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Donnerstag, 17. Januar 2013

Ausstrecken nach der Welt

Die moderne Schulpädaogik schadet denen am meisten, denen sie angeblich am meisten helfen sollte - den Schwachen. Auf diesen Nenner lassen sich Ergebnisse sehr breit angelegter Untersuchungen aus den USA und Neuseeland bringen, die die Schulpädagogik zum Thema hatte. Das Ergebnis elektrisiere die Fachwelt, schreibt die FAZ. Denn man fand heraus, daß der angeblich überlebte, althergebrachte Frontalunterricht die Schüler deutlich (!) mehr lernen läßt, als alle reformpädagogischen Ansätze, mit Problemorientiertheit, offenem Unterricht, angeblicher Chancengleichheit, zuwegebringen.

Mehr zuhören, weniger diskutieren, üben statt ständig experimentieren - das erscheint nicht nur für die guten Schüler äußerst gewinnbringend, sondern auch für schwächere und vor allem jene aus eher benachteiligten Schichten. In Amerika haben diese Ergebnisse die Fachwelt elektrisiert. Eine neuseeländische Metastudie kommte zu ähnlichen Ergebnissen. Es ist ein Witz: Die moderne Didaktik mit ihrem Anspruch, Chancengleichheit zu bringen, schadet denen am meisten, die Hilfe brauchen.

Gerade schlechte Schüler brauchten weniger einen "Verstehens-"Lehrer, als einen, der ihnen erklärt, was Sache ist. Schüler müßten klar wissen, was der Lehrer wolle und fordere. 

„Im Zentrum des Geschehens muss der Lehrer stehen.“ Wenn dieser in das Zentrum seines Handelns wiederum den Schüler stellt, lernt dieser am meisten. Der gute Lehrer als Welterklärer - nichts anderes haben Schwerdt und Wuppermann herausgefunden.

Die Zielsetzungen der modernen Pädagogik, die viel auf Selbstorganisation der Schüler setze, führe dazu, daß gerade schwächere Schüler, solche aus schwächerem sozialem Milieu, in den Leistungen absackten.*

Die Vielzahl ständig "weiterentwickelter" Lehrmethoden führe dazu, daß - ständig "fortgebildete" - Lehrer kaum zu einer Methode finden, die sie aus vollem Herzen praktizieren. Bei durchschnittlich begabten Pädagogen (der Mehrzahl also) hatte die Abkehr vom Frontalunterricht eindeutig negative Effekte.

Das heiße zwar nicht, so deutsche Bildungsexperten im FAZ-Artikel, daß man ausschließlich zum Frontalunterricht nach altem Muster zurückkehren solle, aber "mehr" davon sei - nachweislich - leistungssteigernd. Bei gemischter Methodik habe schon eine Forcierung des Frontalunterrichts um 10 Prozent gezeigt, daß die Schüler einen Wissensvorsprung erarbeiteten, der ein bis zwei Monaten mehr Schulbildung entspreche.

Dem entsprechen auch zahlreiche Erhebungen in Österreich. Die natürlich zum Anlaß genommen werden, um die Reformpädagogik zu intensivieren. Mit dem  rätselhaften Ergebnis, daß die "Standestreue" der Bildungswege (Kinder erreichen den Bildungsstand, den die Eltern bereits hatten) nicht und nicht abnimmt. Dieser Effekt wird mit Sicherheit noch dadurch verstärkt, als der Bedarf nach außerschulischer Bildung (wie Nachhilfestunden, Zusatzunterricht, etc.) um die schulisch geforderten Leistungen zu erbringen, mittlerweile gewaltig ist.



*Man lernt nicht in der reflexiven Orientierung. Man lernt in der Selbstüberschreitung, im gehorsamen Formenlassen nach Begegnendem. Erst daraus entwickelt sich mit der Adoleszenz Selbstbesitz und Individualität in der Gestaltung. Wer nur auf sich starrt, bleibt in sich, schließt sich gegen Welterkenntnis ab. Wer nichts besitzt, kann aber nichts gestalten. Seine Originalität ist schlicht Ungeformtheit.


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