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Sonntag, 18. Juli 2010

Aussätzigenbehandlung

Ein Aussätziger galt im ausklingenden Mittelalter des 15., 16. Jahrhunderts als mit besonderer Ehrfurcht zu behandelnder, weil "von Gottes Hand berührter" Mensch. Keinesfalls wurde er einfach ausgestoßen oder gemieden - ihm wurde im damaligen Rahmen erstaunliche, aber auch schauerlich konsequente Fürsorge und Behandlung zuteil. Man nannte die Betroffenen sogar "Gute Leute".

Ein bekanntes Ritual war, ihn in die Kirche zu bitten, wo er auf einer schwarzen Bahre aufgebahrt zu liegen kam. Man deckte sein Gesicht zu, und überreichte ihm einen Wasserkrug, eine Klapper, ein Kleid, Handschuhe und Krücken. Mit einem schwarzen Tuche bedeckt, wurde für ihn eine Messe gelesen. Dann wurde er, auf der Bahre ausgestreckt liegend, von Kerzenträgern begleitet, vor die Stadtmauern getragen, vors Tor des Siechenhauses, oder "Guteleutehauses", wie man es nannte, wo er unter seinesgleichen unter oft strengster, klösterlicher Disziplin und Hygiene zu leben hatte.

Er war dann dort gleichsam lebendig begraben.


*180710*