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Mittwoch, 8. Dezember 2021

Aus dem ambrosianischen Vorhersagekorb

Vor eineinhalb Jahren stand es hier zu lesen. (Und es steht immer noch hier, für den gesagt, der es nachschlagen möchte.) Ich habe vor eineinhalb Jahren vorhergesagt, daß die FPÖ ab principio einen Kapitalfehler darin gemacht hat, nicht auf Totalopposition zur Corona-Pandemie zu gehen. 

Wie hätte das aussehen müssen? Man hätte ihr mit jenen Argumenten begegnen müssen, von Anfang an, die sie jetzt, nach dem ohnehin bereits sinnlosen, also auch nicht zu spät erfolgten Führungswechsel von Hofer auf Kickl, zur Aufrechterhaltung wenigstens einer gewissen Opposition (in der Beeinspruchung des Impfzwangs, zu dem sie aber gar keine Mittel mehr hat) verwenden muß. Ohne diese Gegenargumente aber noch in ihrem eigentlichen Kern beitreten zu können. 
Im Nachhinein läßt sich so etwas nicht mehr korrigieren, ich weiß wovon ich spreche. Alles beginnt in einem stecknadelgroßen Kopf. Übergehe ich den, kann ich nicht mehr zurück, weil ich nun ein anderer geworden bin.
Das erklärt, warum die FPÖ allen Erhebungen nach (die aber das Gewußte, das bekanntlich dem Evidenten vorausgeht, nur bestätigen) immer noch bei 20 % gründelt. Obwohl sich die ÖVP derartig zerlegt und 40 % ihrer Wähler - die sie noch dazu vor vier Jahren VON DER FPÖ geholt hatte - verloren hat (wohl: auf Nimmerwiedersehen), und die anderen Parteien auch keinen dramatischen Zuwachs haben. 

Was sagt uns das? Eben. Grüne, Neos - Tritt in den Arsch. SPÖ - die größte Enttäuschung der Zeitgeschichte, so könnte man es gerafft bewerten.

So nebenbei darf ich noch etwas ganz anderes erwähnen: Die Neos in ihrer habituellen Form, der Psychose, ist ein geistiger und damit seelischer Zwang. Insofern, weil sie einer gewissen Systematik und Logik unterliegt. Nicht in der Logik aber liegt die Lösung, sondern in der Art, mit der Logik umzugehen. Das macht aus, ob jemand krank oder gesund ist. Obwohl die Gedankeninhalte kaum zu unterscheiden sein können. Diese Zwanghaftigkeit aber ist die Antwort auf die Frage, warum es zu einer so großen Bereitschaft für (nicht gesunde) Weltverschwörungen gibt. Die Psychose bewirkt aus ihrer Selbstwahrnehmung heraus eine Stärkung der Vorstellung einer hinter den Geschehnissen stehenden Zentralmacht. Ich werde darüber vielleicht noch mehr schreiben, vorerst aber - zurück zu Radio Erewan.

Der einzige wirkliche Argumentesatz, der ohne Widerspruch bzw. ohne Rest in der Rechnung aufgeht ist der, daß diese Pandemie eine Massenpsychose ungeheuren Ausmaßes ist.  

Diese ist auf eine Weise einzig, weil sich das Einzelgeschehen "Corona-Pandemie" aus dem Gesamtgeschehen, in dem unsere Zeit in den letzten siebenzig, achtzig Jahren in exponentiell gesteigertem Tempo (hier haben wir auch die "Hockeystick-Kurve", tatsächlich, ja hier gibt es sogar Kipppunkte) auf die "schönste" Frucht der Aufklärung weil eine immer weniger aufzuhaltende Lawine zugerutscht ist (was mit der technischen Entwicklung der Medien zu tun hat), heraushebt, wenngleich natürlich nur vom Ganzen her verstehbar ist.

An dem - als Studienobjekt - die Psychologie, vor allem aber die Soziologie ihre helle Freude haben könnte. Denn das Wesen der Zusammenhänge von Sozialem und individuellem Bewußtsein liegt für diesen begrenzten Zeit-Ausschnitt (nicht immer ist alles gleich erkennbar; Erkenntnis hat mit der Stellung zum Beobachteten zu tun) wie ein offenes Buch vor uns. 

