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Dienstag, 27. Juli 2010

Nur noch ein WIR

Das nächste Wochenende naht, die Medienwelt bereitet es gnadenlos vor (was steckt da nicht auch Geld dahinter! dort wurden und werden die nächsten Daseinskönige gemacht!), und damit naht dringend benötigter weiterer Nachschub, der den Massenbedarf an Massengefühlen decken wird, denn alleingelassen bleibt nur noch Leere - Happenings wie Beachvolleyball Klagenfurt. Einer der Altäre der Liturgie des "Communio-"Gefühls, diesem Konglomerat an Arten der Selbsterregung, der Droge der Zeit, die, ferngehalten von allem Wirklichen, allem Außen, nur noch auf sich zurückfällt.

Angepeilter wie anerzogener Tod des Individuums, der Freiheit und schöpferischen Kraft, der Liturgie der Identitätsgefühle, der Surrogate für Ich-Gestalt, des Aufgehens in der Masse.

Form, Gestalt - unnötig. Es lebe die Funktion, das gemachte Gefühl, das gemachte Erlebnis, das Produkt Leben. Wir gehen auf im Wir.

Bravo, allesamt, ob Kirche, Schulen, Kindergärten, Pädagogische Anstalten, Jugendverbände jeder Art - bravo!

Und spart Euch alle "zu habenden" Krokodilstränen aus dem Kulissenkatalog des "Richtigen", mit dem ihr Euch und alle betrügt. Live Your feeling!

Agere sequitur esse? Das Handeln folgt dem Sein? Quatsch! Wir schaffen ein Sein, welches ohne Sein auskommt, wir schaffen die höhere Welt einer beherrschbaren, planbaren, und vor allem: kaufbaren Parallelwelt in den Menschen!

Ach - damit wäre ja das Paradies erreicht; wenn alle zurücktreten, um dem "Wir" zu dienen? Weit gefehlt. Es handelt sich hier um das exakte Gegenteil: hier wird der Mensch sogar seiner selbst entkleidet (also was sollte da zurücktreten?), und die Gemeinung, die hier stattfindet, ist, wie Schopenhauer es formulieren würde, die Regression des Individuellen (im Geist) auf seinen dem Allgemeinen Menschentum eigenen Triebanteil. Wenn dem Menschen aber der Geist fehlte, wäre er Tier.


*270710*