Wenn man erkennt, welche Botschaft hinter den Kreuzen steht, die überall in unseren Ländern - noch - hängen, wenn man erkennt, was sie über alle Symbolhaftigkeit hinaus (auf die es in aller Diskussion nicht verkürzt werden darf, wir sind keine Protestanten!) als Zeichen (deshalb: Kreuz mit kunstvollem Korpus!) bedeuten, wird auch deutlich, was hinter ihrer überall angestrengten Entfernung an Absicht und Ziel steht - denn das Kreuz ist das Zeichen der Hoffnung.
Daß es über allen irdischen Jammer hinaus, der nie vermeidbar ist, ja der das Wesen dieser Welt geworden ist, ein unzerstörbares Leben, und eines Tages eine neue Welt, eine neue Schöpfung, und vor allem: eine ewige Gerechtigkeit gibt, an der der Getaufte, der Glaubende teilhat.
Daß es über allen irdischen Jammer hinaus, der nie vermeidbar ist, ja der das Wesen dieser Welt geworden ist, ein unzerstörbares Leben, und eines Tages eine neue Welt, eine neue Schöpfung, und vor allem: eine ewige Gerechtigkeit gibt, an der der Getaufte, der Glaubende teilhat.
Gott selbst ist diesen Weg vorangegangen, und er hat somit auch mein Leid in die Erlösung hineingenommen. Im Maß meiner Verbundenheit und Gleichförmigkeit mit ihm, steht auch mein Leben, stehe auch ich im Gnadenstrom einer Gesetzlichkeit, die diese irdische bei weitem überragt. Die Welt siegt nur scheinbar!
Das ist gar nicht in erster Linie ein bewußtes oder kognitives Geschehen - das "erzählt sich" beim Anblick des Gekreuzigten. Und deshalb hat man damit die Welt gestaltet, mit Marterln oder Wegkreuzen, oder in öffentlichen und natürlich in privaten Gebäuden. Trost.
Man nimmt den Menschen in der Entfernung der Kreuze also die Hoffnung. Und weist sie auf die innerweltlichen Instanzen zurück. Gnade ihnen - denn bis sie entdecken, daß es kein innerweltliches wirkliches Glück gibt, ist ihr Leben sinnlos vergeudet. Und wenn sie diese Tatsache entdecken, fehlt ihnen jeder Trost, wird die Erde zur Hölle. Deren Schönheit nur aus der Hoffnung überhaupt lebt. Es war genau dieses "Trotzdem!", das die Kultur des Abendlandes, das Europa so groß und stark gemacht hat, daß es mit seinen Haltungen und Erkenntnissen die ganze Welt durchdrungen und gestaltet hat: das letzte Ziel des Lebens liegt nicht im Irdischen, nicht im Guten und Angenehmen, und schon gar nicht aber im Leid.
Das mag all den autistischen Banausen der Gegenwart wenig sagen, das mag von all' den Barbaren, zu denen die Menschen in Europa schon so geworden sind, genauso wenig sagen, wie überhaupt die großen Begriffe unseres Lebens, die allesamt so gefährdet sind - Freiheit, Hoffnung, Würde ... Es wird aber der Tag kommen, wo sie es schmerzlichst erfahren: Das Größte ist nicht immer das Lauteste, denn es ist uns viel zu nah.
Für dieses Zeichen in den Klassen ist noch vor fünfundsechzig Jahren mein Großvater, Heinrich Fischer, gefallen. Für das Kreuz - so kann man das schon bezeichnen. Denn er hatte in seinem privaten Umfeld (er war Garnisonsschuster in der Festungskaserne Glatz) Protest geäußert. Man solle den Kindern nicht den Glauben aus der Seele reißen!" soll er gesagt haben, so behauptet es die Familienüberlieferung, als man in Glatz (Schlesien) die Kreuze unter Hitler aus den Klassenzimmern entfernte. Dafür wurde er denunziert und gegen alle Gepflogenheit - einen achtfachen Familienvater steckte man nicht an die Front - noch im August 1944 eingezogen und an die Ostfront gesteckt. Im Januar 1945 fiel er.
Drei Jahre zuvor, am 1. August 1942, starb im Konzentrationslager Dachau der Kaplan Gerhard Hirschfelder, an Entkräftung. Der ebenfalls aus Glatz stammte und dort bis zur Verhaftung 1941 gewirkt hatte. Von ihm ist ein ähnlicher Spruch überliefert: Es sei ein Verbrechen, den Kindern den Glauben aus der Seele zu reißen. Auch er - in der ganzen Grafschaft beliebter und bekannter Jugendseelsorger - war wegen des Widerspruchs gegen das Entfernen der Kreuze aus den Klassenzimmern und öffentlichen Gebäuden, wohl aber auch nicht nur deshalb, verhaftet worden. Hirschfelder wird noch 2010 als Märtyrer seliggesprochen.
Nachsatz: In Österreich ist das Kreuz in vom Staat unterhaltenen Schulen per Konkordat anzubringen, wenn an dieser Schule eine christliche Mehrheit an Schülern besteht. Das Konkordat ist ein zwischenstaatlicher Vertrag mit dem Vatikan, unterliegt dem Völkerrecht und steht im Rang eines Verfassungsgesetzes. Private Schulerhalter, oder Länder, Behörden etc. unterliegen dieser Vereinbarung nicht.
*010710*