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Samstag, 12. Januar 2013

Von der Unausweichlichkeit der Reichen

Es lohnt kaum, auf Argumente einzugehen, die einem gesellschaftlichen System vorwerfen, daß es immer weniger immer Reichere "produziere", während das Verhältnis dieser wenigen Reichtümer zum Eigentum der Massen immer ungünstiger für die Wenigbegüterten ausfalle. Denn dieser Umstand ist so unausweichlich und logisch, daß gegen ihn wettern heißt, gegen die Welt zu wettern, wie sie eben ist. 

Weil es eben immer Böse gibt? Nein. Weil menschliches Zueinander immer ein Zueinander von Beziehungen ist und sich damit in Einfluß, Machtverhältnissen und Hierarchien ausbildet. Gerade die kommunistischen Systeme haben gezeigt, daß selbst verkündete, "geschaffene" Gleichheit keineswegs in der Lage ist, alle gleich zu machen. Nur waren die neuen Hierarchein, die Verteilung von Macht und Einfluß, im Kommunismus jeder Untersuchung verschlossen. Auch, weil man dem Propagandamythos aufgesessen ist, gestützt vom Dogma der Eigentumslosigkeit an Produktionsmitteln. Die aus den an sich richtigen Überlegungen über die Rolle des Werkzeugs für den Arbeitenden herstammt, angesichts der Rolle der Arbeit in der Selbstwerdung des Menschen.

Die Systeme der Macht, die Reichen und Einflußreichen in kommunistischen Systemen sind nur verdeckter, sind eben in ein Schattensystem abgetaucht. Aber sie haben nicht, und zwar um gar nichts weniger existiert, als im Kapitalismus. Denn das Wesentliche an den Superreichen ist nicht, daß sie diesen oder jenen Lebensstil führen. "Jeder kann nur EIN Schnitzel essen," lautet eine alte Volksweisheit. Das Entscheidende an Macht und Reichtum ist der Einfluß, die Möglichkeit, Vermögen, Kapital zu bewegen. Davon abbeißen kann niemand. In keinem der beiden Parameter unterschieden sich die kommunistischen von den kapitalistischen Systeme wesentlich. Nur nannte man diesen Einfluß anders. 

Behalten wir diesen Aspekt im Auge, er wird unten noch wichtig, weil er hilft, "Reichtum" und "Reiche" zu relativieren. Es ist nämlich sehr aussagekräftig, wenn Leute wie Zuckerberg (Facebook) abgebildet werden, wie sie Hamburger kaufen und verspeisen, die auch Sie und der Verfasser dieser Zeilen auf die selbe Weise kaufen und verdrücken (können). Denn es ist wichtig vor Augen zu haben, daß sich wirkliches Eigentum nur in bestimmten Kreisen behält. Je mächtiger die Einflußmöglichkeiten sind - und sei es in Form eines Betriebes - desto weniger nämlich "gehört" ein Machtapparat, eine Schaltstelle (s.u.), überhaupt noch dem "Eigentümer". Desto mehr ist jener der Logik des Apparats unterworfen, sonst würde der nämlich zerstört. Aber fahren wir in der Hauptlinie fort:

Wer sich mit Systemtheorien (Kybernetik) befaßt, mit der Mathemtik der Verteilungen in kybernetischen, schon gar aber in rationalen Systemen, wird bald feststellen, daß mit mathematischer Sicherheit Hierarchien gebildet werden. In Form von Schnittstellen, die sich im konkreten Wirtschaftsleben dann als "Einfluß" oder "Vermögen" darstellen. In solchen Schnittstellen kristallisieren bestimmte Aspekte der systeminternen Logik, kommen dort zur reinsten Ausprägung.

Was sind solche Systeme? Es sind selbstregulierende Einheiten, die mit der Außenwelt nicht nur in Kommunikation stehen, sondern ALS EINHEIT in Kontakt stehen. Als "Etwas". Das beginnt bei der Familie, geht über Gemeinde, Land, Staat und Staatengemeinschaften bis zur Gesamtwelt.

