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Montag, 28. Januar 2013

Leben, wie es sich eben lebt

Wieder ein Fehlschlag für den Normmenschen nach medizinisch-wissenschaftlichen Kriterien? Eine groß angelegte Untersuchung in den USA ergab, wie der Spiegel berichtet, daß die gegenwärtigen Kriterien für den "idealen Körper" (im Body-Mass-Index ausgedrückt, also dem Verhältnis von Körpergröße zu Gewicht) nicht auch bedeuten, daß Menschen mit diesen Idealmaßen (BMI 18-25) länger leben. Es ist sogar das Gegenteil der Fall.

2,88 Millionen Fälle aus der "Allgemeinbevölkerung" aus bisher bereits ausgearbeiteten 97 Studien wurden nun zusammengefaßt und ausgewertet. Man untersuchte den Zusammenhang von Sterblichkeit (Lebensalter) und Fettleibigkeit. Das Ergebnis überrascht: Leicht übergewichtige Menschen, mit BMI 25-30, leben statistisch um 6 %, und selbst solche mit BMI 30-35 (Fettsucht 1. Grades) um 5 % länger als "Idealmenschen". Erst bei wirklicher Verfettung, einem BMI über 35 (Fettsucht 2. Grades), sinkt statistisch auch die Lebensdauer der Übergewichtigen wieder, und zwar deutlich (29 % weniger erreichte Lebensjahre als die Idealgruppe).

Keinerlei Relevanz ergab in dieser Hinsicht ein Abgleich mit Lebensgewohnheiten wie Alkohol oder Zigaretten, und selbst Krankheiten weisen keinen Zusammenhang mit dem BMI-Idealmaß auf. Zusammengefaßt heißt das: Übergewichtige (zumindest in gewissem Rahmen) sind weder kränker als solche mit Modellkörper, noch sterben sie früher - sie leben sogar länger. Möglicherweise sterben sie nur ... an etwas anderem, als Idealtypen. Aber das wurde nicht untersucht. So, wie auch nicht untersucht wurde, weil das nicht möglich ist, ob langes Leben an sich überhaupt ein Ziel ist - wieweit also "Erfülltheit" mit gewisser körperlicher Konstitution zusammenhängt, und sich durchaus ein kürzeres Leben zugunsten der Intensität und Qualität (im Selbstverzehr) aufwiegt.

Es ist aber zumindest viel schwieriger als bisher gedacht, eine Grenze zwischen "guter" und "schlechter" Lebensführung zu ziehen. Aber vielleicht steckt genau das wieder hinter den Initiativen, die Sozialversicherungsbeiträge an das BMI koppeln wollen. Ansätze dazu gibt es ja bereits. Man will gar nicht, daß die Menschen länger leben. Denn das kostet den Rentenkassen zuviel.

Weil das Leben generell nicht mehr gelebt wird, Leben (rein physiologisch, materiell) einfach aber die Menschen zu lang. Sie sitzen ihre Sinnverweigerung, im Verhaltensmodus von dreijährigen Kindern, einfach aus.





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