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Samstag, 31. Oktober 2015

Am Namen ist alles verhangen

Wenn Hans Urs v. Balthasar schreibt, daß die Wahrheit "symphonisch" sei, so hat er darin natürlich recht. Balthasar meint es ja auch keineswegs so, als wäre die Wahrheit das faktische Ergebnis einer Vermengung subjektiver Ansichten. Vielmehr ist es auf das bezogen, was Wahrheit ihrem Wesen nach ist: Die lebendige Präsenz des Logos in der jeweiligen Geschichte. Insofern ist sie auf gewisse Weise flüssig, nie fertig. Aber sie ist die Sprache IN der Sprache, hinter der Sprache. Sie ist immer neu und wird erneuert, weil sie immer historisch ist wie sein muß. Nur hierin läßt sich auch so etwas wie ein Entwicklungs-, ein Fortschrittsgedanke verankern. Sie hat die Tendenz weil Sendung, universal zu werden.

Daraus ergibt sich auch eine nicht geringe Verpflichtung, das Gesprochene eines Sprachraums zu kennen, und sich diesem zu öffnen, um die Sprache hinter der Sprache zu sehen. Schon aus dem Wesen des Mediums heraus muß das in erster Linie "Buch" heißen. Erst wenn keine relevanten Bücher mehr veröffentlicht würden, wäre ein geistiger Raum wirklich tot - und das hieße: ungeistig geworden. Gottseidank sind wir im deutschen Sprachraum aber noch nicht so weit. Vielleicht gab es ohnehin nie mehr Menschen, die diese Sprache hinter der Sprache je hören und in aktuelle Sprache übersetzen konnten. Der große, allergrößte Rest muß diese Sprache empfangen, um durch sie zu sich selbst frei - losgebunden aus den Getriebenheiten der jeweiligen Gegenwart, die er nunmehr in Besitz  nehmen kann - zu werden. 

Denn das Wesen des Menschen ist personale Zugeschriebenheit - die menschliche Gesellschaft (und jeder Mensch ist nur als Teil einer solchen, mit einem Ort, Mensch, als Bestimmung wie als Auftrag) ist einem Seilzug vergleichbar, in dem jeder Mensch an einem ihm übergestellten hängt, bis in die einzige Möglichkeit, wie Welt (die nur im Menschen hängen kann, sonst wäre sie nicht) überhaupt bestehen kann: in der Verhängung im Gottmenschen Jesus Christus, dessen Name selbst das Sein IST.* In dem alle Menschen als Menschheit (die jeder Einzelne stellvertretend repräsentiert; das ist im übrigen dann ecclesia, Kirche) in dieser personalen-persönlichen Seilzugverhangenheit hängt, sich im Einzelnen konstituiert, und in ihm besteht. Und zwar - in seinem Namen, der die Wahrheit ist.

Daraus ergibt sich auch die Pflicht, den Künstlern (in einem vergleichbaren Stand mit den Priestern, den Heiligen und den Königen) zuzuhören. Denn sie sind es, die gar nicht anders können, per existentieller Notwendigkeit, als die Sprache mit Sprache zu füllen, die ihnen das Ewige, das sie im Zeitlichen sehen, zuträgt. Sie nicht als pure Behauptung in der Welt, als Griff zur Sicherheit in einer prinzipiellen Unsicherheit zu traitieren. Ihr Leiden ist das Außerhalbstehen, das Freistehen von Interessen, die gelebte Einsamkeit (die also doch auf die Gemeinschaft bezogen ist), und das begnadet sie zum Sehen des Ewigen im Präsenten, Aktuellen, zum Auslesen dessen aus dem Faktischen. Das sie in seinen Forderungen und Zügen überwinden, also ins Ewige rückführen, läutern müssen.




*Keineswegs also konnte Gott die Namensgebung seines Sohnes den Menschen überlassen. Mit der Botschaft des Engels kam deshalb der Name. Das berühmte Jesus-Gebet der orthodoxen Kirche gründet hier. Alle menschliche Erwartungshaltung an Jesus selbst - man denke an so viele letzte Worte, auch in verzweifelten Situationen, in denen die Menschen "Jesus" rufen - ist die abgestufte, historische Leiblichkeit dieser menschheits-substantiierenden Wahrheit seines Namens. Die menschliche Eigenschaft, dem "Namen" eines Menschen alles zuzuschreiben (sich "einen Namen machen", in der der Rang eines Menschen umfaßt wird, etc.) - nämlich die Stellung in diesem erwähnten Seilzug - hat gleichfalls hier ihre Wirklichkeit.




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Originell heißt nicht immer originär

Es ist die Grechenfrage jedes, der in seiner Berufung zu einer Position des Außenstehenden verdammt (wollte der VdZ schon gleich schreiben ..) ist - als Philosoph, Künstler, Priester (!), auch mancher Journalismus fällt darunter - sich in seiner nur ihm möglichen und von ihm geforderten originären Position zu finden und zu behaupten. 

Originär heißt aber nicht zwangsläufig: originell. Und Originalität ist noch lange nicht originär. In beiden Fällen besteht für diese jene eine große Versuchung, sich selbst untreu zu werden, und sich stattdessen mit Kleingeld zufrieden zu geben.

Aber die Menschen einer sozialen Größe (egal, wie groß diese Große dann auch ist) und Gestalt, denen diese Gruppen gegenüberstehen, aus denen sie aber doch auch stammen, haben ein Recht darauf, daß die, die nicht in ihre produktiven, alltäglichen Zweckzwänge eingespannt sind, die sich davon freimachen - und denen dieses Freimachen sogar eine Aufgabe, eine Pflicht sein muß - ihnen diese originäre Sichtweise im Abtausch gegen das Brot, das sie dafür erhalten, liefern.

Aber nur in diesem Originär-sein können die Genannten Meldung über die Position und wirkliche Wirklichkeit des Faktischen der in den Alltag eingebundenen (und diesem verpflichteten) Menschen geben. Und nur so an der Sprache aller mitwirken, in der ein Volk, eine Sozietät, eine soziale Gestalt zu sich kommt.

Was immer sonst auch wichtig sein mag - im Leben des Künstlers geht es nur darum. So schwer das auch fallen mag: Zu begreifen, daß es genau um ihn geht. Denn er ist die Facette, der Glasbaustein, durch den das Licht des Ewigen in die Welt einfallen möchte. Es gienge nicht ohne ihn und seine Freiheit von der Welt - als Durchlässigkeit für das ewig Wahre, das nur und erst durch ihn in die Zeit geboren wird.

Daß sich dieses Ringen um Wahrheit, um Übereinstimmung von form und Inhalt, natürlich immer innerhalb der bestehenden Formensprache abspielen muß, insofern auch diese Sprache überwinden muß, um sich davon zu lösen, ist selbstverständlich. Denn das Wesen des Künstlertums ist - und hierin unterscheidet es sich in nichts von jedem anderen Beruf, von jedem andern Menschsein - daß es AM MATERIAL, am Werk reift. In der Hingabe darein.

Das begründet eine gewisse Natürlichkeit und Folgerichtigkeit von "Neuheit" im Werk jedes Künstlers, denn es ist dieses Material (in Musik oder Sprache oder Malerei oder egal worin) IN DEM und AN DEM er zu sich selbst wird. Das macht seine "Monomanie" aus, die ihn schmerzhaft begreifen läßt, daß er "zu nichts sonst gut ist" als zu ... seinem Werk, dessen Maßstäben er doch nie gerecht werden wird, weil das Unendliche das er fühlt und ahnt und um das er weiß immer größer ist als das Erreichbare, weil das Erreichbare immer historisch-relativ ist.

Aber die Neuheit um der Neuheit willen ist nur eine andere Form der Konvention. Udn nicht selten ein Täuschungsversuch, weil die Fülle der Entwicklung eines Materials (Kompositionstechnik, schriftstellerische Formen, etc. etc.) nie im Besitz war sondern eigentlich unbekannt geblieben ist. Da feilen also Menschen an "Dramaturgie", die das Wesen der bestehenden (vergangenen) Dramaturgie gar nicht begriffen haben, nicht einmal oberflächlich oft kennen. Solche Kunst wird kontraproduktiv gegen jede Kultur, deren Wesen - Tradition ist.

Technik, technische Beherrschung, vulgo "Können", DIENT nur diesem Sinn, dieser Orientierung. Deshalb ist der Künstler vom Virtuosen um eine ganze Dimension getrennt. Niemals schafft der Virtuose Inhalt. Er vermag nur das Spiel der Konvention auszureizen, ohen sie je zu verlassen. Außer in die Sinnlosigkeit der Willkür. An einem Kunstwerk aber ist nichts willkürlich, wenn auch nicht immer vorhersagbar. Ein Unterschied der Dimension, nicht graduell. Künstlertum ohne Virtuosität ist sehr wohl möglich. Aber auch Virtuosität ohne Künstlertum.

Nicht, wie es vom verachtenswerten Kleinbürgertum (einer Lebensverfehlung an sich) gesehen wird, das aus der Konvention nicht auszubrechen vermag, das Virtuosentum mit Künstlertum verwechselt. Den Künstler aber, der genau das nicht erträgt - sich von vorhandenen Formen knechten zu lassen, der immer mit allem spielen, es gestalten, es besitzen muß - nie erkennt, ja geringachtet. Weil der Künstler die Sicherheit, die den Virtuosen - den Kleinbürger - in eine Scheinsicherheit des Lebens drückt, eine Illusion also, deren Infragestellung ihm lebensgefährlich wird, weil also der Künstler diesen Schein nie erträgt. Weil er originär sein muß. Weil er selbst eine Bach-Melodie "neu erfinden", das heißt: selbst hervorbringen muß. Oh, auch der VdZ hat hier Schlimmstes erlebt. Und erlebt es im Schauspiel vor allem nach wie vor, ja hier steuert es einem Höhepunkt zu. Gerade von jenen, die meinen, "innovativ" zu sein, und dabei, ohne es zu wissen und wissen zu wollen (wie wären sie böse, würde man es ihnen sagen), Sklaven der Ideologien und Moralzwänge - und vor allem ... leider ... der längst notorischen Unwissenheiten - sind.

Um zu beurteilen, was originär ist, muß man sich inhaltlich bewegen und die Freiheit entwickelt haben. Um aber zu erkennen, was originell ist, genügt ein Festhalten am bereits Vorhandenen - und vor allem: an der Vorstellung davon. Sonst könnte man das "neue" ja gar nicht erkennen. Ein Urteilskriterium, das also aus dem Vorhandenen erwachsen ist, und sich daran orientiert, und deshalb die schlimmste Form der Konventionalität ist: Die der Borniertheit. Und das ist heute wie eine Seuche festzustellen, die wirklicher Kunst sogar jeden Atem nimmt. Auf Konsumentenseite nicht weniger, als auf Produzenten- oder Mäzenatenseite. Das ist das sicherste Zeichen für den Todeskampf, in dem sich Europa als Kultureinheit befindet.

Eine Kunst, die in ihrem Formenspiel an eine gewisse Entwicklungsstufe gekommen ist, wendet sich wieder an ihre Anfänge zurück. Und sie hebt sie durch die geistige Entwicklung der Kultur (bzw. der Künstler) auf eine neue Ebene. Wenn sie das nicht vermag, wird sie sinnlos "neu", ein Zeichen der Verzweiflung. Während man die inhaltliche Ebene durch zwanghafte Ideologisierung, durch political correctness (die größte, schlimmste Form der Feigheit) und "Moralisierung" simuliert. 'Denn "Moral" ist eine dem Guten, Wahren, Schönen - also der Originarität, die nur dem Reinen möglich ist - immanente Größe.



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Arvo Pärt - Symphonie Nr. 4 "Los Angeles"





Interessant ist, was dazu ein Poster auf Youtube schreibt:

Music effect, nothing innovative. Simple and accessible to the general public. It would work in any movie. I recommend Ligeti, this is innovation and change

In keinem Fall darf der Künstler in Konventionalität verfallen. Aber was der Künstler wissen muß, unbedingt wissen muß (sonst ist er überhaupt schon des Defraudantismus verdächtig) ist, wie Konvention aussieht. Denn er muß unbedingt damit umgehen und umgehen können. Sein Selbstwerden ist geradezu ein Umgang mit Konventionalität - als Freimachungsprozeß, um damit spielen zu können, den Zweckverflechtungen (und das ist Konvention) nicht verfallen zu sein. 

