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Montag, 5. Juli 2010

Evolutive Entfaltung

Interessant ist ja die Position des deutschen Biologen Richard Woltereck, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zur Riege der wichtigsten Biologen zählte.

Er schließt eine Entstehung von Organismen aus anorganischer Materie aus, also muß das Leben von außen gekommen sein, über "Infektion" von anderen Planeten. Der Weltraum ist ja weit ...

Es ist nicht möglich materielle Ursachen dafür anzunehmen, und schon gar solche synthetisch zu erzeugen, wo sich verschiedene Lebensräume - Symbiosen, Biocäne etc. - so zusammengefügt haben und zusammenfügen, daß einzelne Lebewesen in dauernd aktualisierter Übereinstimmung, bezogen auf diese übergeordneten Gesetzmäßigkeiten, gehalten werden. Die Kausalitäten dafür in den einzelnen Organismen zu finden ist unmöglich. Eher ist noch die Annahme eines überindividuellen "psychischen Faktors" realistisch. Denn der Zugang zu diesen Geltungsursachen ist gleichzusetzen dem Zugang zu ALLEN Wenn/So-Konstanten und Normen. 

Lebensvorgänge sind nicht in Teilvorgänge zu trennen, diese stehen zueinander in gesetzmäßigen Beziehungen, die prinzipiell niemals erklärbar sein können. Die Forschung stößt auf unauflösbare Sachverhalte, wie die vom Organismus nach Bedarf produzierten, selbstinduzierten Impulse, die Erregbarkeit der Lebewesen, das eine Beziehung auf-etwas-hin enthält, die beharrende Selbstidentität und Selbstheit der sich fortgesetzt ändernden Biosysteme, die Ganzheit oder Ganzeinheit der Organismen, die immer mehr und etwas völlig anderes sind als die Summe ihrer Teile und Funktionen und auf Ganzheitserhaltung abzielt, das Gerichtetsein aller Vorgänge im Organismus und in der gesamten Biosphäre, das kollektive Bezogensein der Vorgänge sowohl innerhalb einzelner Systeme als zwischen Organismus und Umwelt, sowie die Geschehenspotenzen und deren für jede Organismusart geltende Gesamtheit und Gesamt-Norm.

Aber er vertritt als Prinzip eine (naturwissenschaftlich-immanent erklärbare) Evolution des Lebens auf der Erde. Immerhin, schreibt er, vertreten die Mehrzahl seiner Kollegen diesen Standpunkt. Er selber kann auch nur eine "Evolution" im Sinne einer Entfaltung feststellen - aber es gab offenbar diese Entfaltung.

Wenn man aber an Evolution festhalte, schreibt er a. a. O., so müsse man akzeptieren, daß man Wege zu suchen habe, die immaterielle Faktoren berücksichtige, sonst seien die für eine rein mechanistisch-materialistische Evolution anzunehmenden Geschehensabläufe einfach nicht haltbar, weil prinzipiell nicht vorzufinden und nicht erwartbar.


*050710*