Ein Kriminalfachmann berichtete im Fernsehen über das seltsame Phänomen, daß alleine 2010 in Deutschland bereits zweihundert tote Jugendliche, ja Kinder (ein Opfer war gar erst acht Jahre alt!), zu beklagen sind, die sich durch Drosselspiele selbst - und ungewollt - getötet haben. Zuvor wurden erschütternde Berichte von Eltern gezeigt, die - aus absolut "seriösen" Verhältnissen - von ihren tot aufgefundenen Kindern erzählten, die sich zeitlebens plagen, wie sie nicht fünf Minuten früher hätten kommen können, dann könnte ihr Sohn, ihre Tochter noch leben.
Was passiert da? Es sei angeblich bereits sehr weit verbreitet, daß Kinder einen "Kick" suchten, indem sie sich durch verschiedenste Techniken, die vom Sack über dem Kopf bis zu Strangulierungssimulationen an Türschnallen oder Kleiderhaken hingen, sich die Luft so lange abschnürten, bis sie in Ohnmacht fielen, das Bewußtsein verlören.
Dabei aber übersähen sie, daß manche ihrer Versuche nicht aufhörten, kein Exitszenario hätten, daß die kalkulierten lebensrettenden Ausstiege nicht funktionierten.
Ein Satz ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: "Sie rechnen damit, daß immer noch jemand kommt, auch wenn alles schiefgeht, der sie rettet," sagte der Kommissar. "Sie rechnen damit, daß alles doch wieder rückgängig zu machen ist."
***
In einem Gespräch mit einem "Fachbischof" stimmte mir dieser zu, daß eine nicht wirklich zu beziffernde, aber sicher über 50 Prozent liegende Quote von Ungültigkeit bei den (ohnehin dramatisch weniger werdenden) Eheschließungen realistisch anzunehmen sei. Den jungen Menschen sei oft jedes Bewußtsein dafür abzusprechen, was sie mit einem solchen Versprechen wirklich an Bindung eingingen. Damit fehlten wesentliche Voraussetzungen zum Schließen einer Ehe, wie "Wille zur Unauflöslichkeit". Sie heirateten, weil sie einfach ein "Erlebnis" haben wollten, das da hieße "Und dann haben wir geheiratet!" Insbesondere Eheverträge lassen in jedem Fall Zweifel aufkommen, wieweit dieser Wille zur Dauer substantiell ist, denn das Wesen der Hingabe sei Rückhaltlosigkeit. Ohne diese Hingabebereitschaft aber, die in ihrer realen Mächtigkeit freilich Zeit brauche, wachsen müsse, aber unabdingbare Absicht sein muß, sei Ehe gar nicht vorstellbar, denn Ehe sei wie alles im Leben ein Vorhaben zur Vollkommenheit, deren Vollgestalt immer voraus liege, nie erreicht sei. Ausstiegsszenarien schwächten in jedem Fall also ihr Wesentlichstes.
*120710*