Der VdZ kennt so gut wie niemanden unter allen jenen - und das sind viele, ja fast alle - die von sich behaupten, "neues" zu tun oder zu suchen, die diese Konventionen wirklich kennten oder überwunden hätten. Stattdessen verfallen sich dem Rausch des Konventionellen, indem sie "neues" zu erfinden trachten - und dabei nicht einmal sehen, daß sie sich in Konvention gefangen haben. 

Es geht um das dem Auszusagenden Entsprechende. Das ist das Originäre. Im Empfinden, im Wahrnehmen der Welt, ihrer Urgründe, inmitten aller Oberflächenschäume und faktischen Zeitverflechtungen - das ist die Aufgabe des Künstlers. Ob er sich dazu Mittel bedient, die "bereits da waren", ist eigentlich völlig belanglos.

Umgekehrt darf er sich auch nicht davon bedrängen lassen, darf er sich auch nicht darein ergeben. Das ist die Wurzel seiner Berufung - die Originarität.

Es kann deshalb sehr wohl sein - und in den Augen des VdZ ist es das auch, dem in seinen Stücken und Schriften, in seinen Kabaretttragödien, ja selbst in seinem Schauspiel, derselbe Vorwurf gleichfalls immer wieder begegnet ist - daß eine Zeit gerade diese Konventionen braucht, weil sich Katharsis erst nur über eine Rückbesinnung auf das bereits Bekannte erzielen läßt. Gerade gilt das in einer zeit, die ihre eigenen Wurzeln nicht mehr kennt, und somit dem Epigonentum fluchartig verfallen ist. Und zwanghaft "Neues" sucht, um sich selbst zu entfliehen, und um zu verbergen, daß sie das Wahre, das Originäre, das Ursprüngliche, das die Welt wirklich Tragende, gar nicht mehr findet, weil sie sich aus der Zeit nicht mehr befreien kann. Neues ist kein Selbstzweck! Sondern es offenbart sich im Inhaltlichen, in einer Form, die den Inhalt trägt. Wie immer die aussehen mag.

Arvo Pärt, der früher als "Avantgarde" galt, hat in einer Schaffenskrise diesen Mut gehabt. Und acht Jahre Pause gemacht. Um sich von dieser Konventionalität zu befreien. Seine Frau meinte bereits, er hätte den Beruf aufgegeben. Es war aber eine Befreiung ... vom bloßen Formenvariieren "des Neuen willen" zum Inhalt. Seither wirft man ihm vielfach vor, "konventionell" (und "zu religiös") zu komponieren.




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Freitag, 30. Oktober 2015

Da stimmt schon so einiges

Hamed Abdel-Samad, als Student zwei Jahre Mitglied der Muslimbruderschaft in Ägypten, stellt in diesem Gespräch in Wien eine Kernfrage: War es wirklich der Islam, der tolerant war? Oder waren es nicht einige Herrscher? Hat der Islam den Hochstand der Kultur bewirkt, von dem Muslime heute noch träumen? Oder waren es nicht ganz andere Einflüsse und Geschehenszusammenhänge? 

Im Gegenteil, je weiter weg die "islamischen" Kulturkreise von der Sharia der arabischen Halbinsel waren, desto freier konnte sich dort - menschliche - Kultur entwickeln. Sie waren oft klug, pragmatisch, und ließen viel Freiheit zu, im Dienste einer Entwicklung der Kultur. Und es waren immer Herrscher, die mit Religion eher ... wenig zu tun hattenn. Während viele Christen sogar einen gewissen Vorteil genossen, NICHT zu konvertieren.

Bis - Spanien ist ein gutes Beispiel dafür - die strengen Islamisten ihren Einflüsse geltend machten. Und schon war Schluß mit der Hochkultur ... Nun wurden auch die Juden und Christen gezwungen, ausnahmslos zu konvertieren, und ihre Religion wurde unterdrückt, sie wurden defintiv zu Bürgern zweiter Klasse.

Die Begriffe muslimische Herrscher und islamische Herrschaft müssen getrennt werden, sagt Abdel-Samad. Europa hat der arabischen Kultur viel zu verdanken, aber Europa hat ganz sicher dem Islam NICHTS zu verdanken.

Oh ja, das was der Mann sagt, ist schon interessant, er kennt sich nicht schlecht aus. Und es deckt sich auch über weite Strecken mit den hier bereits vorzufindenden Einschätzungen des VdZ. Und manche neue Aspekte. Erhellend etwa seine Aussagen über die Unmöglichkeit, eine Grenze zwischen Islam und Islamismus zu ziehen. Der Umschlag ist rein inhaltlich nicht nachvollziehbar, nicht benennbar, er vollzieht sich schleichend graduell. Aus seine  Natur heraus wurde aus dem häretischen Christentum zwangsläufig eine zum absoluten Verhalten plattgeklopfte, verabsolutierte Lehre - der Islam.


Es gibt DIE Muslime aber nicht, meint Abdel-Hamed. Sie differieren beträchtlich. Aber es gibt sehr wohl DEN Islam. Friedliche Muslime sind nicht friedlich WEIL sie Muslime sind, sondern OBWOHL sie Muslime sind.  Nicht DER ISLAM ist deshalb - das so manchem verwirrten zeitgeistverschmusten "Katholiken" gesagt - zu schätzen, sondern jeder Muslim als Mensch. Und NUR dort liegt auch ein Ansatzpunkt für Ökumene.

Relevant bleibt nämlich auf Dauer nicht, was alle Muslime trennt, sondern was alle vereint. Und das ist - der Islamismus. Und Islamismus IST der Islam. Durch falsche Integrationspolitik liefert man aber die friedfertigen, aufgeklärten Muslime sogar dem Islamismus aus.

Und fast klatschen möchte man, wenn er sehr richtig sagt: Weder Islam noch Judentum noch Christentum sind demokratiefähig. Das tut einem Katholiken sogar gut, das zu hören. Es ist wahr. Sie sind nicht für die Demokratie gedacht. Jawohl. Einen politisch neutralen Katholizismus gibt es ebenfalls nicht. Und es gibt - als Katholik gesagt - nichts dabei, wofür es sich zu schämen gälte.

Erhellend frei also, was Abdel-Hamed sagt, und das muß man anerkennen, ohne ihm in allen Einschätzungen zuzustimmen. (Der VdZ hat immerhin zwei seiner Bücher gelesen. Sein Verhältnis zum Autor ist gemischt.) Erhellend, wie die Aussagen zu den Auswirkungen der Kreuzzüge und der Mongoleneinfälle auf die Selbstabschließung des Islam. Wie überhaupt so manches historische Faktum, das man schon kennen sollte, wenn man sich über den Islam den Kopf zerbricht. Seine Einschätzungen, die ihn doch recht als Nachläufer der Aufklärung zeigen, sind nicht immer gleicher Qualität. Metyphysik ist eine Seinsdimension dessen, der nachdenkt. Sie ist kein bloßes Denkmanöver. Und man sieht, wie sie in der persönlichen Prägung ist - oder nicht ist. Und sich dabei schwer auf das Denken selbst auswirkt. Abdel-Hamed versteht manches einfach nicht, also bleibt er in Phänomenen, im Vereinzelten hängen. Auch das wird erkennbar. Jesus ist eben NICHT ein bloßes Vorbild. Und sein Wirken ist NICHT, nicht primär, die Verkündigung einer "Lehre". Sein Wirken hängt an seiner Inkarnation, an seiner realen Präsenz bis heute.

Seine Einschätzung des Nationalsozialismus, die Unfähigkeit ihn von Faschismus, ja überhaupt von eiern Ideologie abzugrenzen, ist also auch falsch. Abdel-Hamed aber kann gar nicht anders denken. Also kann er auch nicht erkennen, daß die Aufklärung direkt in den Totalitarismus mündet, dreht die Tatsachen sogar um. Man sieht nur, wie man ist. Wundert es also, daß er einen "neuen Josef II." für Österreich wünscht? Der die Säkularisierung weiter vorantreibt.

Darum wird der Katholizismus heute von intellektuellen Kreisen so überhaupt nicht mehr verstanden. Und darum wird der Islam von so vielen nominellen Katholiken nicht verstanden. Sie sehen den Unterschied nicht mehr. Wie lächerlich aber aber gar, wenn Katholiken, eingebettet und fettgenährt an der katholischen europäischen Kultur, islamische Lebensrhythmen zu installieren. Etwa, indem sie islamische Feiertage (dabei manche in grotesker Fragwürdigkeit) verkünden oder zu deren Verehrung auffordern, und kulturell institutionalisieren wollen. Sie sind Verbrecher, aus und punkt.

Minderwertigkeit wie Allmachtsgelüste - diese Mischung, die dieselben psychosozialen Quellen hat, und das erkennt Abdel-Samad sehr richtig - sind aber wesentliche Wurzeln des Islamismus. Das ist mit Religionsdiskussionen gar nicht zu beheben.

Beeindruckend sein Aufruf gegen Ende des Gesprächs: Muslimische Intelektuelle sollten endlich aufhören, Islam-PR zu betreiben. Sich zu Opfern zu erklären, und mit Gewalt zu reagieren. Vielmehr sollten sie die intellektuelle Aufforderung, die Freiheit ernstzunehmen, die Europa bietet. Immerhin haben sie hier die Möglichkeit, sich zu artikulieren, sich zu verteidigen. Rassismus wächst, wenn man das Gefühl hat, daß man die Probleme versteckt, sagt Abdel-Hamad. Alles als Islamophobie zu deklarieren, diffamiert alle Menschen auch in Europa. Die Ängste dieser Menschen sind aber nicht Krankheitssymptome, sondern Ängste, die man ernstnehmen muß, weil sie nicht unberechtigt sind. Muslimfeindlichkeit, gut, ja, das ist abzulehnen. Aber nicht Islamfeindlichkeit. Denn der Islam hat Inhalte, denen man sehr wohl feindlich gegenüberstehen darf. Viele Vorurteile, mit denen Muslime bedacht werden, sind Vertretern des Islam selbst zuzuschreiben. Die als Islam-PR-Agenten auftreten, und sich nicht frei den Diskussionen stellen.

Aber da beginnt wieder das Problem mit Abdel-Samad. Der da fordert, daß man nur "den Menschen", nicht seine Religion berücksichtigen sollte. Was der Mann vorschlägt, ist deshalb keine Lösung. Denn: Wie ist das möglich, bitte?  Wie kann man Menschen ohne ihre Universalien begreifen? GAR NICHT. Denn solche Menschen GIBT es gar nicht, ja DORT beginnen sie. Ganz genau im Konkreten. Das käme einer Auslöschung des Individuums - und damit des Menschen überhaupt - gleich. Nur weiß ein Aufklärungsjünger wie Abdel-Samad das nicht, er kann es gar nicht begreifen. Darum würde auch sein vorgeschlagenes Rezept zu nichts führen: Integration durch Auflösung der Identitätskonstrukte, weil "alle Menschen sind". Wer so denkt, hat den Menschen nicht begriffen. Wie also will er ihn retten?

Interessant aber auch noch, weil illustrierend, seine Schilderungen (gegen Ende), in denen er das typisch zweigesichtige Verhalten der Muslime beschreibt. Die sich nach außen völlig anders verhalten, als nach innen, ihren islamischen Brüdern gegenüber. 

Und wie seltsam die Berichterstattung im Westen läuft. Während alle Welt über drei Enthauptungen der IS berichtet, sagt niemand ein Wort dazu, daß in DERSELBEN ZEIT Saudi Arabien ... 19 Menschen enthauptet hat. Und während ein kritischer Blogger zu Tode gepeitscht wird, setzen wir uns mit den dafür verantwortlichen Regierungen zusammen, und füren einen interreligiosen Dialog.

Der Weg zu einer Lösung, zu einem vollen Begreifen der Sache, ist also noch nicht zu Ende.








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Welt der Erwachsenen


Gesehen auf everyday_i_show






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Donnerstag, 29. Oktober 2015

Was in Deutschland kaum bekannt ist

Deutschland grenzt aber in Afghanistan direkt an China. Und China, so Peter Scholl-Latour in diesem Vortrag, ist im gesamten vorderasiatischen Raum längst spürbar. Glaubte Amerika, Nachläufer wie Nachpuppe (!) des britischen Weltreichs, noch lange, es könne weltweit eine pax americana errichten, muß es sich von diesem Traum der Weltherrschaft verabschieden. Die Herrschaft des weißen Mannes, die fünfhundert Jahre anhielt, ist zu Ende. Sie war eine Episode, die vor allem der temporären Unfähigkeit Chinas zuzuschreiben ist, das einfach für 200 Jahre schwach war. Aber die Angst selbst Rußlands vor den asiatischen Horden ist historisch tief begründet. China hat eine eigene, starke Wertewelt. Und DAS wird sie zur ersten Weltmacht machen. Der menschenleere Osten Rußlands wartet buchstäblich auf die Menschenmassen Chinas.

