Teil 2 - Der Wunsch nach Zerstörung des Bestehenden
Von "Zerschlagung" Deutschlands zu
sprechen ist mit Sicherheit verkehrt. Der Schritt muß aus eigener
Einsicht kommen. Indem sich die Regionen wieder besinnen, und ihre
Wurzeln zur Distinktheit neu suchen und aufgreifen. Wenn Europa zu einer
Einigung kommen will, und das braucht es auch, im Interesse aller
Bürger, dann braucht es den Mut, sich eine neue Ordnung geben zu wollen,
die eigentlich auf alten Grundsätzen aufsetzt. Indem es neue Ebenen
durch Verbände heutiger Staaten schafft - hier war schon die Rede von
neuen Blöcken, die heutige Kleinstaaten wie z. B. im ehemaligen Raum der Österr.-Ungar. Monarchie wieder oder neu (den Balkan könnte nur so ein Verband
befrieden, der entlang seiner religiösen Bruchlinien seine Grenzen
findet) verbindet. Indem sich Deutschland wieder teilt.
Daß
Großbritannien heute so separatistisch wie schon lange nicht auftritt,
sich wie aus Europa verabschiedet, hat genau dort auch seinen Grund. Es
fehlt an einer wirklichen europäischen Idee, die tragfähig ist, die den
kleinen, aber fundamentalen, ja alles begründenden Kern - das Reich -
darstellt.
Wie
vital diese Grundwahrheiten immer noch sind, denn sie lassen sich gar
nicht auslöschen, zeigt sich in den Diskussionen wie jene über ein
"Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten," und das drückt sich auch
aus, wenn von "Eurozonen" die Rede ist. Und das drückt sich aus, wenn
"seltsamerweise" überall in Europa "Nationalismen" aufbrechen, vom
Baskenland über die Lombardei, den Wallonenkonflikt in Belgien, oder
Schottland. Dahinter stecken mächtige Grundmentalitäten, Elemente
wirklicher Humanität, nicht rationale Konzepte. Die Scheinrationalität,
die sich in fast allen heute diskutieren Konzepten offenbart, die sich
auf offiziell ganz anders begründete "Fakten" zurückführt, offenbart nur
unterdrückte, ignorierte, ganz tief liegende, aber umso mächtigere
Antriebe, die man durch Prinzipienuntreue (vulgo "Offenheit" als
Strategie, wirkliche Absichten zu verheimlichen, auch indem man sie sic
nicht bewußt macht) zu kaschieren sucht. Diese nicht ihrer Natur nach
zu erfassen - häufig durch "Denkverbote", neue Dogmen - bringt mit sich,
daß man selbst durch neue Ordnungen erst recht wieder Bruchlinien
übertüncht, bis zum nächsten Bruch.
Dazu
muß Europa aber seine Seele, seine Idee, vorausgehen, die muß
wiederentdeckt, ausgegraben werden. Die kann man nicht "geben",
erfinden, das ist grobe Dummheit. Und die kann sich nicht als "Staat"
oder "Superstaat" etablieren. Weil solch eine Idee nicht "erfunden"
werden kann. Sie kann nur das Bestehende, die vorhandene Substanz,
aufgreifen, und sie ihren inneren Gesetzen nach zu einer Ordnung führen.
Nur so kann eine Seele sich einen Leib wirken, nur so kann sich aus
Einzelseelen ein Gemeinsames derivieren. Umgekehrt muß Europa zu einer
Diktatur werden, die seine Vitalität auslöscht.
Aber
das ist auch nicht möglich, indem man nun doch einen anderen Weg
einschlägt und alles beim alten läßt. Dazu muß von Grund auf neu
angesetzt werden. Mit der Kernfrage beginnen: woraus sich eine
Gesamtleitung überhaupt legitimieren kann. Hier ist zuerst die Kirche
gefragt.
Weil das alles aber unrealistisch ist, nicht
im Horizont der heutigen Politik vorkommt, wird Europa von Kräften
gelenkt, die es nicht kennt. Und die darauf abzielen, diese Neuordnung
durch Katastrophisches, durch blinde, nur scheinrationale Zerschlagung
des Bestehenden herbeizuführen. Ganz so, wie schwache Persönlichkeiten
eben agieren. Die hoffen, daß die Umwelt, das "Schicksal" setzt, wozu
ihnen Kraft und Mut fehlt. Das steckt hinter den apokalyptischen
Bildern, die uns seit Jahrzehnten vor Augen gestellt werden, sich nur je
andere Projektionsflächen suchen: Ein mächtiger Wunsch.
Weil
aber dieses Wollen so weithin kein Gewand der Vernunft mehr findet,
äußert es sich versteckt. Und äußert es sich vor allem in einem starken
Wunsch nach Befreiung vom Bestehenden. Genau das steckt sogar hinter der
"Energiewende", die ganz Deutschland verwüstet (sic!), und hinter so
vielen "Ideen" der Gegenwart lassen sich diese Wünsche erkennen. Dies, vor dem Hintergrund des Abwägens, was "realistisch" ist, läßt für unsere Zukunft Schlimmes ahnen.
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