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Donnerstag, 22. Juli 2010

Zu zeugen gewollt

Es ist zuerst das, was auf den Fortbestand der Art ausgeht, das uns als Antrieb führen möchte, um sich zu wirklichen. Es ist die Stimme der vielen Stufen niedrigerer Natur, an denen wir zwar auf eine Weise teilhaben, die wir aber auch nicht "sind".

Denn was etwas ist, bemißt sich aus seiner höchsten Möglichkeit, nicht einmal aus seiner höchsten Wirklichung.

Und wir sind Menschen ganz, bis hinein in jede einzelne Zelle, die mit einer tierischen nicht einfach kompatibel ist (was bei Organtransplantationen deutlich wird, die eine völlige Unterdrückung des Immunsystems verlangen, also der INNEN-Beziehung zur Außenwelt). So "gleich" technisch gesehen Vorgänge, die diese Bestandteile leisten, auch sein mögen.

Deshalb ist es zuerst der Wille zum Kind, der das Begehren der Geschlechter überhaupt grundlegt und auslöst. Menschlich und menschengemäß ist sodann, dieses über die Individualisierung in alle Stufen des Menschseins hineinzuführen - bis hinauf in den Geist und die Freiheit.


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Chamfort (Nicolas Sebastien Roch, 1519-1603 durch Selbstmord) ist deshalb sogar der Ansicht, daß der Zeugungsakt - wie immer auch die Beteiligten sich dazu bewußt stellen mögen - in jedem Fall "Ehe" begründend wirkt. Das ist zwar gewiß übertrieben, weil es eine Einheit im Menschen voraussetzt, die er nicht hat, aber es hat ganz gewiß einen Funken Wahrheit.

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Schopenhauer meint, daß in der Geschlechtsbegierde der übermächtige Artwille dem Einzelnen vortäuscht, daß diese Artnotwendigkeit der Erhaltung und Zeugung auch für den Einzelnen hohen Wert hätte. Deshalb löst sich auch diese Begierde im Einzelnen sofort auf, nachdem der Geschlechtsakt stattgefunden hat - weil die Illusion zerstiebt. (An dieser Stelle darf sich der Autor den erneuten Hinweis auf seinen Roman "Helena oder: Das Gute ist was bleibt", Passagen-Verlag, Wien, erlauben, der u. a. diese Frage - die Illusion des Nur-Geschlechtlichen - darstellt.)

Ehen aus Liebe werden deshalb - wie anders der Volksmund! aber sogar das spräche genau für dieses Argument! - nicht im Interesse des Einzelnen, sondern in dem der Gattung beschlossen.


*220710*