Noch führt Amerika in militärischer Technik. Aber China macht alle Anstrengungen, das zu überbrücken. Dazu liegt auf den USA ein immer schwerer südamerikanischer Druck. Hier baut sich ein (ethnisch revolutionärer) Bevölkerungsdruck auf, dem Amerika sicher nicht auf Dauer widerstehen kann. Die white anglo-saxon elite ist eindeutig in Rückzugsposition. Amerika ist in einer tiefgreifenden Umgründungssituation: Weg vom weißen Europa. Amerika ist nicht mehr in der Lage, mit Konflikten in kleinen Staaten fertigzuwerden.

Nicht erst durch Vietnam ist das im amerikanischen Bewußtsein so evident, sagt Peter Scholl-Latour. Viel prägender waren Ereignisse wie Somalia, wo Amerika nach wenigen Hubschraubereinsätzen zurückziehen mußte.

Das ist insofern interessant, weil seit Napoleon - Spanien! - der Krieg strategisch auf die Erschöpfung eines Gegners im Ganzen ausgerichtet war. Nur hat sich diese Situation ins Gegenteil gekehrt. Denn nun hat es in Kriegsaggressor nicht mehr mit einem Land zu tun, sondern mit einem Guerilla-Gegner. Und der ist so gut wie NICHT zu erschöpfen, und damit zu besiegen.

Peter Scholl-Latour führt Brasilien als Beispiel an. Ob nämlich nicht die Weltgeschichte auf eine Zukunft von einer rassischen Vermischtheit zuläuft, die wir bisher nicht kannten. In dem seltsamerweise europäische Kolonialmächte in Nachläufern aufstehen.

Europa aber droht in ein "Kap Asiens" zurückzufallen. Kein Land Europas, das nicht einmal ein Imperium hatte. Alle aber haben es verloren. Die Mächte der Zukunft sind stärker. Europa wird dem möglicherweise nicht gewachsen sein. "Im Abgrund der Geschichte ist Platz für alle." (P. Valery)

In einem schönen Schlußwort faßt Scholl-Latour seinen Vortrag zusammen: Es ist nicht notwendig, zu hoffen, um etwas zu erreichen.








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Scheinbilder nach Realität gedeutet (2)

Teil 2) Von der fatalen Wirkung des Flugs zum Mond




Bei den Prognosen zum Welt-Klimawandel kann man genau das feststellen: Sie sind ausnahmslos Vorhersagen für den Fall, daß eine ganze Reihe, ja meist eine gigantische Reihe von Annahmen - und vor allem: Vorstellungsbildern, die schon ZUVOR eigentlich festlegen, was sie dann beweisen - real zutreffen. Meist aber wird vergessen, daß schon die kleinsten Annahmen, so wie die über eine "meßbare Welttemperatur", bloße Fiktion und vielfach bedingte Behauptung sind.  So wie die Temperatur von San Franzisko.

Stimmen diese Vorstellungsbilder (in denen Wirkmechanismen angenommen werden) nicht mit der Realität überein, können die Berechnungen noch so exakt sein - sie werden keine Aussage von Relevanz hervorbringen. Wie soll das also bei einem unfaßbar komplexen, aus (wörtlich) unzähligen Wirkzusammenhängen bestehendes (vorgestelltes) System wie dem Weltklima, dessen Wirkzusammenhänge wir nicht einmal annähernd (und wenn, nur in kleinen nach oben wie unten, nach links wie nach rechts begrenzten Ausschnitten) kennen, überhaupt funktionieren? Wir wissen nicht einmal, ob es ein solches "physikalisch-mechanistisches System Weltklima" (als in sich bestehende Ganzheit) überhaupt gibt, zumal die Erde ganz sicher kein geschlossenes System ist (Sonne, Weltall ...) Wieder und auch hier lassen wir uns u. a. von Satellitenaufnahmen täuschen, die durch grobe Simplifizierung Illusionen falscher Vergegenständlichungen entstehen lassen.

Die Fahrt zum Mond (wie überhaupt das Fliegen) hatte also wirklich jene gravierenden Auswirkungen, die man ihr zugeschrieben hat. Nur auf andere Weise. Sie hat unsere Sichtweise der Erde verändert - weil zur Illusion der Handhabbarkeit gemacht. So klein liegt sie da vor unseren Augen, und jedes Detail dieses Bildes "kennen" wir ja aus unserem (kleinen, so begrenzten) Erlebensumfeld ... wie muß also ein Großes, das sich aus lauter solchem Kleinen zusammensetzt, nicht selbst klein und begrenzt werden? Die Renaissance begann früh, ihre Kinder zu fressen.

Wir vergessen, daß wir es bei Begriffen und Worten - bei Dingen! - mit kulturell ausgefalteten Artefakten zu tun haben, deren Wahrheitsgehalt im Sprechen (dem eigentlichen kulturbildenden Faktor, der eigentlichen menschlichen Ebene also) immer ein (immanent bleibendes) Weltbild voraussetzt, die es für sich empirisch überhaupt nicht "gibt". Sondern nur in dieser kulturellen Gesamtheit "gibt", die wir selbst bereits übernommen haben (sonst würden wir überhaupt nichts und nie "sehen"). Was ein Auto, ein Haus, ein Stein, ein Baum "für sich" alles ist oder wäre wissen wir nicht. Wir erkennen die Welt nur ALS Kultur: als Kulturmensch, als Selbst, als Person, im Rahmen und aus dem Grundwasser einer übernommenen Sprache. Denn so ist der Mensch und menschliches Erkennen. 

´Nicht nur hierin haben wir uns von der Technikexplosion der letzten Jahrzehnte auf den Leim führen lassen. Für sie gilt deshalb dasselbe wie das für Bilder Gesagte. Und es gilt natürlich auch für die Statistik, die seit geraumer Zeit eine immer größere Bedeutung auch für naturwissenschaftiche Aussagen hat. (Am deutlichsten erkennbar in der Quantenphysik, die nur aus Mathematik besteht.)

Natürlich ist "die Statistik" präzise und exakt. Aber sie ist in dieser neutralen Exaktheit auf ein Realitätsfeld bezogen, das selbst gar nicht exakt ist, bei dem wir allerhöchstens (bleiben wir auf dieser mathematischen Ebene) Wahrscheinlichkeiten als Wissen erreichen können.

Übrigens - gar nicht mehr können wir sogar über Maschinen sagen. Deren Ergebnisse, selbst wenn wir fast alle Bedingungen beherrschen, also eine Art Sonderraum schaffen, gleichfalls nur in einem gewissen Wahrscheinlichkeitsrahmen erzielbar sind. Auch hierin lassen wir uns gerne zu einer Illusion verführen, unser "Ergebnis" ist ein reines Gedankending: als Vergegenständlichung eines nicht-gegenständlichen (und doch, auf eine Weise natürlich nur, realen, historischen) Abstraktums.

Vernunft ist eben um Dimensionen mehr als pures mathematisch-logisches, rationales Addieren. Wer das glaubt, hört einfach fünf Straßen zu früh zu denken auf. Und meint wie hier, daß das, was er jetzt messe, DIE Temperatur VON San Franzisko sei. Aber schon dieses San Franzisko "gibt" es nur als Metapher und Symbol.

Es ist zwar richtig, mit und in Symbolen zu denken, ja wir denken überhaupt nur in Symbolen, aber es ist falsch, Symbole selbst zu verdinglichen. Denn die dahinterstehenden Dinge "gibt" es zwar tatsächlich und sie haben eine Realität, aber es "gibt" sie nur als Element und im Rahmen der Wahrheit. Und in dieser Wahrheit entspricht sie auch wieder einer empirischen Erfahrung. Denn es "gibt" dieses San Franzisko. Als humanes, reales Artefakt.

Endgültig verwirrt? Also, fangen wir noch einmal an, nur anders: Es war einmal ...






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Mittwoch, 28. Oktober 2015

Die Bischofssynode 2015 hat gesprochen


Gesehen auf onepeterfive




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Als einmal Krieg war

Ein kleines Meisterwerk an Idee, Ausstattung, Dramaturgie, Schnitt - und damit fast zwangsläufiger schauspielerischer Präzision. Denn der Schauspieler wird bei solcher Perfektion schon fast nur noch zum Steinbruch, aus der man sich bedient und die passenden Stellen sucht - Stella Artois mit einem der gewohnt aufwendigen Kurzfilmchen.






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Scheinbilder nach Realität gedeutet (1)

Bild: Whatsupwiththat
Das ist interessant, dabei doch keineswegs überraschend, es entspricht dem hier oft schon Behaupteten: 

Eine exakte Auswertung der Temperaturen in der Stadt San Franzisko ergab verblüffende Resultate. 

Denn die gemessenen Temperaturen bewegten sich in ein und erselben Stadt an ein und demselben Tag zur selben (hier: morgendlichen) Stunde in einer Bandbreite von 14 Grad Fahrenheid (8 Grad Celsius), je nach Ort und Viertel, wo sie gemessen wird. Manchmal tritt diese Differenz sogar innerhalb weniger Häuserblocks auf. Was ist also "die Temperatur IN San Franzisko"? Die Bedingungen, unter denen lokale Temperaturen entstehen, sind offenbar tatsächlich höchst komplex, und äußerst (!) kleinräumig bedingt. Und jede Wette: auch diese Meßwerte wechseln und schwanken binnen kürzester Zeit. (Dabei wollen wir noch gar nicht davon reden, was man erfährt, wenn man nur die Straßenseite wechselt - von Sonne zu Schatten.) Lege der geneigte Leser diese Tatsache auf ein Land, einen Kontinent, und gar die Erde um ...

Nicht nur hier sind wir mit Gewißheit Opfer unserer simplifizierten Vorstellung einerseits, von Illusionen weckenden Bildern (Satellitenaufnahmen aus dem Weltall, die vorgaukeln, die Erde wäre ein kleines und vor allem manipulierbares Ding für sich, die aber mittlerweile jedem und täglich vorgespielt werden), und von Vergegenständlichungen von Abstrakta, die es so, als "Ding", gar nicht gibt ("Weltklima"). Das passiert beileibe nicht nur bei Angelegenheiten des Wetters, des Klimas. 

Es klingt "klein", aber es ist so: Man muß auch mit den Bildern achtgeben, die man sich ansieht. Auch das, was wir uns über die Sinne zuführen, braucht eine vorausgehende Ordnung. Information kann - und in den allermeisten Fällen tut sie es auch - das Denken, das Vorstellen, die Wirklichkeitsrezeption völlig aushebeln und irrelevant pseudologisch machen. Wir denken dann in Weltzusammenhängen und -bildern , die nur noch für sich stehen, die es in der Wirklichkeit der Welt aber gar nicht gibt. 

Darin können wir sogar "richtig", logisch denken. Aber das ist keine Aussage, ob es das, worüber wir logisch denken, überhaupt in der Realität gibt. Wobei Logik selbst sich immer auf eine reale Welterfahrung bezieht. Wir ordnen dann also Scheinbilder nach in sich realistischen Kriterien. So wie wir in einem Kino sitzen, vom Film gefesselt sind, und die völlig frei erfundene Geschichte nach Glaubwürdigkeit in sich beurteilen. Schlimm wird es erst, wenn wir das Kino verlassen und auf der Straße glauben, daß das eben Gesehene tatsächlich passiert sei oder passiere. Denn es KANN (wenn der Film gut war) zwar so passieren, weil in sich logisch, stimmig, ist also eine Aussage zur Welt, aber nicht darüber, ob es auch so und hier und jetzt vorkommt.

Ja, natürlich, man kann über abstrahierte Merkmale und empirische Veränderungen unter bestimmten Bedingungen gewisse Eigenschaften "wissen" oder aussagen. Aber diese sind immer nur kleine Einblicke, meist sogar nur Ahnungen über vorhandene Wirkmechanismen, aber nicht die Realität selbst. Dazu braucht es mehr als diese Art der "Empirie".

