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Mittwoch, 28. Juli 2010

Man muß nur mittun

Frobenius spricht ein eigenartiges Wort aus, als er von der Wohlgeordnetheit der Welt vor dem 28. Juli 1914 spricht. Damals, so schreibt er in "Vom Kulturreich des Festlandes", sei es vor allem darauf angekommen, zu organisieren - alles wurde organisiert, die Welt war dabei sich "perfekt" zu vernetzen, zu einer zu werden.

Und dann schreibt er diese Sätze: Mittelmäßigkeit war Vorbedingung des Erfolges, geschickte Mittelmäßigkeit Garantie großer Karriere. Das alles aber heißt: Die Organisationen überwucherten den Organismus. 

Mit einem Male, so heißt es später dann im Text, habe der Weltkrieg die Illusion zerstört, daß die Welt der Zukunft, das Ziel, das letzte Menschheitsglück, in einer immer bequemeren internationalen, maschinellen Kultur bestehe.

Aber wenn auch das Ideal die Maschine war, die technische Machbarkeit aller kulturellen Erscheinungen - man hat die Organismen mißachtet. Kultur war als Maskerade mißverstanden.

Ich zitiere hier nicht weiter, was er über das Abendland, über Europa weiter schreibt. Ich lasse diesen Beitrag vielmehr ausklingen - in jener Stimmung, in die er mich letztlich versetzt hat: in frischem Mut, in Zuversicht. Nicht im billigen Optimismus, daß wir alles schon noch einmal hinkriegen werden.

Frobenius schreibt nämlich von der Aufgabe, die dann heißt, neu anzufangen, neu aufzubauen - inmitten von Trümmern: die alten Samen neu begießen, auf daß neues, wirklich neues Leben zu treiben beginne.


*280710*