Man müßte es nur zu lesen verstehen, könnte man diesem Weichwissenschaften mit gewissem Hohn in der Stimme zumaulen.

Es läuft ja auch in der Impfkritik auf dasselbe hinaus, und die treffendsten wie trefflichsten Argumente ziehen ihre Substanz genau aus diesen psychosozialen Umständen. Die in ihrer Äußerungsform dann der Lüge so ähnlich sind. 

So, wie es die Aufklärung in ihrem Kern bereits ist. Die Lüge des Bewußten, die Lüge von impliziten Voraussetzungen über das Wesen der Welt und Schöpfung (als Nicht-Schöpfung), die zu ihrem schwersten Schaden die Unaussprechbarkeit hat. Denn wer sie kritisiert, wer die Aufklärung in ihrem Kern erkannt hat, dem ist geraten, den Mund zu halten. Sonst fällt er aus allem Sozialen, das von einem bewußt gehaltenen Narrativ gebildet wird (was seine Fragilität begründet) heraus. Und damit existentiell ins Nichts, das heißt: Den Tod. (Nur wer den Tod also objektiv - nicht im "psychischen Ablauf" - überwunden hat, nur der vermag solch eine Situation zu übersehen. Also nur ... der Katholik.)

Ich habe vor eineinhalb Jahren hier und wie immer noch nachzulesen vorhergesagt, daß sich die FPÖ als (alternativlose, wenn auch nicht geliebte - die FPÖ als bürgerliche 1848er-Revolutionsbewegung hat sich also seit je! überschätzt) Anführerin der Vernunft(gruppe, die immer das Potential auf (theoretisch) hundert Prozent hat, also auf jeden Fall eine Gruppe ist, auf die gebaut werden kann, und die alleine es als Wähler zu gewinnen gilt, selbst aus dem Rennen genommen hat. 

Und diese Position als "Nummer 1 der Gegnerschaft" (als Zustimmung zur einzig eine Psychose auflösen könnenden Vernunft), die auf Wahrheit, nicht auf diese Störgeräusche "im Gehirn" baut, wird sie auch nicht (mehr) gewinnen können. Sie wird stagnieren, und schließlich zurückgehen, das war's. 

Dafür, habe ich vorhergesagt, wird es zur Bildung einer neuen, unverbrauchten Partei mit neuen Leuten kommen. In der die Gruppe der Vernünftigen ihr Sammelbecken, ihre Vertretung findet. Auch das ist eingetreten. Die MFG, wie sich diese einzige wirkliche Opposition nun nennt, hat sogar nur mit dem Lagerwimpel deuten müssen, und schon haben sich 6 Prozent, dem Potential allen Prognostikern nach, gut 12 bis 14 Prozent der Wähler in diesem Land. 

Diese Größenordnung läßt sich nämlich ohne große Schwierigkeiten aus der Zahlengrammatik ableiten. Die Kurz-ÖVP ist groß geworden, indem sie ein Drittel der FPÖ-Wähler täuschen konnte und zu sich zog. Als Pferd zur Macht, hat diesen Kompromiss nach außen sogar der ÖVP-Kern, das sind die Linkskatholiken und Eltern der Grünen, mitgetragen. 

Und sie hatten damit "Erfolg", der Plan hat geklappt. Wären da nicht einige andere Überlegungen daneben gegangen ...  aber Kurz hat ihnen das vorzaubern können. Seine ungemein "moderne" Art, die Politik zu denken, hat diese Formeln in den Tank gepackt, und scheinbar ist die Maschine damit gelaufen. Ich habe nicht den Eindruck, daß die ÖVP begriffen hat, damals wie heute, was da überhaupt passiert. Linkskatholiken haben eine verblüffende Eigenschaft: Sie sind strunzdumm. 