Daß das Wissen über die Erde ausschöpfbar ist, ist selbst ja eine - in ihren Wirkungen hoch bedeutende! - Illusion, die mit der Aufklärung ihren Siegeszug antrag und der ein Scheinbild von der Welt zugrundeliegt. Aber die Realität hat das nicht nur nie bestätigt, sondern jeder Naturwissenschaftler wird bestätigen, daß nach wie vor jede "gelöste" Frage zehn weitere, neue Fragen aufwirft. Die Erde ist also auch naturwissenschaftlich-empirisch betrachtet in einem Ausmaß komplex, und zwar schon in den kleinsten Dingen, daß sie als "unendlich" zu bezeichnen der erfahrbaren Realität unvergleichlich mehr der Vernunft entspricht, als die aufklärerische Annahme, wir hätten die Rätsel der Welt bald allesamt gelöst. Der Mensch hat nur Spielkisten! Wir täuschen uns prinzipiell über die Möglichkeiten, die wir haben, die Erde zu verändern. Das heißt auch: sie zu vernichten liegt gar nicht in unserer Möglichkeit.



Morgen Teil 2) Von der fatalen Wirkung des Flugs zum Mond





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Dienstag, 27. Oktober 2015

Die vergessene Dimension (4)

Teil 4) Eine exkursliche Bemerkung zu einem weiteren 
fatal allgemein gewordenen Irrtum die heutigen jungen Menschen betreffend, 
die auch aus dem bislang Ausgeführten hervorgeht





*Der VdZ wird gewiß noch darauf eingehen. Denn ihm fällt bei jungen Menschen heute schon lange auf, daß sie in der grotesken Illusion gewiegt werden, sei könnten jederzeit in ihrem Leben alles noch einmal anfangen und machen.  DAS IST NICHT SO. Und jeder Erwachsene müßte das wissen. Ist es also zynische Absicht, die jungen Menschen sogar regelrecht in diese Volatilität hineinzuhetzen? 

Auf uns kommen noch gehörige und flächendeckend Tragödien zu. Weil auffällt, wie viel Zeit junge Menschen heute schlicht und ergreifend VERGEUDEN. Die sich nicht aufraffen können, existentielle Festlegungen zu treffen, und so einem Lebensentwurf (der natürlich immer seine Ungenauigkeiten hat) zu verwirklichen, immer in Warteposition, es könnte ja noch anderes, besseres kommen, eine Ausbildung nach der anderen anfangen, jede mit ungenügendem Ernst, weil sie ja jederzeit eine weitere vornehmen können, "Jobs" statt Berufe ergreifen, um sich ein oder zwei Jahre "über Wasser zu halten", in Vorläufigkeiten leben, die für eine Lebenswirklichung aber NOTWENDIGEN FESTLEGUNGEN aber Jahr um Jahr hinausschieben. 

Wir stehen - der Leser möge es nur abwarten, er wird es erleben - vor einer regelrechten ... Generation der Lächerlichen. Die mit 40 ihrem Alter, ihren inneren Zuständen und Drängen nur noch schwer oder gar nicht mehr aufzuprägende Dinge tun (müssen), die noch vor 30 Jahren jeder 20jährige längst hinter sich hatte.




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Das Leben ist tödlich

Ein wunderbares biographisches Portrait eines beeindruckenden Mannes zu seinem 90. Geburtstag, kurz vor seinem Tod. Der Schlüssel zu jedem wirklichen Leben, das nur ein mutiges Leben sein kann, wird zu Beginn ausgesagt:  

"Ich bin früh mit dem Tod bekannt gewesen."  
Wer mit 20 Jahren vor dem Tod steht, ist auf alles vorbereitet.

Und: "Ich bin nicht besonders fromm. Und man kann viel aushalten, auch Folter. 
Aber wenn es um die Ehre ginge, würde ich mich auch selbst töten. 
Ich hatte in den Nazi-Gefängnissen eine Rasierklinge dabei. 
Ich bin nicht besonders fromm, aber ich halte mich an die katholischen Traditionen, 
in denen ich im Rheinland - dem Kern des Abendlandes - aufgewachsen bin." 

An anderer Stelle sagt er einmal: Der Vordere Orient wird wie Nordafrika entchristlicht werden. 
Es ist eine Schande, daß niemand etwas dagegen tut. 

"Europa hat ausgedient. Und die Vorboten des Barbarismus - der radikale Islamismus - stehen vor der Tür." Und: "Die Verwurzelung der Menschen im Islam geht heuter tiefer als früher." 

Internet war ihm, der überall auf der Welt (er hat buchstäblich jedes Land der Welt bereist) Informationen aus erste Hand suchte und bekam, ein Fremdwort. "Vernetzt bin ich auch so." 

Immer haben ihn die Leistungen großer Persönlichkeiten interessiert. 
"DeGaulle war der letzte König von Frankreich."

"Was soll der Unsinn - Europa am Donbas? Das ist nicht mehr Europa."

Er war der erste, der schon in Vietnam begriff, daß die westliche Macht am Ende war. 

 Peter Scholl-Latour (1924-2014).








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Welt der Erwachsenen


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Montag, 26. Oktober 2015

Wirtschaften auf Österreichisch

Na das hat sich der VdZ ja genau so vorgestellt. Während sich die hiesigen Medien in den letzten Tagen vor Anklagen überschlugen, daß die Politik die Bank Austria, die nach Bilanzsumme größte Geschäftsbank Österreichs, mit "Schwerpunkt Osteuropa", "verschleudert hätte", somit dem Steuerzahle Milliarden an Gewinn entgangen seien, wird nun offenbar, daß die Italiener als Besitzer (Uni Credit) in den letzten 5 Jahren 4,4 Milliarden Euro nach Wien geschickt haben, wo diese aber wirkungslos verpufft seien. Diese Bank nun also mehr oder weniger aufzulösen ist eine Notwehrreaktion einer sowieso angeschlagenen Bankengruppe, den die österreichische Bank ist schon lange pleite.

So sind sie eben, die Österreicher. Viel reden, noch mehr fordern, noch viel mehr aufblasen, noch fünfmal mehr anderen die Schuld zuschieben, aber damit nur Versagen verbergen. Wer - wie der VdZ - Kunde bei dieser Bank war, hat es aber schon seit Jahren bemerkt. So verhält sich keine normale, ihres Wirken sichere Bank ihren Kunden gegenüber. So verhalten sich Österreicher, die einfach zuviel Geld ohne Verantwortung in Händen halten. Ein Zustand, den die Österreicher spätestens seit den seligen Zeiten sozialistischer Bundeskanzler seit 45 Jahren halten, die zugleich den Spruch etabliert haben, daß Österreich eines der reichsten Länder der Welt sei.

Schon vor 25 Jahren hat der damalige deutsche Geschäftspartner des VdZ gemeint, er könne sich einfach nicht vorstellen, wie dieses Land überhaupt funktioniere, denn da stimme nichts mit normalem Denken überein. (10 Jahre später war er selber pleite. Es gibt in Deutschland eine andere Art der Unvernunft.)

Übrigens sind ein Drittel der vielen tausend Angestellten dieser Bank natürlich (typisch österreichisch) "unkündbar", und der Staat bzw die Stadt Wien (deshalb wurde die Nachricht von der beschlosseen Bankauflösung auch erst NACH der letzten Wahl verkündet, die Medien wissen eben, wem sie ihre Existenz verdanken; ohne öffentliche Mittel wäre kein einziges Medium in Österreich überlebensfähig) haftet für die Pensionsversprechungen, sonst wäre die schon beim "Verschenkkauf" marode Bank gar nicht verkaufbar bzw. herschenkbar gewesen, welche Versprechen immer noch über 6 Milliarden Euro ausmachen. Ein Hoch auf die Errungenschaften österreichischer Gewerkschaftsdiktatur, die das Geld, das sie verteilen, seit Jahrzehnten natürlich selber drucken.

"Call him a Doctor, he is an Austrian," meinte 1945 General Clark.

Schon 1990 hat der VdZ resigniert festgestellt, daß über die (möglichst vermauschelt und trickreich verdeichselt in öffentlichem Besitz befindlichen) Banken eigentlich die gesamte österreichische Wirtschaft verstaatlicht sei.

Es handelt sich hier übrigens um dieselbe Bank - die UniCredit, vulgo Bank Austria, Sammelgrab für mehrere Banken, darunter die Zentralsparkasse der Stadt Wien, die Länderbank ... (sie nannte sich 1929 nur anders: Boden-Credit-Anstalt) - die 1929 den Welt-Bankencrash auslöste, wußten Sie das, geneigter Leser? Jaaaa, mit Geld anderer konnten die österreichischen Finanzgenies immer umgehen. Alleine die Summen, die österreichische Banken seit 1990 in Rausch der "osteuropäischen Phantasie" versenkt haben, und für das der Steuerzahler natürlich haftet bzw. aufkommen muß, betragen ein Mehrfaches (!) der jährlichen Steuereinnahmen des Staates. Und hätte Bayern 2009 nicht das Glück gehabt, unfaßbar dilettantischen österreichischen Politikern (Zitat aus einem offiziellen Prüfbericht! die Hauptprüferin wird übrigens nun für das Amt des Bundespräsidenten kandidieren) gegenüberzusitzen, die die bereits bankrotte Bank Hypo-Alpe-Adria sogar noch zurückkauften, um damit auch rund 25 Mrd. (!) Euro schlagend gewordene Haftungen von den Bayern zu übernehmen, wäre wohl so manche Entwicklung auch in Deutschland oder gar Europa anders verlaufen.




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Die vergessene Dimension (3)

Teil 3) Wenn Zeit in Dogmatik umschlägt - 
Sowie: Ein Rat an Kirchengerichte




Durch die Dimension der Zeit wird "Pastoral" also sehr wohl zur "Dogmatik", wird Form zu Inhalt. Denn auch in scheinbar reinen Verfahrensfragen birgt sich inhaltliche Aussage, und sie schlägt unter Umständen zu einer neuen Qualität um. Daß dies durch ein garantiertes verkürztes Verfahren nun gesehen wird ist dankbar anzuerkennen. Es ist ein Unterschied, einen 40jährigen auf sein Urteil zehn Jahre warten zu lassen, oder einen 25jährigen. In beiden Fällen treffen nämlich diese Urteile auf völlig andere Lebenswirklichkeiten. Noch mehr aber: Während der langen Prozeßzeit verändret sich für beide ihre Lebenswirklichkeit entscheidend. 

Der 25jährige wurde mittlerweile zum Erwachsenen. Nun ist er mit einer Aufgabe konfrontiert - sagen wir vereinfacht: nach dem Beruf auch eine Familie aufzubauen - die eigentlich seinem Lebensalter und den ihm so gestellten Aufgaben gar nicht mehr entspricht. Denn gerade auch eine Ehe hat ihre Altersgesetze, auch das wird meist übersehen: Junge Menschen (der VdZ ist ein Verfechter einer Ehe in jungen Jahren!) machen mehr und andere Fehler, aber sie sind auch weit flexibler im Verarbeiten, im Aufeinandereingehen. Ein 35jähriger ist auf eine Weise in seinen Gewohnheiten, Haltungen, Lebensweisen gefestigt, die gelinde gesagt schon deutlich weniger Flexibilitäten möglich machten. 

Und das muß sogar so sein, weil es sonst seiner Lebensphase gar nicht entspräche, und auch von der Umwelt wird das so rezipiert: Man erwartet von einem Erwachsenen anderes, als von einem Jungen, man erwartet mir vollem Recht von einem 35jährigen eine gefestigte, zumindest in ihren Grundzügen ausgeformte, als Maske getragene Identität. Wie sie ein 25jähriger gar nicht haben kann (und auch noch nicht sollte; Jugend muß gewisse Flexibilitäten bewahren, sonst erstarrt eine Kultur.) Das hat auch seine Bedeutung bei der Konstellation der Partner. Je gefestigter der eine Teil, desto jünger wird also wohl der andere sein müssen, was hier praktisch immer heißt: In diesen Phasen ist dem Mann, je älter er wird, nur noch eine je jüngere Frau zu nehmen möglich.

Das hat seine Auswirkungen auf den Charakter einer möglichen Ehe, eines möglichen Neubeginns. Am deutlichsten wird es beim erwähnten 40jährigen, er ist dann gar 50. Ein Neubeginn ist ihm ohnehin nur noch sehr schwer möglich. Anderseits fehlt ihm das fertige Lebensgebäude, das diesem Alter angemessen wäre. Und nun steht er einer möglichen Partnerschaft, die für ihn aber notwendig wäre, betrachtet man die Lebensphasen, in der Position Vater-Tochter gegenüber. Denn er steht mit einer Reife im Leben, die mehr oder weniger "Gleichrangigkeit", ein an- und miteinander erwachsen werden wie es einem jungen Paar möglich ist, gar nicht mehr möglich macht. Belassen wir es aber bei diesen Andeutungen.*

Nur eines noch: Warum aber wird hier so vom Mann, kaum von der Frau gesprochen? Weil es die Frau weniger betrifft. Ihr Wesen ist es, konkrete Identität anzunehmen, zu übernehmen. Sie vermag deshalb auch bestehende Identitäten sehr rasch abzulegen, auch als Erwachsene, um sich einem neuen Hausdach unterzustellen, dem sie dann zugehört bzw. das sie "ist".

