt gelingt, die allgemeine Unzufriedenheit mit dem (jeweils eigenen) Leben in ein scheinbares, vorgegaukeltes, sogenanntes gesellschaftliches Anliegen zu kanalisieren. Denn der heutige Mensch weiß nicht, warum sein Leben nicht gelingt. Er macht doch alles so, wie es ihm gesagt worden ist? Aber sieh da - die allgemeinen Rezepte greifen nicht. Er wird nicht frei, wie ihm versprochen wird, seine innersten Bedürfnisse nach zwischenmenschlicher Erfüllung, Gemeinschaft, stabilem Leben, gelungener beruflicher Tätigkeit, gelungener Familie, nichts davon gelingt. Dabei ist doch eine ganze Industrie damit beschäftigt zu erklären, daß alle die Wege, die vorgestellt werden, gelingen und richtig sind. 

Also muß es andere Schuldige geben.

Das ist das ganze Geheimnis, das hinter Erscheinungen wie "Antifa", "Gendergerechtigkeit" etc. etc., das aber auch hinter der Gewalt gegen die AfD steht. Die gar nicht in ihren Aussagen interessiert, sondern deren (nie ausreichend definierbarer) "Geist dahinter" man jederzeit und überall als Zielscheibe anwenden kann. Man springt auf einen Zug auf, der die Unlust am eigenen Leben formiert und mit einem Feind versorgt. Was immer in Verdacht gerät, die eigene Lebensweise, die eigene mentale Landschaft, die Meinungen, die Weltsichten zu hinterfragen, wird zum fanatisch verfolgten Feind. Jede fundamentale Opposition, die die Gewißheiten hinterfrägt, die heute von den Kindergärten aufwärts den Menschen eingehämmert werden, ist nun der Schuldige, der verhindert, daß das eigene Leben gelingen kann. 

Das muß man - leider - auch auf die Frage der Massenmigration anwenden, so sehr dahinter ein berechtigtes Anliegen und schweres Politversagen steht. Was die Befassung mit dieser Frage noch subtiler macht. Aber auch "Rechte" sind sehr oft nicht bereit, die fundamentale Arbeit zu leisten, die erst ein Leben gelingen läßt. Der VdZ kennt so gut wie keinen "Rechten", der nicht zumindest die eine oder andere falsche Grundlage retten und fortführen will. Zu sehr würde schmerzen, auch diese Positionen in den Wind zu hängen. Wobei sich dieses Gelingen nicht an äußerem Erfolg o.ä. ablesen läßt, sondern das betrifft, was wirklich Leben ausmacht. Und das ist die alltägliche Hinspannung auf die Selbstüberschreitung.

Viel zu sehr bleibt alles aber heute auf der Ebene von Pseudologie, von "Meinungsstreit", und greift nicht in die wirklichen, physischen Ebenen, die Ebenen des Fleisches. Erst daraus würden dann auch politisch formulierbare, effiziente Ziele entstehen, die auf das zweite Bein jedes Menschen - seine reale Kultur, die Kreise seines gesellschaftlichen Lebens - abzielen und es wieder stärken. Und das setzt in unmittelbarer Nähe an, im vermeintlich "Kleinen", und dabei in erster Linie an der Ordnung des Zueinanders der Geschlechter in der Ehe. Erst wenn man begreift, daß die Ehelichkeit die Grundarchetype des Verhältnisses aller Dinge zueinander, und insbesonders des Menschen zur Welt ist, kann überhaupt etwas gesunden. Davor weicht man aber zurück.

Wieviel könnten wir richten, auch an unserem Leben, wenn wir es im täglichen Umgang richten. Auch wenn es nicht immer leicht sein wird. Aber so erhält die Politik nie eine Rückmeldung, die ihr zeigt, daß es so nicht weitergeht. Sie erhält nicht einmal Rückmeldung, was an ihren "großen Ideen" schiefläuft. Stattdessen spielt sich immer mehr nur noch im Meinungsstreit ab, der für die allermeisten Fälle einem heiteren Rätselraten gleicht. Denn wie wenig wissen wir wirklich von dem, worüber wir aber angeblich eine Meinung haben. Dabei müßten wir dort ansetzen, wo sich das formt, das uns wissen läßt, daß wir etwas wissen - in einer ständigen Prüfung auf Sittlichkeit, die in jedem realen Kontakt mit der Welt enthalten ist (als das, was uns wie den Fisch das Wasser umgibt), nicht auf "richtige Meinung".

Zwischen dem Aufkommen der vielen "großen Meinungen" und dem Zerfall der simpelsten zwischenmenschlichen Selbstverständlichkeiten, der Freundlichkeit, des wohlwollenden Umgangs, der Offenheit im Hören, der Bereitschaft richtig und sogar eigenverantwortlich am anderen zu handeln, und zwar jetzt und hier, auch manches am anderen zu ertragen, bestehen direkte, aber umgekehrt proportionale Beziehungen. Ist es nicht auch das, worunter wir am meisten, wenn nicht das, worunter wir überhaupt erst leiden? Holen wir uns doch dieses unmittelbare Leben wieder zurück, anders wird nichts besser.


Morgen Teil 2)




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