Tritt eine Einheit in eine übergeordnete Einheit ein, schließen sich also z. B. Gemeindeebenen zu einem Land zusammen, kommt es natürlich zur Bildung von neuen - übergeordneten - Ebenen auf dieser Landesebene. Diese Ebenen spiegeln, nur in größerem Maßstab, die Gesetze der unteren Ebenen wieder. Nicht nur größer, sondern in Aspekten konzentrierter, die die unteren Ebenen eben insoweit beinhalten, als sie die höheren Ebenen tangieren. Genauso kommt es in den unteren Ebenen zu Bindungen, die nur auf eine höhere Ebene bringen, was in der unteren ohnehin unumgänglich war. Ganz simpel: Ein Unternehmen, das zuvor nur lokale Kunden betreute, hat nun eine nur auf Aspekte bezogen reinere, abstraktere, enträumlichtere Beziehungswelt innerhalb der nächsten Ebene, dem Bezirks- oder Landesgeschäftsfeld. Diese Abstraktion ist wesentlich im Auge zu behalten. Denn sie führt dazu, daß je höher die Ebenen sind, desto eingeschränkter, weniger umfassend in den Aspekten, werden diese Wirkmechanismen. Abstrakter, auf eine Weise, aber das Untere immer auch zusammenfassen, damit auf eine Weise enthaltend. Die "großen" Entscheidungen wirken sich auf alle kleineren in unteren Bereichen aus, je nach Art dieser Ebenen und Aspekte. Politisch, wirtschaftlich, kulturell ... je weiter oben diese Schnittstelle ist, je umfassender sie ist, desto mehr ist sie "geistig". Bis ihr alle Konkretionen mangeln ... und doch alle in ihr enthalten sind. Von allen Ebenen.

Denn es darf etwas dabei nicht übersehen werden: Jeder Mensch als Operateur und Motor dieser Organismen kann nur bestimmte Mengen an bestimmten qualitativen Beziehungen aufnehmen. Mehr noch: bestimmte Qualitäten von Beziehungen können auf höhere Ebenen nicht mitgenommen werden. Jede Ebene hat so ihre jeweilige Art von Beziehung, im wesentlichen abstrahieren sie sich immer mehr, konzentrieren sich auf bestimmte Aspekte. Wieder ein Beispiel: Jeder Mensch muß an einem Ort wohnen. Er kann nicht einmal an zwei oder drei oder dreißig Orten wohnen. Er kann dort bestenfalls Wohnsitze unterhalten. Aber an einem Ort lebt er das Wesen von Nachbarschaften und was immer sich da ausbildet am eigentlichsten.

So bilden sich in höheren Ebenen bestimmte Aspekte in immer konzentrierterer, reinerer Art ab, die auch in den unteren vorhanden, nur dort mehr in ein Insgesamt der Lebensführung eingebettet sind. Wieder vereinfacht: Ein Kaufmann hat nun einen weiteren Geschäftskreis, der aber um etwas weniger persönlich ist, als er sich im Ort gebildet hat.* Diese neue Ebene formiert sich nun also zu einem neuen Beziehungsnetz, von dem sich bestimmte Aspekte - die sich an sich bereits in der alleruntersten Ebene finden - immer weiter aufspalten weil abstrahieren, konzentrieren, reiner zur Darstellung kommen. Und die sich zueinander genauso - nur auf je höherer Ebene, mit anderen "Quantitäten" (nicht nämlich prinzipiell neuen Qualitäten) - verhalten wie auf den untersten Ebenen. Nur konzentrierter, aber auch aufgeladen mit den Kräften der unteren Einheiten, die sich in diese neue Ebene hinein "entladen", also - mächtiger, stärker, größer.

Das begründet - vereinfacht - ein in der Natur beobachtbares Gesetz, das der "Selbstähnlichkeit". Das besagt, daß Teile eines Organisationssystems das Ganze abbilden, also dem Ganzen ähneln, und umgekehrt. Umgekehrt kann man im kleinen Teil eines Ganzen das Ganze erkennen, und durch Abstraktion auf das Große schließen.

Nun ist eine weitere interessante Beobachtung zu machen: daß sich nämlich auch die Verhältnisse der einzelnen Aspekte zueinander in höheren Ebenen, in größeren Systemzusammenschlüssen, im selben Verhältnis wiederfinden, wie auf den untersten Ebenen. Nur an sich gesehen: größer, mächtiger.

