Willy Andreas schreibt über eine interessante Erscheinung, die am Vorabend der deutschen Reformation - Ende des 15., Anfang des 16. Jahrhunderts - das Verhältnis der Städte (als Hort des aufstrebenden Bürgertums, auch in ihrem Kampf gegen den Adel, umgekehrt in ihrer Position den Fürsten gegenüber: Geld regierte längst die Welt) zur Kirche kennzeichnete. Als Aspekt des Kampfes der bürgerlichen Verwaltung gegen die Kirche selbst, von der sie sich auch die Rechtssprechungen, die Schulen, die Pfarr- und Pfründeverwaltung, Vermögensverwaltung, aber sogar die Klöster- und Kirchenzucht holten.
Und mehr: Aus den Verordnungsblättern der städtischen Räte und Ratsherren geht hervor, daß sich die Städte überall auch zu den neuen Herren der sittlichen Lebensordnungen aufwarfen. Plötzlich wurden sittliche Anweisungen an die Bürger Angelegenheit der Bürgerlichen Verwaltungen selbst!
Dabei machten sie auch nicht vor der Kirche halt, und nicht selten wurden sogar liturgische Fragen von den Bürgern selbst geklärt.
*160710*