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Freitag, 24. Dezember 2021

Erwartung (1)

Pfarrhofhund Sam - Bild by M
Völlig angewiesen, völlig ausgeliefert, erhofft das Lebewesen seine Gabe. Aber es ist mehr als Hoffnung, seine Haltung ist bereits die der Erwartung, die eine bestimmte Gewißheit der Gabe voraussetzt.

Ganz selbstverständlich geht aber das Hündchen davon aus, daß es ein lebenserhaltendes und -förderndes Gut ist, das er zu erwarten hat. Das über alle Ebenen seiner möglichen Existenz reicht. Vom Häppchen bis zum Wort, das seinem Leben die Ordnung gibt, die sein Herr für es vorgesehen hat, und in der er seinen Lebensraum findet und schafft. Und in dem sich seine Geschichte ereignen wird.

Ganz selbstverständlich erwartet das Tier also nicht nur sein Brot, sondern auch seine Direktiven. Die ihm sagen, was sein Leben in einen noch viel weiteren Sinn stellt, dem seine leiblichen Vollzüge nur zuarbeiten. Ganz selbstverständlich erwartet das Tier also ein umfassendes Leben, das in seinem Gesamtpaket wiederum den Charakter eines Geschenks hat. Die Haltungen dafür werden aufgenommen, und schließlich auf allen Ebenen der Schöpfung zur Kultur gestaltet, die dem Willen des Herrn entspricht. (Siehe Anmerkung*)  

Also werden in den ersten Lebensmomenten die grundlegenden Weichen aller späteren Haltungen der Welt gegenübergestellt, auf die sich zeitlebens die gesamte weitere Geschichte dieses Geschöpfs bezieht. Der Beginn stellt somit die Pyramide des Lebens auf den Kopf. Weil sich alles von einem Punkt aus entrollt, mit dessen Eintritt in die Welt die Zeit des Individuums beginnt. Die Realisierung und weitere Ausfaltung von Beziehung ist sogar die eigentliche Individuation. 

Deshalb hat Weihnachten in seiner Vorlaufzeit, die in ihrer Wüstung erst dazu bereitet, die Wirklichkeit des Üppigen, der Konsumation erfahren lassen kann, wie sie dann in seiner Erfüllung als Ankunft auch den Charakter eines schöpferischen Beginns der (irdisch werdenden) Individuation Gottes (in der Doppelnatur der Dritten Person: Wahrer Gott und wahrer Mensch) als Beginn seiner Geschichte mit uns trägt. Weihnachten ist somit das Fest der Charakteristik des frühen Kindlichen, und diese Kindlichkeit sollte auch gebührend gefeiert, das heißt zugelassen und in den Mittelpunkt gestellt werden. Als jene erste Haltung, die dann das ganze Jahr über die Grundlage unseres Verhältnisses zum Herrn als dem Geber alles Guten ist.

Somit ist die Haltung des kindlichen Geschenkerwartenden wie -empfangenden (in allen Stufen) auch für den Menschen der Beginn der Individuation. Die OHNE die Selbstoffenbarung Gottes nicht zur Entfaltung weil Realisierung kommen konnte, weil ihr der erste Bezugspunkt fehlte: Er war in Erwartung, ohne darum zu wissen. Die Geschichte "vor Christus" war somit eine Fehldeutung, sofern sie nicht (wie im Judentum) um ein Bevorstehendes wußte, sich selbst also als adventlich begreifen konnte. 

Während erst seit weil im Christentum das Menschsein zu seiner vollen Gestalt - als Individuum - kommen konnte. Alles zuvor und daneben, alles Heidentum, alles Nicht-Christliche hat deshalb auch diesbezüglich einen Mangel, und das läßt sich im Irrtum nachweisen, in einer Abweichung von der Wahrheit und Vernunft. Die keine Angelegenheit der Ratio, sondern des ganzheitlichen Vollzugs ist.

Einen 2. Teil zum Ort des Gebens und Nehmens als Ort des Menschen überhaupt, finden Sie ebenfalls am heutigen Tag 



*211221*