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Samstag, 23. März 2019

Die immerwährend gegenwärtige Apokalypse von Fatima (2)


Teil 2) Apokalypse als Archetyp, 
das sich in jeder konkreten Geschichtsperiode findet




Immerhin beten wir auch in jedem Vaterunser, daß die Zeit abgekürzt wird, und in einer globalen, totalitären Welt bleiben dem Einzelnen wirklich nicht mehr viele Auswege, denn in ihr tritt ihm auch das Böse mit einer Wucht entgegen, der er auf Dauer kaum gewachsen sein kann. Also beten wir, daß diese Versuchung sich verkürze, damit wir nicht fallen. Selbst Jesus stellt ja die sicher nicht nur rhetorisch gemeinte Frage, "ob der Menschensohn, wenn er wiederkommt, noch Glauben finden wird?" Aber eine Welt ohne Gott, ohne Kirche somit, kann niemals Bestand haben.

Ganze Nationen werden vernichtet werden - haben wir, wenn auch nicht durch materiellen Krieg, sondern durch innere Auflösung der Staaten. Rußland wird seine Irrtümer verbreiten - haben wir, der Kommunismus-Marxismus hat die Welt auf eine Weise durchsetzt, die kaum noch überbietbar scheint und auf eine wirkliche Katastrophe zuläuft, den globalen Totalitarismus. Geistige Verwirrung wird sich ausbreiten - ist noch mehr Verwirrung denkbar als heute? Die Kirche ist als Institution inwendig zersetzt - darauf muß man nicht besonders hingewiesen werden. Glaubensverfolgung - die hat sich gar nicht so sehr als direkte, materiale, körperliche Verfolgung entwickelt, wenn in manchen Ländern sehr wohl auch in dieser Form. Aber das, was ein vom Glauben erhellter Geist heute denkt und tut, und wie die Welt darauf reagiert, zu der er schon fast völlig in einem Widerspruch steht, der größer kaum sein könnte, kommt bereits oft einem Martyrium gleich und verlangt dieselben Haltungen und dieselbe Leidensbereitschaft.

All das, unsere gegenwärtige seelisch-geistige Not und Verwirrung, die seelische Bedrängnis, in der wir stehen, weil die vorgeschriebene Lebensform immer umfassender der Natur des Menschen widerspricht, als Strafe aufzufassen, ist da nicht besonders schwer. Und daß diese Strafe mit dem Bösen zu tun hat, das wir tun, noch weniger. Auch hier also "hat sich Fatima erfüllt", wie es im Jahre 2000 der damalige Präfekt der Glaubenskongregation Kardinal Ratzinger gesagt hat, als er das dritte Geheimnis von Fatima offiziell der Welt präsentierte. Ob es vollständig war? Wir einfachen Leute wissen das nicht. Spekulationen gibt es genug. Aber die Frage ist doch, was wir uns davon erwarten. Ist es nicht wirklich bloße Sensationslust, die mehr esoterischen Charakters als katholische Haltung ist? Was soll es uns Neues sagen, wo wäre der Zugewinn zu dem, was uns ein waches Erkennen nicht ohnehin vor Augen stellt?

Deshalb haben auch die früheren Generationen, beginnend bei den Aposteln, den ersten Kirchenvätern, der Sichtweise des Augustinus hinsichtlich Ende des Römischen Reiches und Völkerwanderung, einfach über alle Epochen der Geschichte bis heute, sehr recht getan, in den jeweiligen historischen Ereignissen apokalyptisches Geschehen zu erkennen. Sie haben recht getan mit ihrer Furcht, daß die Welt an ihr Ende gekommen ist, denn das ist sie auf eine Weise, während aber ihr wirkliches Schema, wie es die Apokalypse des Johannes zeigt, im letzthinnigen Sieg der Erlösung durch das Opfer Christi - als historisches Ereignis in den Blutkreislauf der Welt gewissermaßen eingeschleust - feststeht. 

Daß darin die Gottesmutter eine besondere Rolle spielt, ist nur zu logisch, und hat sich bereits in ihrer Mutterschaft Christi verdeutlicht. Als Archetyp, der sich wieder und wieder, nur in je anderer historischer Form, ereignet weil gegenwärtig ist.

