Ort des Gebens und Nehmens als Ort des Menschen überhaupt.
Der Anfang - Das Ereignen der Geburt des Gottessohnes ist in seinem Wesen die Herabkunft eines Geschenks. Und deshalb schenkt man - wie beim Potlatch. Denn es ist das auf die Hoffnung (die in der Erfahrung zur Erwartung wird) antwortende Geben, das eine ontologisch bilaterale Verbindung - einen Ort, von dem wir hier schon so oft gesprochen haben - real zur Welt bringt und Welt sein läßt. In der Erwartung, daß die Gabe nicht einseitig ist, sondern Element eines Ortes, der ein Spiel des Seins in Gegenseitigkeit ist.
Der Pfarrhund - Photo by M |
Das Nehmen - Es braucht also das Bitten, das den Geber anspricht und seine Macht zur Gabe herausfordert. Aber es braucht dann auch das Nehmen, das den abhängigen Empfänger erst leben läßt. Dieses Nehmen braucht die der Gabe entsprechende Rezeption, denn es ist dem Wesen der Gabe geschuldet, sie ihrer Art nach zu verwenden. Niemand nimmt ein Stück Brot, und wischt damit den Boden.
Die Ethnologie als Studium der Völker der Erde ist voll von Beispielen, die die rechte Verwendung der Gabe erst zum eigentlichen Akt des Übergangs macht, während die sinnwidrige Verwendung vielfach sogar eine Rückforderung der Gabe nach sich zieht. Der Eigentumsbegriff entpuppt sich somit als an die "verantwortliche Leihe" gebunden, als Lehen, und vollendet sich in dem Maß, als er der Wahrheit folgt. (Siehe Anmerkung**)
Womit begreifbar wird, wenn es heißt, daß die Schöpfung Gott GEHÖRT, nur sein vollkommenes Eigentum ist. Weil nur Gott die Wahrheit selbst ISSET (akthaft), während wir an ihr nur teilhaben, uns ihr nur anähneln können. Durch jene Sittlichkeit, die erst der Schritt zur Wahrheit, ja die sogar Bedingung der Logik (des im logos sein) ist.
Die rechte Gabe - So wird begreiflich, daß sich die Gabe in den ortsbezogenen Lebensraum des Empfängers fügen muß. Weil in jedem Ding die Gestalt des Lebens wirklich (also real) wird. Das richtige Geben ist somit eine Kunst, die wie jede Kunst dem Gebot der Liebe folgen muß, die erst dem Empfänger entsprechend die Phantasie betätigt, um dessen Form weiterzuspielen. Denn was wäre das für eine Gabe, die den Nehmer aus seinen Lebensspuren wirft, oder diesem gar nicht entspricht? Die zu seiner Lebensgestalt also gar nicht fehlt, oder sie weiterführt, schöner und vollkommener macht?
Auch hier können wir vom Hündchen lernen. Denn sein Herr muß besser wissen, was ihm dienlich ist. Was ihn fördert, schöner und besser macht, ohne doch an seinem sehr subjektiven Bedürfen, das auch das faktische Können mit berücksichtigt, vorbei zu gehen. Denn das Kind hat seine Form noch nicht, und eine falsche Willfährigkeit einem zufälligen, aktuellen Wünschen entsprechend könnte ihm mehr schaden als nützen. Der Geber muß also jene Sittlichkeit von sich fordern, die dem flehenden Blick des Empfangenden widerstehen kann, ihn aber nicht überfordert.
Die Welt als Ord(t)nung, die im Ritus real wird - Sodaß dieser Ort aus der Natur seiner Beziehung heraus seine mehrstufige, aber vielseitige Liturgie des Begehrens hat, die schließlich in der Konsumation ihren definitiven Ruhe- und Einigungspunkt findet. Ehe das Spiel von Neuem beginnt.
Mehr aber noch, beschreibt sich aus dem Weihnachtsgeschehen das Wesen aller Dinge dieser Welt, von denen es keines gibt, das keinem Ort zubehört. Erst so werden die Dinge zur Welt, die in den Dingen Welt ist. Als Ort mit zahllosen Orten. Sie alle aber bestehen in dieser Stufung, diesem Bitten - Geben - Nehmen - Danken. Die allesamt, in einem Ritus zum Glanz und zu ihrer wahren Realität gebracht, zum Tanz des Lebens werden.
Das in der Verehrung dem Ort als Beziehungssystem selbst gegenüber, seinen Platz im Heiligen Reigen der Jahresfeste einnimmt. In denen Punkt für Punkt des Weltganzen wie der Geschichte als Heilsgeschichte, in seinem Ablauf wie in seiner Ewigkeit aufbauend wie darstellend, gefeiert wird. Die sich im Feiern vollzieht, weil im Glanz des Spiels des Ritus die Realität erst volle Gestalt erhält und zum Lied vor Gott dem Schöpfer wird.
Das Jahr als Weltganzes, das Einzelne als Voranschreiten innerhalb dieses Ortes, hin zu seiner Erfüllung. Und Weihnachten, dieses Fest der Gabe, als Beginn und Erwartung des Guten, das aus der Hand Gottes des Vaters erfließt, und sich im Sonnenlauf öffnet und schließt.