Erhart Kästner schreibt einmal, daß es ein großes Mißverständnis war, das die Aussage seiner Kunst noch fast humorvoll unterstrich, seine Kunst als "Protest" des Künstlers zu deuten. Mitnichten, meint Kästner. Es ist eine der Renaissance entstammende Haltung, den Künstler so wichtig zu nehmen.
Duchamps stellte, indem er das Pissbecken in den Raum stellte, oder ein igelartiges Gestellt, auf welches man Flaschen zum Trocknen steckt, oder das umgekehrt aufgebockte Rad eines Fahrrades, den Austritt der Dinge dar.
Und nicht, daß ER einen Austritt erklärt hätte. Die Dinge waren es, die austraten. Sie hatten genug, traten in den Streik, erklärten ihr Nicht-Einverstanden-sein, ihren Mitwillen, ihren Abscheu, ihren Ekel, ihre Empörung, ihre Wut, ihre Drohung.
Das, so Kästner, hat durchaus etwas von den Humoren, von denen gesagt wird, daß sie auf dem Weg zum Galgen vorkämen.
Sollte man hinzufügen, daß der Symbolismus selbst schon ein solcher Austritt ist? Wo das Auszusagende in der Welt gar nicht mehr vorzufinden ist, ich also rational - historische Kultur - Übereinkunft brauche, um überhaupt noch kommunizieren zu können?
Ist es das, was René Margritte (1989 - 1967) in seinen Bildern ausdrückt? Wo die Gegenstände ihre Bedeutung verschoben haben, die Bedeutungen sich zum bloß Subjektiven verändern? Das Fenster, das keinen Ausblick gewährt weil es ein Kasten ist, in dessen innerem Flügel sich aber (vorgestellte) Welt abbildet - die das Fenster aber ohnehin unnötig macht? Und mittendrin doch noch ein Gegenstand, der bedeuten könnte, was er ist - nicht einmal darauf aber ist noch Verlaß?
"Ich aber, seine (des Menschen) Herz-Fasern ans grelle Licht haltend, lehre ihn, daß er nur aus Bosheit besteht, mit einem winzigen Zusatz von Güte, und daß es bloß die Furcht vor Strafe ist, welche diese winzige Dosis Güte vor dem Verdunsten bewahrt." (Lautréamont)
*140710*