Übrigens erlaubt sich der VdZ an dieser Stelle einen Rat an Kirchengerichte. Denn dieser hier zu besprechende Faktor ist erst in unserer Zeit bedeutend geworden, es gab ihn früher nicht. Dieser der Natur des Menschen entsprechende und entspringende Faktor hatte keine Relevanz, er hat sie aber heute, und zwar in enormem Ausmaß. Wo die Frauen ihrer eigenen Natur entfremdet dazu verhetzt werden, ihre Identität nicht mehr vom Manne zu übernehmen. (Sie tut es dafür von woanders; ein eigenes Kapitel.) 

Das scheint aber bis zu den Kirchenrechtsgelehrten nicht durchgedrungen zu sein. Denn es ist ... EIN ANNULLIERUNGSGRUND, ein Ehemangel, der sich aus dem Naturrecht ergibt. Weil es die Ehe schon apriori wesentlich nicht bestehen macht. Denn es ist das Gefüge, die Gefügegestalt, auf die hin der Mensch zu sich selbst wird, die er auch zu erfüllen hat. Es ist nicht eine gewisse "Funktionalität", ein gewisses Verhalten "als ob". Letztere folgt dem ersteren Grund, niemals umgekehrt. Salopp formuliert: Feministisch geprägte Frauen (und das sind heute fast alle) sind in den allermeisten Fällen für die Ehe untauglich, eine solcherart "geschlossene Ehe" ungültig. Aus einem Grund, den das derzeitige Kirchenrecht nicht zu kennen scheint. Obwohl er in Bürgerlichen Gesetzbüchern noch vor 100 Jahren, die die Natur der Ehe noch deutlich besser zu kennen schienen als heutige Gesetzessammlungen, die teilweise und tendentiell oder expressis verbis sogar Regelungen gegen das Naturrecht aufweisen, explizit seinen Ausdruck fand.

Wer ein Annullierungsurteil begehrt zeigt ja zudem, daß er dem Glauben, der Gnade, dem Sakramentenwirklichkeit eine gewisse Bedeutung beimißt. Sonst würde er ein solches Verfahren ja gar nicht anstreben. Also war sein Leben gerade in der Phase, in der ihm ein solider Neubeginn (noch einmal: natürlich mit dem Rucksack der Vergangenheit) noch leichter möglich gewesen wäre, blockiert, unmöglich. Mit 50 neu zu beginnen ist etwas völlig anderes. Auch von einem möglichen Partner her. Das Urteil hat also für ihn eine völlig andere Dimension, als für den deutlich Jüngeren.

Noch zur Frage der Irrtumsanfälligkeit: Anders als manche meinen, können solche Urteile niemals endgültige Gewissenssicherheit bringen. Aber diese ist dem Menschen in irdischen Angelegenheiten ohnehin gar nicht möglich. Urteil heißt ja nie einfach "Summierung von unverrückbaren Tatsachen", es heißt eben "Einschätzung", es heißt Festlegung auf eine Interpretation. Deshalb können solche Urteile nie Endgültigkeit beanspruchen, sie unterliegen immer menschlicher Schwäche und Irrtums- wie Täuschungsanfälligkeit. 

Die Betonung der bischöflichen Urteilsgewalt aber könnte diese Dimension sogar noch verbessern, weil sie das Urteil mehr unter den Aspekt von Dimensionen der auch pastoralen Wahrheit, der Lebenswirklichkeit der Betroffenen stellt, die dem Richter unter Umständen weniger gelten. Der - und der VdZ weiß, wovon er spricht - unter Umständen auch Urteile nur fällte, um lästige Fälle vom Tisch zu kriegen, mit Menschen, denen gegenüber er in keiner persönlichen Verantwortung stand. Ob es also wirklich zu einer Verschlechterung der Urteile kommt, zu einer bedenklichen Oberflächlichkeit der Urteilssprüche, bleibt abzuwarten. Der VdZ ist nicht davon überzeugt. Denn er hat so seine Erfahrungen sammeln müssen ... und dabei schlechte, unsachliche, überforderte, gleichgültige Richter an Kirchengerichten zur Genüge kennengelernt. Unter dem neuen Kirchenrecht wäre sein Leben sogar in gewisser Hinsicht ... anders verlaufen.




*Morgen Teil 4) Eine exkursliche Bemerkung zu einem weiteren 
fatal allgemein gewordenen Irrtum die heutigen jungen Menschen betreffend, 
die auch aus dem bislang Ausgeführten hervorgeht





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Italien nach dem Krieg


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Sonntag, 25. Oktober 2015

Die vergessene Dimension (2)

Teil 2) Wenn die Zeit zum Inhalt umschlägt - 
Der überall vergessene Faktor: Die Bedeutung der Lebensalter




Der Mensch lebt eben in Lebensphasen, in Lebensaltern. Bis in die ersten Umbrüche Ende der Zwanziger - bei der Frau etwas früher, mit rund 28-30, beim Mann etwas später, mit rund 31-33 Jahren - sucht der Mensch sich überhaupt zu positionieren, sich in der Welt zu finden. Hier ist auch die Phase der leichteren Prägbarkeit, die Lernphase, die Phase der Ausbildung, und vor allem der ersten Versuche, etwas aufzubauen. Und dazu gehört auch die Eheschließung, die Gründung einer Familie. Man schafft also in diesem Zeitraum, der noch den Römern als "Jugend" galt, die Fundamente des weiteren Lebensverlaufs. In dieser Phase sind Neuanfänge noch relativ leicht möglich, es ist generell eine Phase des Probierens und Versuchens, und wenn man etwas kritisieren vermag dann das, daß die Bereitschaft, Fehler, die ein Mensch in dieser Zeit macht, zu verzeihen, gewiß höher sein könnte.

Anders aber bereits der Umgang mit Menschen der Erwachsenheitsphase, also ab etwa dem 30. Lebensjahr, wie oben angeführt. Denn der Jugend folgt die Phase des ritterlichen Kampfes, die Phase des Menschen in der Akmé, wie sie die Griechen nannten. Auf gutem identitären Fundament ruhend, schafft sich der Mensch einen Lebensraum. Er setzt sich durch, baut auf, ist schöpferisch in seiner Blüte, und gestaltet in Rüstung und Harnisch das Leben in dem er steht nach seinen Vorstellungen. Er baut Vermögen und Besitz auf, die zur Lebenswirklichng eben gehören, behauptet wie gestaltet seinen Platz als Individuum in der Gesellschaft. Dies ist auch die Phase der Verdienste, die er sich zu erwerben vermag, der Ehren und Anerkennungen, die es zu sammeln gilt. In dieser Phase sind Neuanfänge zwar noch möglich, aber auch sie sind bereits von einem mehr oder weniger großen Rucksack belastet. 

In jedem Fall würde die Zeit dafür knapp. Denn wie so vieles im Leben, hat alles seine Dauer, alles einen Rhythmus, und alles seine Lebensbögen in der Zeit. Ohne viel hineingeheimnissen zu wollen, brauchen einfach alle Werke (je nach Art, je nach Ebene) eine gewisse Zeit, um sich zu ihrer Vollgestalt entwickeln zu können, was immer heißt: ihre Krisen durchzufechten. Die meisten Lebenswerke sind deshalb in 3-, 7-, 13- und 21-Jahres-Bögen eingespannt, die man in gewisser Weise mit den Phasen der Lebensalter vergleichen könnte, sie sind ähnlich charakterisiert. An diesen Punkten. Der Volksmund kennt sie durchaus. Nur sind die meisten Erklärungsversuche aus Lebensumständen selbst hilflos unzulänglich. Gibt man aber diesen Werken NICHT diese Zeiten, können sie nicht zu ihrer Vollfrucht ausblühen. 

Damit etwa ein Lebenswerk wirklich als eigenständiger Organismus für sich zu bestehen beginnt, und seine Früchte abwirft, sind diese langen Phasen entscheidend. Hier kann nichts übersprungen werden, schon gar nicht bei Neubeginnen, bei Gründungen, denn Zeit ist das Auseinanderfalten der Tiefe der Dinge und des Mosaiks der Welt, die für sich selbst wiederum alle ihre Reifezeiten haben und brauchen. 

Es gilt also in der Zeit vom 30. bis zum 60. Lebensjahr, sich die Welt anzueignen, sie zu durchdringen, um sie allmählich (in der Vernunft) zu besitzen.

An diese Akmé, an diese Phase der Ortsbehauptung und des Ausbaus eines Werkes, folgt das Alter. Erstmals steht der Mensch nun seinem (!) Lebenswerk GEGENÜBER. Es hat eine gewisse Selbständigkeit erlangt, und nun kann er Früchte ernten. Tut er das nämlich zu füh, in der Phase der Akmé, so gefährdet er sein Werk. Das betrifft übrigens ganz genauso die Ehe, die Familie. Weil ihm nun aber die Welt mehr und mehr gegenübersteht, er sie mit seiner Vernunft durchdringen konnte, er gereift, als nicht mehr in die Lebensvorgänge selbst unlösbar gebunden, deren passiver Teil ist, folgt nun die Phase der geistigen Vertiefung, ja nennen wir sie: die Phase der Weisheit. Sie ist von allen vorherigen Phasen völlig unterschieden. 

Die körperlichen Kräfte lassen nach, das aktive Tun wird weniger, gerät schließlich in den Hintergrund oder wird überhaupt abgelegt, noch mehr: In die Hände der nächsten Generation gelegt. Und genau durch diese Distanz zur Welt, die sich nun aufzubauen beginnt, beginnt der mensch zu verstehen, gewinnt er Einsichten, die der aktiv ins Leben Verstrickte, von Interessen notwendig Getriebene, gar nicht gewinnen kann, ja gar nicht "darf" (denn er "muß" seine Interessen verfolgen, sonst wäre er säumig oder gar verantwortungslos.) Der ins Leben nun hereinwinkente Tod beginnt seine Rolle zu spielen.

Es gibt also auch eine Positionierung der Alter ZUEINANDER. Die jeweils am anderen eine unterschiedliche Aufgabe zu erfüllen haben. Der Junge, der probiert, der Erwachsene, der aufbaut und festigt, und der Alte, der von alle dem geläutert, weil es hinter ihm liegt, mit Rat und Weisheit den beiden zur Seite steht und ihr Tun immer mehr vor dem Licht des Ewigen sieht, Der bereits Linien sieht, die den beiden anderen Gruppen noch fremd sein müssen (!), sonst wäre sogar ihr Tun in Hingabe (der Voraussetzung der Reife) gar nicht möglich.

Wir belassen es bei diesen kargen Andeutungen. Sie sollen aber zeigen, daß es keineswegs bedeutungslos ist, wie lange ein Annullierungsverfahren dauert. Und die Kirchengerichte hätten sich dies schon lange bewußt machen sollen, denn es hat seine Bedeutung auch in jedme Fall anders. Es ist ein Unterschied, ob ein Antrag von 40jährigen gestellt wird (der kirchenrechtlich eine "Klage" ist), oder von einem 25jährigen, oder von einem 60jährigen (was freilich kaum noch plausibel erklärbar ist.) Diese Frage hat noch dazu hohe politische Brisanz, denn in ihr treffen demographische, sozialpolitische Tatsachen mit tiefen individuellen Lebenswirklichkeiten zusammen, die zu ignorieren einfach töricht wäre - und dennoch in der Tagespolitik, ja im Volksbewußtsein, keine Rolle mehr zu spielen scheinen.

Von einem 50- oder 60jährigen, die vielleicht zehn Jahre auf ihr Annullierungsurteil zu warten hatten, zu verlangen, er müsse einen Neubeginn starten weil er nun erst dürfe, ist also sehr problematisch, und nicht selten hochgradig zynisch. Denn es hat seine Schwierigkeiten, aber auch Aporien bereits ab ovo eingebaut.




