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Samstag, 3. Juli 2010

Gratia supponit naturam

Die ersten Schritte zu Gott, und die weiteren, um sich ihm immer mehr zu nähern, sind nicht, "zu Glaubendes" zu glauben. Das ginge gar nicht, der Glaube ist ein Geschenk, und er folgt wie jede Gnade der Natur, dem Empfangenwollen. Weshalb es weitgehend, wenn nicht völlig sinnlos, häufig aber gar kontraproduktiv ist, jemanden für die Wahrheit des Glaubens einnehmen zu wollen, und ihn mit einem Gebäude von zu Glaubendem zu konfrontieren.

Glaube ist auch nicht eine Angelegenheit irrationalen "Guten Willens", als Bereitschaft zum Vernunftverzicht von der Kirche sogar verdammt. Nur die Protestanten mußten die natürliche Vernunft verdammen, um ihre Vernunftwidersprüche rechtfertigen zu können schoben sie den Glauben in die Sphäre völliger Erdabgehobenheit. In Wahrheit ist nur ganz wenig am Glauben nicht der Vernunft relativ leicht zugängig. Mit Offenbarungsweisheiten "missionieren" zu wollen, ist sogar tiefer Unsinn. Man beginnt ein Gebäude nicht am Dach, so sehr es unserer Zeit, und den heute häufigen Charakteren entspricht, sich alle Früchte aneignen zu wollen, ohne die Wege aufs Feld zu gehen.

Weit weniger Menschen als man glauben würde, vor allem: als es selbst glauben, sind der Vernunft zugängig. Wer nicht bereit zur Vernunft ist, der kann nicht glauben. Selbst die Häresien sind ja nur in zweiter Folge Ableugnungen von Glaubensinhalten - in erster Linie sind sie Vernunftverstöße, aus sehr persönlichen Gründen gar.

Denn wie Schopenhauer sehr richtig konstatiert, schafft sich der Wille, der Charakter, seinen Verstand. Die Chance zur Objektivierung besteht nur dort, wo ein Mensch willens ist, seine Willensimpulse vom Verstand zurückzuziehen, um so der "Logik der Welt" ihren Raum zu geben, auf das sein Denken "objektiv" werde.

Die ersten Schritte zum Glauben sind dementsprechend ganz anders - sie setzen im Natürlichen an. Die Glaubensinhalte sind nämlich zutiefst vernünftig, selbst in ihren höchsten Höhen, und stehen in einem absolut logischen Verhältnis zueinander, und sie bauen auf der natürlichen Vernunft auf. Im Glauben zu wachsen setzt also zu allererst einmal Wachstum in der Vernunft voraus.

Daß heute dem Katholischen so wenig geglaubt wird liegt primär darin, daß die natürliche Vernunft zerstört ist. Weshalb jede Form von Mission erst einmal in einer Klärung des Wort- und Gedankenwirrwarrs zu bestehen hat, das täglich zu vermehren sich so viele Menschen tatkräftig mühen.

Das viel mir ein, als ich von der Einrichtung einer Kurienstelle zur "Wiederevangelisierung traditionell katholischer Länder" im Vatikan las. Man darf gespannt sein. Denn auf diesem, obgenannten Feld - DA spielen sich die wirklichen Kämpfe ab. Deshalb vermeidet man diese Felder auch so konsequent in der Verkündigung - da setzte die Mühe und das Kreuz an. Die Glaubenssätze nimmt ohnehin keiner mehr ernst, und sie umzustoßen ist eine leere und billige Übung. Denn nur die Unzahl Ahnungsloser geht davon aus, daß ein Katholik seine Glaubenssätze "blind" anzunehmen hat. Er hat sich aber zu mühen, sie mit seiner Vernunft zu verstehen. Weil die Pflicht zur Wahrheit erste Pflicht jedes Menschen ist.


*030710*