Bis auf vielleicht einen Punkt hat sich also alles erfüllt, was uns aus Fatima und den Aufzeichnungen und Nachrichten der Seherkinder bekannt ist. Dieser Punkt ist die Rolle Rußlands. Aber vielleicht hängt das nur damit zusammen, weil wir uns zu sehr an bestimmte Vorstellungen klammern, die zu einem guten Teil der Zeit entsprachen, in der dieses Geheimnis verkündet wurde - der des Kalten Krieges, der pausenlos geschürten Angst vor der Sowjetunion, oder heute: vor Putins Rußland. Es wird das Instrument der göttlichen Strafe sein, heißt es. Darüber kann man diskutieren. Dabei glaubt der VdZ gar nicht, daß man das als Hinweis auf eine militärische Bedrohung sehen sollte.

Zur Erinnerung noch ein Fall: Die Tiroler (Andreas Hofer etc. etc.) waren 1805ff. überzeugt, daß "Napoleum", also Napoleon, das personifizierte Böse, der Anti-Christ war. Und sie hatten darin nicht einmal Unrecht. Was Napoleon brachte war die Zerstörung des göttlichen Naturrechts. Nicht zufällig hat er überall in Europa die Juden (erstmals!) "emanzipiert".

In einer Weihe Rußlands ans Unbefleckte Herz freilich (um die übrigens Putin gebeten haben soll, als er den Papst besuchte) könnte ein Schlüssel liegen. Weil dieser Schritt das Land an der Wolga auf besondere Weise in die Vorsehung Gottes stellen würde. Das ist deshalb von großer Bedeutung, weil Gott der Herr über alles Gelingen ist. Er ist es, der letztendlich immer (!) den Ausgang der Dinge bestimmt. Weil das Wesen der Welt Wunder ist. Etwas, das wir - verblödet vom Materialismus und Mechanismus, der unser Denken und Erkennen seit 500 Jahren als falsche Grammatik der Sprache gewissermaßen immer ausschließlicher bestimmt und verformt - fast völlig vergessen haben. Ein wesentlicher Grund, warum uns die Welt immer fremder, "feindlicher" wird.

Die Rolle Rußlands wäre in einem Akt der Weihe also enger in die Vorsehung Gottes geschlossen, wäre dezidiert ein vom Papst für die Gesamtkirche auszuführender Akt, in dem Gott gebeten wird, daß sich durch Rußland die Reinigung der Erde vollzieht. Aber das heißt keineswegs, daß Rußland "der Böse" sein muß, sondern kann genau so heißen, daß es "als Guter" diese Rolle spielt, und zwar in beiden Fällen dem Handeln, der Geschichte und ihrem Fortgang immanent, nicht explizit. 

Auch Attila und seine Hunnen wurden als "Geißel Gottes" interpretiert, mit demselben Recht. Denn sie stießen ein moralisch verkommenes, dekadentes Weltreich und seine Bewohner - als die eigentlichen Sündigen einerseits, als stellvertretend Sühnende aber andererseits - aus dem Anzug. Und auch den Einfall der Mongolen, sogar die Angriffe der Türken hat man als zu leistende Sühne für verfehlte Lebensweisen gesehen. Und das kann man wohl immer und bei allem so sehen, das einem an Übel zustößt. 

Was umgekehrt nicht heißt, daß man diesem Übel nicht im Rahmen seiner auch an der Welt erkennbaren Lebensverantwortung begegnen muß. Im Gegenteil, gerade diese Antwort ist oder enthält dann die eigentliche Sühne. Als Zurückbergen der (in jeder) gefallenen Welt in die göttliche Ordnung, den logos, als Sinn jeder Strafe.*


 Morgen Teil 3) Vorhersagen sind Archetypenkonkretion - 
Was ist dann ihr Sinn?




*Das gar nicht selten zu beobachtende "Vorsorgen für die Apokalypse" - Bunkern von Lebensmitteln etc. etc. - ist deshalb absurd und grotesk. Strafe und Sühne, schon gar der Jüngste Tag sind keine Ereignisse wie ein Vulkanausbruch, dessen Vorübergang man an sicherem Ort abwarten kann.



 

*190119*