Morgen Teil 3) Wenn Zeit in Dogmatik umschlägt - 
 Sowie: Ein Rat an Kirchengerichte





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Italien nach dem Krieg



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Samstag, 24. Oktober 2015

Die vergessene Dimension (1)

Gut, auch das muß gesagt werden, wo es ansteht: Die Reform des Prozeßrechtes bei Annullierungsverfahren scheint ein sinnvolles Ergebnis erbracht zu haben. Zwar zeigen die Reaktionen - bei weniger dem katholischen Glauben nahe Stehenden genauso wie in Kreisen erklärt Frommer - daß das Wesen einer Annullierung nach wie vor kaum verstanden wird. Und die meist positiven Reaktionen sehen sie nach wie vor als eine Art "kirchlicher Scheidung". Aber das muß einmal so zur Kenntnis genommen werden. 

Auch die Ehe verstehen ja nur die Allerwenigsten, und im selben Sinn. Die einen sehen sie als Folklore, meinetwegen noch als gewisse pragmatische oder nützliche Ethik, die schon so seinen Sinn haben mag. Weshalb vor allem die jungen Menschen in der Ehe kaum Sinn sehen, der Anteil der Unverheirateten, aber Zusammen- oder wieder Getrenntlebenden, ist enorm hoch, junge Leute sprechen heute nur noch von "Beziehungen". 

Die anderen mißverstehen sie genauso, die sie als moralischen oder gar frommen Kraftakt zweier Menschen betrachten. Ganz so, als stünde Ehe isoliert da, wäre ohne gesellschaftliche Verflechtung denkbar. Wo doch die öffentliche und mit dem gesellschaftlichen wechselwirkende Dimension der Ehe untrennbar in ihrem Wesen liegt. Darunter sind nicht wenige, die sopranaturalistisch meinen, objektive Unvereinbarkeiten - und das ist eine ungültig geschlossene Ehe, denn die Gnade braucht die Natur, setzt sie voraus, folgt ihr - könne man mit möglichst viel frommem Verhalten wegbeten. Auch sie haben die Annullierung nicht verstanden.

Die eben die Feststellung (nach Prüfung) einer objektiv nie geschlossenen Ehe ist. Nicht mehr, nicht weniger. Und nachdem nicht heilen kann, was nie bestand, kann sie auch nicht saniert werden. So kommt ein Annullierungsverfahren also einer Befreiung wenigstens eines der beiden Teile (die Ehe "hinkt" nicht, sie braucht immer beide, sie ist also auch nicht gültig, wenn nur einer der Partner sie ohne Einschränkung richtig verstand und schloß) von einer Dämonie gleich, in der nur die nominelle Sprache aufrechthielt und forderte, was von der Wirklichkeit nicht gedeckt war, sich deshalb nie mit Blut füllen konnte. 

Somit erklärt ein Annullierungsverfahren auch vielfach das "Scheitern einer Ehe", wie betroffene Paare es dann feststellen müssen. Unabhängig, ob Kinder da sind oder nicht, denn diese sind nicht selten sogar Zeugnis des redlichen Bemühens, DOCH eine gute Ehe und Familie zu leben, obwohl (und das wird oft unterschätzt) dieser ontologische Mangel im tiefsten Unterbewußten sehr wohl geahnt, nein, um ihn gewußt wird. Es löst somit zwei Menschen aus ihrem Schuldbewußtsein. Denn bei einem Scheitern bei gültiger Ehe ist praktisch immer von Schuld auszugehen, die entsprechende Aufarbeitung braucht. 

Bei einer Annullierung ist das aber anders, und ermöglicht wie braucht also auch eine völlige andere Aufarbeitung. Das gilt vor allem für die Kinder, was auch so oft übersehen wird. Denn auch sie spüren diesen objektiven Mangel, das ist sicher, sie spüren, daß das was sie zuvor erlebt haben, ein Theater war, im Grunde sogar: Sakramentensimulation.

Das mögen manche nicht gerne hören, aber es sind nicht selten gerade die Bemühtesten somit die, deren Ehe am meisten unter Verdacht steht, nie gültig gewesen zu sein. Was in der Umgebung, die kaum einmal weiß worum es überhaupt geht, zu Irritationen führen kann.

Und nur jene, die mit dem Glauben überhaupt etwas am Hut haben,  zumal heute, werden auch ein Annullierungsverfahren anstreben. Für den Rest versinkt das Thema Ehe und Scheitern ohnehin im Misthaufen der Verdrängung.

Die Ängste, daß nun, bei einem garantierten Prozeßverlauf nicht länger als ein Jahr (vorausgesetzt, es wird das erstinstanzliche Ergebnis - die Heimatdiözese, mit dem Bischof als obersten bzw. letzten Richter in der Angelegenheit - von beiden anerkannt) und nur einer unbedingt nötigen Instanz zu einer Inflation von Annullierungsverfahren kommen ist ganz sicher unbegründet. Wenn auch die Befürchtung, daß es zu einer weiteren Ausdünnung des Ehebewußtseins kommen könnte, nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Denn der VdZ sieht als nächstes schon das Spielen mit einem Annullierungsverfahren selbst als Tatbestand einer nicht gültig geschlossenen Ehe.

Aber Zeit spielt in einem redlich angestrebten Verfahren (wobei diese Redlichkeit sich nur auf einen der Betroffenen beziehen muß) eine überaus große Rolle. Hier wurden bislang wahre Tragödien von der Kirche mit angerichtet. Denn da stehen zwei Menschen, deren Zusammenleben als Ehepartner nicht funktioniert hat, wie sie nach etlichen Jahren feststellen müssen. Tatsache ist aber, daß aus zivilrechtlichen Gründen eine enge Verflechtung der Lebensagenden - das betrifft sowohl den Mann als auch die Frau, nur je anders - stattgefunden hat. "Putativ", das heißt: beide gingen zuvor ja davon aus, daß die Ehe gültig sei. Bis aus dem Verlauf dieses gemeinsamen Lebens heraus der Umstand auftrat, daran zu zweifeln, einen grundlegenderen Mangel zu vermuten, der eine Trennung unumgänglich machte.

Nun, womöglich in der Mitte ihrer jahre angekommen, stehen beide Partner vor der schwierigen Situation, das bisherige Leben nicht mehr forsetzen, ein neues aber auch nicht beginnen zu können. Denn vorausgesetzt, daß etwa eine Eheunfähigkeit (auch das sollte nicht vergessen werden) bzw. der Ehemangel nur vorübergehend war (und nicht eine generelle Unfähigkeiet zur Ehe bedeutet, weshalb einer aus diversen persönlichen Gründen annullierten Ehe auch eine Prüfung auf Ehefähigkeit durch die Kirche folgen muß, auch das vergessen viele) ist jeder der beiden ja kraft menschlicher Natur auf eine Ehe hin ausgerichtet, "braucht" also einen "neuen" Partner. 

Nicht selten ergibst sich das sogar aus pragmatischen Notwendigkeiten, besonders für Väter. Die unter dem zivilrechtlich ja keinesfalls abzuschüttelnden Joch von Unterhalts- und Alimentenverpflichtungen in einer enorm großen Zahl der Fälle ein "zweites Leben" kaum noch führen kann. Er braucht schon aus diesem Grund auch die finanziellen Vorteile einer Ehe, wenn er nicht überhaupt jemanden braucht, der ihm mit seinem Einkommen ein Überleben erst ermöglicht. 

Die Obdachlosenheime sind voll mit solchen Fällen. Alleine in Österreich muß jährlich von zumindest 2000 Männern (mit einer ums Vielfache höheren Dunkelzahl) gesprochen werden, die nach einer Scheidung bzw. Trennung nicht mehr existieren können.

Dauern aber Annullierungsverfahren fünf, zehn oder noch mehr Jahre (und solche Fälle gibt es mehr, als der Unbedarfte glaubt) so verstreicht für beide Partner wertvollste Zeit, ja ihre besten Jahre, um noch einmal "anfangen" zu können, wenn natürlich auch mit einem Rucksack von geschaffenen und zu bewältigenden lebensweltlichen Fakten. Es ist ein Unterschied, ob jemand mit vierzig noch einmal anfangen möchte und kann, oder mit fünfzig, vielleicht nach zehn Jahren schärfster Lebensbedingungen. Dem Menschen geht einfach die Kraft aus, und das passiert gerade an solchen Lebenssschwellen in Sprüngen. 

Unabhängig von so vielen weiteren Schwierigkeiten, denn ein Dreißig- oder Vierzigjähriger wird auch von der Umgebung völlig anders rezipiert, als ein Fünfzigjähriger, wenn diese alle vor sie als "Anfänger" hintreten. Darauf hinzuweisen ist von größter Wichtigkeit, denn auch dieser Umstand wird heute fast durchweg völlig außer Bedacht gelassen - dabei ist er von so großer Wichtigkeit, und erhellt viel, wenn man ihn erkannt hat.



Morgen Teil 2) Wenn die Zeit zum Inhalt umschlägt - 
Der überall vergessene Faktor: Die Bedeutung der Lebensalter






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Schwarze Freitage

Ein sogenanntes dokumentarisches Fernsehspiel aus dem Jahre 1966, mit Curd Jürgens und einer Riege hervorragender deutscher Schauspieler, das beeindruckend nachvollziehbar macht, was zum Börsencrash 1929 führte, und was sich im Grundsatz auch 2008 - und eigentlich bei jedem Börsencrash - abspielte und sich seit hunderten Jahren, ach, seit je in entwickelten Wirtschaften wiederholt haben und wiederholen werden.

Nur sind heute die "Leerverkäufe" (die im Film recht gut dargestellt werden) durch eine wahre Fülle weiterer, oft enorm komplexer "Luftgeschäfte" bereichert. Das Volumen heute die täglich weltweit an den Börsen bewegte Geld übertrifft das "wirkliche Geld" (das durch Sachgüter oder -leistungen mehr oder weniger gedeckt ist) um ein Vielfaches.

Und mit einer weiteren Facette: Daß heute 2/3 des Handelsvolumens an den Börsen direkt oder indirekt von öffentlichen oder quasi-öffentlichen Institutionen getätigt wird. Denn durch die Staatsverschuldungen sind die Staaten die größten Nachfrager (1/3) nach Krediten geworden, und stellen durch Wertpapiere die Sicherheiten. Die wiederum gehandelt werden, weil Zeichner brauchen. Zugleich brauchen Versicherungs- und Pensionsfonds (1/3) Nachfrage nach den von ihnen versammelten Geldern, um Zinsen dafür an die zahllosen Einzelversicherten bezahlen zu können und die Inflation abzufangen. Eine Inflation, die wesentlich dadurch angestoßen wird, daß Staaten die aufgenommenen Gelder ausgeben.

Der Film hat an Aktualität nichts verloren. Er macht auch heutiges Geschehen verständlich.








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Freitag, 23. Oktober 2015

Ins Vakuum der Auflösung stößt die Selbstjustiz

Um aus der Abstraktion ins Konkrete zu heben, genügt ein Rundumblick in die Medienlandschaften:

Wenn der VdZ schon seit vielen Jahren vorhersagt, daß die Sprache, das Denken, die als "Vernunft" gesehene "subjektive Vernunftwelt" das wirkliche Wissen nicht mehr birgt, wird das Handeln des Menschen irrational. Damit sieht er sich genötigt, kulturelle Institutionalisierungen zu ignorieren, und sich selbst Recht zu schaffen, meist einfach, weil er Verteidigungsnot sieht. Die Folge sind pure und irrationale, nur rationalisierte Gewaltverhältnisse unter Individuen.

So wie bei der Pegida-Demonstration in Dresden vom 19. Oktober 2015, wo sogenannte (linke) Gegendemonstranten einen Pegida-Demonstranten krankenhausreif prügelten. Wovon kaum ein Medium aber berichtete.

So wie jener anonyme Rächer in den USA (?), der jede "fremdenfeindliche" oder "homophobe" - was ist das?! Reine Kampf- und Polarisierungsbegriffe, die jede sachliche Auseinandersetzung ein- für allemal erledigen - Internetseite durch DDos-Attacken wenigstens kurzzeitig außer Betrieb zu setzen trachtet.  (Und wie weit wir es wirklich gebracht haben zeigen Zeitungskommentare, die beschwichtigend einwenden, daß er ja auch die IS satirisch angreife.)

So wie seit kurzem deutsche bildreiche Boulevard-Zeitungen "fremdenfeindliche Poster" öffentlich bloßstellen.

So wie die Justiz offenbar entschlossen ist, wie die Welt schreibt, zukünftig "fremdenfeindliche" (beliebig ergänzbar mit frauenfeindlich, oder homophob) Äußerungen als Grund dafür zu sehen, sogar das Sorgerecht über Kinder abzuerkennen, diese der Erziehungsverantwortung jenen zu entziehen, die sich so deklariert haben.