Freilich, die Implosion der ÖVP ist damit auch niemandem erklärbar. Es bleibt nur eine Enttäuschung, weil der Zampano in Wahrheit ein Taschenbillardspieler war. Obwohl - man kann das Schauspiel genießen, wenn man weiß, wo man es zu suchen hat, nämlich in den Seitenspalten der Medien - es wie bei allen Schautricks die Dolchstoßlegende als Draufgabe gibt. Die Kämpfer, die nach fünfzig Jahren auf einer einsamen Insel aufgefunden werden und nie aufgehört haben, für den Tenno zu kämpfen, wird es auch hier geben.

Diese FPÖ-Auspendler, die zuvor nur die Opposition gesucht haben, sind aber nun endgültig ihrer Identität beraubt, und werden allmählich weil sehr vorsichtig geworden an der neuen Partei lecken, ob sie ihnen schmeckt. Und sie wird einem guten Teil schmecken. Schon alleine, weil nur der MFG noch wirkliche Opposition zugetraut werden kann.   

Die politische Entwicklung in Deutschland ist nicht unähnlich gewesen. Nur ist Merkel aus "natürlicheren Gründen" als Kurz gegangen (worden). Aber auch hier hat die AfD nicht verstanden - und (jetzt kommt's!) das können "rechte" Bewegungen, die ihrem Wesen nach ideologisch-revolutionär sind, auch gar nicht, das hat mit ihrem Politikverständnis zu tun - die kritische Stimmung im Volk zu kanalisieren. Auch hier war sie zu undeutlich, zu wenig (wenn auch mehr als die Hofer-FPÖ) oppositionell ab ovo.

Dafür kam es zur Bildung der "Basis"-Partei. (Der Name hat das Versagen bereits implizit.)

Den Phänomenen nach ist das mit den Entwicklungen in Österreich vergleichbar, ihren Inhalten freilich doch etwas anders. Die "Basis" wird die Kraft der MFG nicht haben. Ich glaube auch nicht, daß sie es in den Bundestag schafft, und selbst wenn - sie wird eine vorübergehende Erscheinung bleiben. Das glaube ich von der MFG aber nicht. Diese wird sogar langfristig die FPÖ überholen. Das ist gleich die nächste Vorhersage. 

Das hat damit zu tun, daß diese Basis-"Partei" es nicht schafft und geschafft hat, ein klares Vernunftprofil und vor allem kein klares "Gegen-"Profil aufzustellen, als erste Krücke zu einer Identität: Als Nicht-das-Identität. Sie ist mit einem Wort viel zu esoterisch. In Deutschland scheint ja generell die Esoterik-Branche deutlich stärker als in Österreich. 

Das Irrationale hat aber den Nachteil, daß es keine Gemeinschaft schaffen kann. Ohne eine Gemeinschaft - und das heißt immer Hierarchie - gibt es aber keine Aussage, der ein Bürger zustimmen könnte. Und darum geht es bei einer Wahl: Der Mensch muß zustimmen, beitreten, einer Identität beitreten können. Er muß "so werden wollen wie" die Partei, der er die Stimme gibt, "ist". Allein, daß dieser Satz in der "Basis" - und ich habe nun doch einige ihrer "Wähler" oder Proponenten in den Medien studieren können - keine Zustimmung finden würde, zeigt, daß sie kein Potential hat. Die Kritik wird in Deutschland diffus bleiben, und sich ohne politisches Gewicht zeigen. 

Und das - und nun die letzte Vorhersage für heute - wird den Radikalismus steigern. Ohne jeden Zweifel wird sich der Radikalismus in Deutschland (mehr als in Österreich, wenngleich auch hier) in neue Höhen schleudern. Eine neue "RAF" halte ich für sehr wahrscheinlich. 

Während die Partei der Nichtwähler und grundsätzlich an Politik Uninteressierten (die die recht wahrscheinlich größte Nähe zur Vernunft haben, ähnlich den nächsten, den ...) und Gleichgültigen, zu den Resignierten und Deprimierten in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ganz deutlich zulegen wird. 

Da fällt es nicht besonders schwer, ein weiteres Ansteigen der Selbstmordrate am Horizont leuchten zu sehen. Diese Vorhersage lege ich noch als kleine Abschiedsrose im Korb der heutigen Blüten obendrauf. Als Dreingabe zum Jahresabo, gewissermaßen. 


*051221*