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Mittwoch, 7. Oktober 2015

Wie es aber sicher nicht sein kann

Die ontologische Prüfung der evolutionistischen Arttheorien hat, zusammengefaßt, folgendes ergeben: Es ist möglich, daß die heute bekannten Arten durch gemeinsame 'Abstammung zusammenhängen, und die Evolutionstheorie  ist inofern als Hypothese zulässig; weil aber eine Art nicht notwendig Tochter einer älteren Art ist, sondern auch anders als evolutiv entstehen kann, so ist die Hypothese der Mehrstämmigkeit, welche diese Möglichkeit ausdrücklich berücksichtigt, ontologisch derjenigen der Einstämmigkeit vorzuziehen, ganz abgesehen von empirischen Hinweisen. 

Auf jeden Fall aber ist Artbildung als autonomes Geschehen von den Wesen selber aus zu verstehen; sie ist weder ein "heteronomer" (also: von der Umwelt gleichermaßen mitbewirkter - Umwelt kann prinzipiell nichts Gestaltbezogenes in einem Organismus bewirken, sie kann nur hemmen oder zulassen; Anm.) noch ein "gesetzlicher" Vorgang, werde das Gesetz mechanistisch oder teleologisch gedeutet. 

Sie teilt mit allem Geschehen den "kontingenten" Charakter; es hängt damit zusammen, daß sie, wo sie stattfindet, ein regional und epochal beschränkter Vorgang ist. Ihr "Prinzip" ist eine ideelle Tendenz der Organismen, die sich nicht nur nicht notwendig, sodern überhaupt nicht adäquat auswirkt; wo Evolution stattfindet, gravitiert sie um ihr "Ziel". 

Eine Abstammungslehre, welche Artentwirklung mit "Fortschritt" gleichsetzt, ist darum nicht nur nicht begründet, sondern falsch.


Paul Häberlin im Fazit seiner überaus stringenten, gedanklich beeindruckend klaren Analyse des Seienden, und der daraus erwachsenen Reflexion der gedanklichen Grundlagen der Evolutionstheorien, in den "Naturphilosophische Betrachtungen":
Mehr Aussage, als Häberlin hier untersucht, läßt sich aus einer Naturwissenschaft heraus nicht treffen, und gehört in den Bereich Weltanschauung und Theologie.

In gar keinem Fall kann aber "Natur" als teilhafter Ausschnitt aus dem Seienden (sie ist nur ein Aspekt des Seienden, so wie das Bewußtsein, das Selbst der Selbsterfahrung ein Aspekt davon ist) gesehen werden, denn das Seiende ist immer nur als Ganzes möglich, und es ist ein Gefüge von Individuellem. In diesem Individuellen liegt auch das Ewige des Seienden - als Einheit des Seienden.*  Das Seiende selbst aber ist nicht vorstellbar, kein direkter Gegenstand unserer Erfahrung, es ist nur wißbar. Es tritt uns immer als Gestalt gegenüber, und weil diese eine Erfahrung bedeutet (in der das Außen sich ins Eigene, in die Selbsterfahrung begibt), muß sie in die Einheit gebracht werden, um den Problemcharakter, den Charakter der Unruhe, der Uneigentümlichkit zu verlieren. Wir müssen sie uns anverwandeln, in unsere eigene Einheit als Organismus sozusagen integrieren - und sei es, ja vor allem dadurch sogar, daß wir unsere "Leitidee" modifizieren, wenn sich das Vereinzelte, Erfahrene nicht eingliedert.

Denn Gestalten können sich wandeln, sie sind damit nicht ewig, und sie sind auch notwendigerweise im immerwährenden Wandel. Aber sie können es nur als funktionelle "Gruppen", denn als solche sind sie nicht ewig, sondern Gebilde im Wandel des Geschehens. Geschehen aber ist nur aus Individuen heraus denkbar.** Weil aber Seiendes damit nur als Lebendiges denkbar ist, ist das Sein selbst nur als Leben denkbar.






*Die Verwendung solcher Begriffe birgt eine Gefahr. Denn nur die Allerwenigsten sind in der Lage, logische Unterscheidungen und Begriffe nicht unverzüglich in vergegenständlichte Anschaulichkeiten der Umgebungs- und Erfahrungswelt umzulegen. Doch damit verfehlen sie die Wahrheitsebene dieser Begriffe.

**In gewisser Weise ist also eine Teilung in anorganisch und organisch ontologisch sinnlos, OHNE deshalb in den "Vitalismus" zu verfallen, und wieder unzulässig zu vergegenständlichen. Auch das Anorganische hat aber die Tendenz, durch Fügbarkeit, durch Aufforderungscharakter, und daran ist das illustrierbar, ins Lebendige, Organismische eingegliedert zu werden. Und - es kann nur seiend sein, weil und soweit es individuellen Charakter ("als" etwas sozusagen) hat.




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