So wie auf den Grenzübergängen im südlichen Österreich, wo wie zuvor bereits in Slowenien, davor in Kroatien, davor in Makedonien, in Ungarn ... zum Ende des Oktober schon bald täglich hunderte oder tausende (man weiß nicht einmal, wieviele!) Migranten halbherzig errichtete Zäune, die wenigstens annähernde Registrierung ermöglichen sollten, umtreten und in freien, wilden Kolonnen - sogar noch gelenkt und begleitet von der Polizei, wobei nicht einmal mehr jemand sagen könnte, wer da wen und wovor beschützt - weitermarschieren. Slowenien hat wie Kroatien und zuvor Makedonien ... bereits auf Staatshoheit verzichtet, und versucht nur noch, die Migrantenströme (in den letzten vier Tagen waren es 34.000) irgendwie durchs Land zu schleusen.

(Bei dieser Gelegenheit soll eindringlich auf J. Raspails Buch "Das Heerlager der Heiligen" verwiesen werden, das zu lesen dem VdZ kalte Schauer über den Rücken trieb - weil der Franzose offenbar vor 35 Jahren die Zukunft in einer Präzision und gerade in der Subtilität verblüffenden Detailgenauigkeit vorhergesagt hat, daß man angesicht der realen Ereignisse nur noch staunen kann. Der Mann hat vor Jahrzehnten Politiker- und sogar Papstaussagen bis aufs Wort vorhergesehen. Das Buch zeigt damit einmal mehr, wozu Kunst in der Lage ist. Und sie ist vermutlich schon der einzige Leuchtturm in stürmischer See, wo rundum die Wogen über allen Köpfen zusammenschlagen.)  

Täglich sind es 10-15.000, geschätzt und mindestens, die da über die Grenzen wollen, und über die Grenzen gehen. Mehrmals bereits haben Flüchtlinge die zur Verfügung gestellten Zelte angezündet, um nicht an ihrer Weiterreise (nach Deutschland) gehindert zu werden. Kein betroffener Staat weiß mehr, was er tun soll, weil alle Rhetorik nichts nützte, das Problem jede Grenze überschreitet. - Und das war übrigens auch während der zweiwöchigen Endphase des Wahlkampfes in Wien der Fall, wie nun bekannt wurde. Ab dem Zeitpunkt, wo die FPÖ in Oberösterreich einen Zugewinn in Erdrutschdimension errungen hatte. Doch in einer Demonstration, wozu die etablierten Kräfte in der Lage sind, wurde aus Angst, daß die Freiheitliche Partei noch mehr Wähler gewinnen könnte, nicht nur die gesamte Berichterstattung in österreichischen Medien praktisch ausgesetzt (während der Zustrom an Migranten natürlich ungebrochen blieb), sondern nach Augenzeugenberichten sogar die Bahnhöfe in Wien leergeräumt - die sich nun wieder, wie zuvor, mit Flüchtlingen füllen.

Mittlerweile hat der Staat Österreich bereits mehrmals von seinem erst jüngst eingeführten "Durchgriffsrecht" Gebrauch gemacht, mit welchem er jeder Gemeinde Flüchtlingskontingente auferlegen kann, die sich weigert, freiwillig überhaupt welche, oder mehr, unterzubringen.  Die Niederösterreich Nachrichten berichten von Bürgerversammlungen in zwei Dörfern des Mostviertels, in denen auf  300 bzw. 500 Einwohner jeweils 50 Migranten kommen. Nachdem die Bürger selbst keine Unterbringungsmöglichkeiten angeboten hatten, wurden von der Öffentlichkeit (bzw. den Bürgermeistern im Alleingang) Gebäude (in einem Fall: ein ehemaliges Blindenerholungsheim) angemietet. Aus Deutschland sind längst Fälle bekannt, wo unter dem Titel des "Eigenbedarfs" Bürger aus Gemeindewohnungen hinausgeworfen wurden, um diese an Flüchtlinge zu vergeben. In Wien werden erst in diesen Tagen weitere 15 Mio. Euro an NGOs verteilt, die sich der Flüchtlingsobsorge angenommen hatten, und etwa Rechtsberatung anbieten. Man schätzt in Deutschland den Anteil an Asylberechtigten unter den täglich 10-15.000 Zuwanderern (davon 85 % junge Männer) auf allerhöchstens 30 %. Diese vorhersehbaren Mengen nicht anerkannter Asylbewerber aber wieder in ihre Herkunftsländer zurückzuverbringen ist völlig illusorisch. Hier wurde Recht also einfach mit Gewalt "geschaffen".

Per 22. Oktober verkündet die Welt übrigens, daß auch Österreich vor den Flüchtlingen "kapituliert" habe, und sämtliche Grenzbarrieren aus dem Weg räumte. Man nehme, bitte, das Wort "kapituliert" wörtlich. Und merke sich jene, die dafür verantwortlich sind.

Der österreichische Innenminister,  eine gewisse Frau Johanna Mikl-Leitner (Doppelnamen sind eigentlich gar keine Namen, Doppelnamen sagen: Wir sind keine Personen), rennt am 22. Oktober durch die Medien und erzählt - offenbar war sie das erste mal an der Grenze zu Slowenien - aufgeregt, daß Europa zu einer "Festung" ausgebaut werden müsse, denn die Massen an Zuwanderern seien von niemandem mehr zu bewältigen. Richtig. es ist dieselbe Innenministerin, die noch vor vier Wochen (und zwei Wahlen, die ihre Partei mittlerweile mit Bomben und Granaten verlor) verkündete, es komme Österreich doch nie in den Sinn, so unmenschlich wie Ungarn (das nur tut, was die Schengen-Abkommen verlangen) vorzugehen, und am Westbahnhof Semmeln  an jene austeilte, die von den gelangweilten als "Flüchtlinge aus Not und Elend " mediengerecht empfangen wurden, ehe sie die Semmeln im Papierkorb oder auf den Geleisen landeten. Das war noch ehe Österreich noch mit denselben Problemen wie Ungarn konfrontiert war, und sogar Bayern auf Durchzug stellte. So sind sie, unsere Politiker. Süß und lustig - und mit allem überfordert. Der einzige, der diese Quatschtrommeln noch ernst nimmt, sind sie selber.

Von der tatsächlich seit Jahren enorm steigenden Häufigkeit von Amokläufen in den USA - sämtlich sind es Fälle von irrationaler Selbstjustiz, gegen Juden, gegen Christen, gegen ... - wollen wir hier ja gar nicht mehr anfangen. Wo soll das noch hinführen. Anders Breivik war nämlich nur ein Vorläufer. Und eigentlich ist die IS ebenfalls ein Fall von Selbstjustiz.

Der Staat (generell und in vielen Gebieten der Erde) steckt somit - wir sitzen als Zuschauer erste Reihe fußfrei! - in Vorgängen, die einer Selbstauflösung gleichkommen, einerseits, während in dieses Machtvakuum Interessensgruppen vorstoßen, anderseits, die auf diese Macht aus waren. Was alles sich schon lange abzeichnet, und eine Folge der Verlagerung der Politik von "Gestalt" auf "Gesinnung" ist. Aber das ist keine genuine Agenda eines Staates, sondern zerreißt immer das, was einen Staat begründet - die gewollte Gemeinsamkeit organischer Lebensvollzüge. Damti verliert er seine Glaubwürdigkeit, und zwar auch und gerade bei jenen, die davon profitieren. Er verliert mit der Glaubwürdigkeit aber das Gewaltmonopol, verliert seinen Status als Garanten einer allgemeinen Rechtsordnung, und es bleibt ihm mittelfristig nur noch (damit unverstandene) immer totalitärer werdende Gewalt. 

Ab diesem Moment aber, ab dem es nämlich "richtiges Handeln" im Rahmen bisheriger Zustimmungsräume nicht mehr gibt, geht alles schnell ...




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Ohne "menschengemacht" geht es nicht (2)

Teil 2) Warum es nicht nur keinen Treibhauseffekt gibt,
sondern warum CO2 sogar kühlt




*Der VdZ empfiehlt dazu, belegend, die Lektüre der recht gut nachvollziehbaren Arbeit des Chemikers Dr. Gerhard Stehlik. Der aus denselben Überlegungen heraus zum Schluß kommt, daß es nicht nur einen Treibhauseffekt nicht gibt, sondern sogar die Spurengase in der Atmosphäre, auch das CO2 also, chemisch-physikalisch betrachtet KÜHLEND wirken, während Stehlik zur ebenfalls beobachtbaren Aussage kommt, daß selbstverständlich die Zivilisation die Atmomsphäre punktuell/lokal erwärmt (man denke nur an Großstädte). Das ändert aber nichts am Zustand der Atmosphäre insgesamt, die nämlich stabil bleibt.
Hören und sehen Sie dazu den sehr interessanten Vortrag von Dr. Stehlik. Denn es hilft nichts - man muß sich letztlich doch auch mit Details auseinandersetzen. Stehlik macht sie aber so gut nachvollziehbar, daß die Mühe der insgesamt halben Stunde lohnt. Wobei auch er zu einer linearen Gravitation Zuflucht nimmt (wiewohl er die Schwankung der Gravitation erwähnt, und das hängt wiederum - auch das sagt er ja - mit der Zuständlichkeit der chemischen Elemente zusammen), weil sonst gar nichts berechenbar würde.





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Ungarischer Tanz

Der heutige Tag ist einer der drei Nationalfeiertrag in Ungarn, die allesamt historischen Ereignissen gewidmet sind, die die Selbstbestimmung des Landes betreffen. Dieser Tag erinnert an den Beginn des Aufstandes gegen den Kommunismus im Jahre 1956, der viele tausend Ungarn ihr Leben kostete, und in einem Einmarsch der Armeen des Warschauer Paktes endete. Damals flohen etwa 300.000 Ungarn in den Westen. In allen Kirchen enden auch an diesem Tag die Gottesdienste mit dem Absingen der Nationalhymne. "Isten álld meg a magyart" -  Gott, segne den Ungarn! In einem der ältesten - bis heute nicht beendeten! - echten Königreiche Europas und der Welt.

Echt, weil sich dieses Volk nie anders konstituiert hat denn von einem König aus. Echt, weil die Ungarn sich nie als "ethnisch-rassische" Einheit (wie denn auch; das Land ist ein Multiethnienland, man schätzt daß höchstens 10 % der Ungarn "magyarischstämmig" sind; jeder Vergleich mit dem Nazitum, der in hiesigen Sumpfkopfkreisen so gerne bemüht wird, greift schon deshalb daneben), sondern sich immer von der Schöpfungsordnungs-Idee der Krone her als Nation verstanden haben.  Einem Königtum tritt man aber - durch Einordnung in seine Ordnung - persönlich bei.

Weshalb sich auch die vielen hunderttausend Zuwanderer aus Deutschland in vorigen Jahrhunderten sofort als "Ungarn" verstanden. Völkisches "Deutschtum" war den deutschstämmigen Ungarn - den "Schwoben", wie sie bis heute genannt werden, und wie sie vom reinen "Ethnienstamm" das Land bis heute dominieren - immer fremd,. Daran ändert auch die unselige Pfeilkreuzlerphase 1944/45, die die ungarische Selbstregierung mit Hitlerscher Gewalt beseitigte, nichts. Die aber diese von den Kommunisten veranlaßte Massenausweisung 1946 bewirkte, die mit Gewißheit am meisten ... den Ungarn leid tat, weil sie dem Land so schwer schadete. Sopron etwa, in dem der VdZ seit vielen Jahren lebt, und das sich heute offiziell als "zweisprachige Stadt" definiert, leidet bis heute (!) unter den Lücken, die diese Menschen hinerließen.

Und die Ungarn verstehen sich bis heute als Volk eines Königs, als Königreich. Auch wenn die formelle Regierungsform anders aussieht. Es gab nie einen formellen politischen Akt der Abschaffung der Monarchie. Die Republik wird von weitesten Teilen der Bevölkerung nur als Kompromiss verstanden. Es gibt halt leider derzeit keinen König.

Nur die Monarchie kann (bzw. Unagen betrachtet: könnte) die Spaltung eines Volkes in ideologisierte Gruppierungen verhindern. Die sogar WEGEN eines fehlenden Monarchen entsteht, weil somit Interessensgruppen in das (ohne Gottesbezug zwangsläufig) reale Machvakuum vorstoßen möchte. Daß die Monarchie das Volk ausschaltete, ist  nur die Erfindung kranker Gehirne, udn - leider, sehr: leider - die Frucht des Zentralismus, der in der Phase des Absolutismus im 18. Jhd. seine faule Frucht trieb. Daß die Ungarn die Habsburger nie mochten erklärt sich nicht zuletzt daraus. Das Monarchieverständnis der Ungarn war ganz anders gestrickt, was sich in den Verwaltungsstrukturen bis 1921 (und darüber) nachweislich gezeigt hat.