Das heißt nichts anderes, als daß es beim Zusammenschluß von kleinen Ebenen zu größeren, auch zu absolut gesehen größeren, mächtigeren "Schnittstellen" kommt, auch in Form von Menschen, die diese Schnittstellen real SIND. Sie sind also auf diese Weise gesehen mächtiger. 

Nun ist der Denkschluß bereits erkennbar. Passiert solch ein Zusammenschluß auf wirtschaftlicher Ebene, schließen sich Wirtschaftsräume zusammen, indem sie Aspekte auf neue Ebenen heben, mächtigeren Ebenen, MUSZ es unausweichlich (!) zu neuen mächtigern Wirtschaftsschnittstellen kommen. Muß es also zu mächtigeren Betrieben kommen. Das klingt derartig nach Binsenweisheit, daß es fast banal wirkt.

Alle diese Überlegungen zusammengeführt heißt das, daß es bei globalen Wirtschaftsräumen zu enormen Anhäufungen von Macht und auch Geld - alles als Einfluß zu sehen, als Kraft zu bewegen, das ist ja Macht - kommt. Und zwar kommen MUSZ. Es kann gar nicht anders sein. Und statistisch/kybernetisch-mathematisch nachweisbar: Im selben Verhältnis wie in den alleruntersten Ebenen gestreut. Aber nicht nur das: auch in ABSOLUTEN Zahlen gleich! Das heißt, daß es weltweit "wenige" gibt, die auf ihre Ebene bezogen ein "Dorf" bilden, mit diesen paar tausend Bewohnern, mit denselben soziologischen Merkmalen wie sie ein Dorf hat, auf dem Boden der nächstunteren Ebene stehend. Dort wiederholt sich das Ganze. Denn die untersten Ebenen sind ja in ihrem Wirkkreis eingeschränkter als die oberen, also wieder: Dorf. Und so weiter, und so fort.

Derjenige, der in der untersten Ebene (das ist hier KEINESWEGS wertend gemeint, fast im Gegenteil, nur feststellend) steht, sieht natürlich mit jeder oben weiter aufgesetzten Ebene die Spitze immer weiter entwandern. Zugleich wird das absolute Verhältnis seines Machtvermögens zu jenem der oberen Schnittstellen (Menschen mit Einfluß etc.) immer größer.

Es ist ein Naturgesetz. Es kann nicht nur nicht anders sein, sondern es bekämpfen zu wollen ist einfach dumm und sinnlos. Nicht eben, weil manche so böse sind. Der Gründer von Microsoft kann mit Recht als einfacher Mensch wie Sie, geneigter Leser, der mir bis hierher gefolgt ist, und dem Verfasser dieser Zeilen gesehen werden. In seinen "unteren" Aspekten stimmt das absolut. Er denkt nicht einmal anders als wir. Nur ist jeder Baustein, den er in seinem Denken hat, mit weit weit mehr Macht und Geldwegung aufgeladen, als der unsere. Wobei darauf nicht weiter eingegangen werden soll, daß natürlich jede Ebene auch ihre systemeigenen Gedankenkreise - Abstraktionen - hat,. die in ihrer reinen Form den unteren Ebenen meist nicht zugängig sind. Denn die "unteren" Ebenen denken nicht nur nicht so abstrakt, sondern es wäre für sie gefährlich und falsch.

Versucht man, die Bildung solcher Machtschaltstellen zu verhindern, verhindert man nicht solche Machtkonzentrationen (auch nicht in Form von Geld), sondern man verdrängt sie - in Schattenbereiche, in tabuisierte Bereiche, schlimmstenfalls ins Irrationale. Es geht nicht. Und dabei ist kein Beiton von "Trauer" oder "Wut". So ist sie, die Welt, so ist sie, die Schöpfung. Wer diese Gedanken in einer Analogie zu Gott sieht, hat völlig recht. Gott kann alles bewegen, und in ihm ist potentiell alles enthalten, und selbst das Kleinste. Aber er ist reiner Geist.








*Um es darstellbar zu machen, wurde natürlich in allem sehr vereinfacht. Aber anders konnte der Grundgedanke nicht zur Darstellung gebracht werden.

**Und hier beginnt alles Reden von der Gefahr der Propaganda und des Internet, weil es diese Fleischlichkeit sozusagen, diese Integrität, auseinandernimmt. Aber das ist hier nur als Hinweis verstanden.







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