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Mittwoch, 28. Juli 2010

Funktionsfaschismus

Kein Mensch darf Mittel zum Zweck werden, darf verzweckt werden. Das widerspricht grob seiner Würde, und verletzt ihn zutiefst, auch wenn der Ursache-Wirk-Zusammenhang aus zeitbedingen, kulturellen Gründen tief verborgen bleiben kann.

Wenn man also oft die Diskussion hört, man benötige in der Erziehung Männer, WEIL das diesem und jenem Element der Identität, der Persönlichkeitswerdung etc. entspräche, man benötigte Frauen als Mütter WEIL etc. etc. - und deshalb sollten Männer in die Erziehung, Frauen an den Herd ... so übersieht man leicht, daß dies tatsächlich jene Würdeverletzung darstellt, die aus diesen Erkenntnissen entsprechendem Handeln ein prinzipiell falsches Handeln macht. Das kann bestenfalls sehr begrenzte, höchst mangelhafte Notlösungen ergeben, aber kein Prinzip. Und in der Erziehung solche Notlösungen zum Prinzip zu machen, ist ein Verbrechen den Kindern gegenüber.

Und aus diesem Grund auch sah und sehe ich immer dräuender die Gefahr eines wirklichen Faschismus - der rekonstruieren möchte, als Funktionsklitterung zusammenbauen möchte, was als Ganzes nicht mehr besteht.

Wir sind Menschen, und sind ganz, ja unsere Vervollkommnung ist wesentlich Ganzwerdung. Unser Tun muß schöpferisch aus uns selbst entstehen, und DIESES Zueinander ergibt ein Gefüge, das (wären wir vollkommen) eine "Heile Welt" ergäbe - die leider nie heil ist, weil wir es nicht sind, und zwar: prinzipiell nicht sind (nicht dann und dann sein können oder gar: Könnten ...) und dies auch nicht sein werden.

Rezept eines kulturellen Neuanfangs, einer Renaissance, die ja immer Reform ist, ein Rückbesinnen auf das, was wir sein sollten weil könnten, kann also nicht das Aufstellen neuer, perfekterer Gesetze sein. Es muß heute vielmehr das Wegnehmen von Hindernissen sein, einesteils, und andernteils muß es die Auflichtung der Irrtümer sein, damit jeder in die Lage kommt, seinen wirklichen Anwegungen (und Willen) zu folgen. Denn wir kranken an einem Zuviel, das kein Ganzes mehr ergibt - nicht an einem Zuwenig, das zu einem Ganzen fehlte.


*280710*