Und es war gesundes Empfinden von Hierarchie, von Heiliger Ordnung. Viel gesünder, naturgemäßer, als das Kunstregime "Österreich" je gewesen ist. Und zwar von Beginn an. Bis es kraft seiner Zentralismusfährigkeit (Friedrich II. der Staufer!) 1278 mit Rudolf I. Habsburg, durch undurchsichtige, illegitime Ränke an die Macht in den Ländern gekommen, sogar einen der großen, wirklichen Könige Mitteleuropas, den Böhmenkönig, eliminiert hat, das abstrakte Territorialrecht über das Personalrecht mit Militärgewalt siegte. Vom Wesen des Königtums haben die Habsburger aber nie etwas verstanden, oder verstehen wollen. Zur großen Enttäuschung der deutschen Fürsten. Genau diese fehlende Legitimität hat sich Österreich-Monarchie-intern im 19. Jhd. und endgültig 1914-18 entladen.

Dies nicht zuletzt deshalb geschrieben, wieder einmal geschrieben, weil viele Österreicher immer noch glauben, sie wären in den goldenen Zeiten auch "Herren über Ungarn" gewesen. Waren sie nie. Nie! An Würde übertrifft jeder Ungar jeden Österreicher um Haupteslänge. Um das Haupt des Königs, den die Länder Österreichs (ein "Österreich" in heutigem Sinn hat es ja nie gegeben, nur die heutigen "Bundesländer" als eigene Länder, bestenfalls Grafschaften oder großgesprochene Herzogtümer) nie hatten.*

Ungarn hätte noch immer jede Voraussetzung dazu, denn jede Monarchie legitimiert sich aus Gott, und die Ungarn sind ganz gewiß eines der religiösesten Völker Europas. Für sie ist die Demokratie ein Spiel, das es halt mangels Alternative mitzuspielen gilt, das aber niemand wirklich ernstnimmt. Man vergesse nicht: Der erste (Stefan) und der letzte (Karl=Karoly VI.)** König von Ungarn sind - Heilige.

Die Königskrone (markant durch ihr "schiefes" Kreuz, ein Zeugnis der zahllosen Wirrungen der Vergangenheit, das so sehr zu diesem Land paßt) wird seit kurzem sogar im Ungarischen Parlament in Budapest aufbewahrt. Nicht nur das: Sie ist in der (vom westlichen Giftschleim natürlich heftig verleumdeten) neuen ungarischen Verfassung von 2011 sogar Bezugspunkt der Nation - als von Papst Benedict XVI. freudig begrüßten (wörtlich:) Verkörperung der Ungarischen Staatlichkeit. Was mehr will man im Rahumen der besoffenen europäischen Politikerlandschaft sagen? Das, was König Stefan seinem ebenfalls heiliggesprochenen Sohn, König Imre, Emmerich, schrieb? „Mein Sohn, ein Reich von nur einer Sprache und einer Sitte ist schwach und dumm.“ Sogar das heutige Ungarn bezieht sich darauf. Der Haß der Linken ist nur zu logisch.

Denn die Ungarn haben sich immer eben dieser Krone, dieser Staatsidee, in Gott gegründet, und nur ihr gegenüber, verpflichtet gesehen. So wie jeder der 55 Könige, die sie trugen. (Übrigens nicht: Josef II., der oberaufklärerische Habsburger, der diese Krönung ablehnte, und deshalb in Ungarn als "König mit Hut" verspottet wurde. Es ist zu typisch für Österreich, daß es "seine" Kaiser Maria Theresia (die im übrigen ie Kaiser war, das war ihr Gatte, Franz von Lothringen; Goethe beschreibt sehr schön, wirklich sehr schön, die Krönungszeremonie als Kindheitserinnerung) und ihren Sohn Josef II:, als "große Kaiser" hervorhebt - sie waren nichts weniger, sie waren aufklärerisch verwirrte Hinrichter der gottgewollten Ordnung. Wie beim derzeitgigen Papst: Man glaubt, weil er freundlich grinst, daß seine Ohren wackeln, er sei auch gut. Je simpler, eben, umso volksnäher ... das hat sich auch Martin Luther gedacht.)

Es geht um die Hinbezogenheit auf diese Idee, diesen Platz in der Schöpfungsordnung, in Gott. Das kann sich westlichisierter Schwabbelkopf natürlich nicht mehr vorstellen, dem jeder Bezug zur Ordnung der Welt der Dinge mittlerweile völlig fehlt. Sonst hätte jeder, wirklich jeder, Dingen wie Feminismus oder Gendering nur an den Kopf gespuckt, und sich nicht diesem Aberwahn gebeugt. Den die Kirche so wesentlich mitverschuldet hat, der VdZ ist Zeuge, sie soll heute also nicht unschuldig tun - dieses Blut kommt (und: komme) über sie, ob sie es heute von sich streifen will oder nicht. (Die Kirche ist nicht "Opfer" der gesellschaftlichen Entwicklungen - sie ist bis heute, BIS HEUTE ihr Initiator! Oh ja, dei Päpste sind wie Dante sie sah: Viele von ihnen hocken im Inferno, in der Hölle ... Und dort schmelzen ihre Eisenkronen der "Heiligsprechungen", und brennen wie Extraqualen, die man ihnen auf die Stirn gedrückt hat.)

Was will ein Österreicher dazu aber überhaupt sagen (der seinen Nationalfeiertag am 26. Oktober feiert)? Eine Freihehit, die er sich durch Liebdienerei errang, nicht durch Blut, Kampf, Freiheitsgeist? Man weiß heute, nach Öffnung der Archive in Moskau, daß die Entlassung Österreichs aus der Hand Rußlands nie gefährdet, sondern Stalins Plan war, von Anfang an. Er WOLLTE eine Puffer- und Mischzone zum Westen. Chruschtschow hat das nicht anders gesehen. Einen Freiheitskampf der Österreicher hat es nie gegeben. Wo ist sein Platz in der Schöpfungsordnung, der Vorsehung weil im Plan Gottes?  Im Plan der destruktiven Rachegeister von St. Germain 1919, von dem er sich bis heute, 2015, nicht befreit hat? Und dieses verachtenswerte Bild der Selbstnichtigkeit bietet Österreich bis heute.

Der VdZ hat 2011 am Begräbnis von Otto v. Habsburg nicht deshalb geweint, weil "Österreich" seinen Herrscher verlor. Sondern weil das Reich ihn verlor. Mit dem heutigen Österreich hatte das nichts zu tun, das war - bis hin zu dem verhatschten Gardesoldaten, denen die Größe des Augenblicks in keinem Moment bewußt zu sein schien - nur lächerlich dabei, und so schmerzlich unangemessen, so schwaches Hinübergrüßen. Naja, immerhin. (Otto v. Habsburg war der letzte noch lebende Offizier der k.u.k.-Armee, denn er war schon per Geburt quasi zum Oberst eines Regiments ernannt worden, wie es einem Thronfolger eben gebührte.)

Freilich war es enttäuschend, sehr enttäuschend, daß außer einigen paaren ungarischen Soldaten mit Fahnen keine Ungarn dabei waren. Otto war immerhin der legitime ungarische Kronen-Prätendent! Aber gut, damals war die Krone noch nicht im Parlament, und Viktor Orban nicht Ministerpräsident.

Enttäuschend also, sieht man von kroatischen, slowakischen, slowenischen, sogar tschechischen, und unter den Beiwohnenden (!) vor allem erstaunlich vielen Anreislingen aus GANZ DEUTSCHLAND (!) ab, die den letzten legitimen Kaiser(thronfolger) wirklich und wie der VdZ beweinten, und unter Tränen am Stephansplatz die Kaiserhymne anstimmten, als der Sarg Ottos den Stephansdom verließ, um zur Kapuzinergruft getragen zu werden. Weiß man das in dem, was sich heute Deutschland nennt?? Daß hier, in Wien, ihr Deutschland definitiv endete, allem voluntaristischen preussischen Größenwahn zum Trotz? Mal sehen, wie Gott es dereinst bewerten wird.

Wenn es jemals aber wieder einen guten Papst geben wird, so werden wir ihn daran erkennen, daß er Häupter zu Königen, und (zur Einleitung des Weltfriedens) eines zum Kaiser salbt. Und vor allem: einen König von Ungarn salbt. (Dessentwegen übrigens, wegen dieser ontologischen Ordnung, wollte 1950 der martyrische Kardinal Mindszenty die im österreichischen Mattsee versenkte und von den Amerikanern wiedergefundene Krone an den Papst zurückgegeben wissen. Na stelle man sich einen Wiener Kardinal Schönborn, einen wendehalsigen Holzwichser wie er im Buche steht, in solch einer Situation vor! Es wird einem nur noch übel, heutzutage.)


Die schönste und innigste Nationahymne der Welt. 




Hymnne eines Volkes, das sich immer noch so begreift. 
Volkstanz in Sopron, Ungarn






*Der VdZ ist immer wieder - in Österreich - darauf angesprochen worden, daß ja Ödenburg/Sopron einmal "österreichisch" gewesen sei, udn daß die Abstimmung 1922 nur durch Manipulation zugunsten von Ungarn ausgegangen sei. Mitnichten und -neffen, werte Herrschaften! Ja, es gab Zuzüglinge aus dem osten Ungarn, vielmehr: aus den Gebieten, die Ungarn durch die Trianon-Diktate verloren hatte.  Aber wenn, dann hat Österreich profitiert, weil es große und gute Teile Westungarns - Transleithaniens in der Sprache der Monarchie - zugesprochen erhielt, das heutige Burgenland. Aber die Abstimmung in Sopron, dem man mit den (nun österreichischen) Provinzen des Burgenlands sein gesamtes Umland genommen hatte (alles im Burgenland, bis zu den Straßen, war auf Ödenburg zugeschnitten), ging zugunsten Ungarns aus, weil Wien (und fast alle deutschen Länder mit ihm) demonstriert hatte, wohin diese seltsame Kunstschöpfung, die "Republik Österreich", führen würde: In eine kommunistische Diktatur. Und DAS wollte ganz gewiß kein Ödenburger/Soproner, und kein Ungar. Der sich weit mehrheitlich als Bürger eines Königreiches verstand. Das Ungarn damals auch offiziell noch war, wenn auch der Thron vakant,m durch Reichsverwese nur "freigehalten-verwaltet" blieb. Und dagegen opponiert man nicht, das ist Gottesfügung. Sopron hat mehr Kirchen pro km², als (fast) jede österreichische Stadt, die der VdZ kennt. Und sie alle füllen sich, bis heute, Sonntag für Sonntag. Nationalfeiertag für Nationalfeiertag.

Daß die Ungarn heute eine gewisse und bedauerliche Tendenz zur (nicht guten) Kleinbürgerlichkeit haben, hat andere Gründe. Die aber größtenteils sofort fallen würden, würde sich der Ungar nicht mehr in seiner Existenz ständig in Frage gestellt fühlen. Auch und gerade von jenen Kolonnen, die eigentlich keine Ungarn mehr sind - das ist wörtlich gemeint - sondern Vertreter von abstrakten Gesinnungs- und Ideologiegenossenschaften. Die also nicht zum Volk eines Königs von Ungarn gehören. Deren sich in Wien, ja in der ganzen Welt leider viele gefunden haben, um von dort aus ihr Feuer zu legen, angestachelt von dem Wissen, daß sie selbst in Ungarn abgelehnt werden. Dem sie doch so gerne zugehören würden ...

**Die Geschichte des letzten realen Königs von Ungarn, des Habsburgers Karl I., ist von besonderer Tragik wie auch Größe gezeichnet. Aus Pflicht Gott gegenüber (der ihn kraft Salbung 1916 zum König von Ungarn befohlen hatte), vom Papst dazu aufgefordert, hatte Karl 1920 eine Restauration - eigentlich: eine reine Thronbesteigung - versucht, aber zurückgezogen, um den Ungarn einen Bürgerkrieg zu ersparen. Wenn dem VdZ etwas dauert so der Umstand, daß Karl in Ungarn herzlich wenig Wertschätzung genießt, vermutlich sogar, weil seine Geschichte zu wenig bekannt, aber wegen der Verquickung mit Österreich zu schlecht beleumundet ist. Umso berührter war der VdZ, als beim Begräbnis Ottos v. Habsburg (




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