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Montag, 19. Oktober 2015

Die Ehen des Diego Maradona (3)

Teil 3) Die Bemerkung - Ein möglichst knapper, anschaulicher Anriß, 
warum der Priester und schon gar der Papst 
kein "Mensch wie ich und du" sein kann und darf




*Nur kurz und gestammelt, gewiß, aber einige Worte dazu: Die Kirche in ihren priesterlich-sakramentalen Institutionen kann sich in ihrer Gestalt nicht "von unten her" definieren, vom Volk her, sondern muß sich auf Jesus Christus hin transzendieren, als Haupt also die reale, inkarnierte Gestalt Jesu Christi darstellen, als Haupt des Leibes. Hier wurde auch oft das Allgemeine Priestertum mißverstanden, der Begriff hat manche verwirrt. Das von diesem sakramentalen Priestertum funktional völlig verschieden, mehr eine Metapher ist (wenn auch nicht nur). Das sakramentale Priestertum ist also zwar ein Teil der Kirche, aber es ist ein anderer und für sich bestehender Modus, als der "normale Getaufte". Ein Organ somit. So wie es die einfachen Gläubigen als Ganzes, und in sich wiederum als gesellschaftliche Gliederung sind.

Weil sie in dieser Integrität des Gestalthaften (v. a. in der Liturgie) der Himmel selbst ist, dessen die Gläubigen, das Volk, dessen Aufgabe ALS Kultur, als Gesellschaft den Willen Gottes erfüllt (der die sakramentale Priesterschaft der Kirche auf eine Weise gegenübersteht), ansichtig werden. Von dort her werden sie durchlichtet. 

Das begrenzt auch etwa eine caritative Aufgabe, ein "soziales Engagement" der Priesterschaft beträchtlich! Denn der Priester ist keineswegs gegenständlich ein "Vorbild" für die Menschen (diese Funktion hat er lediglich "auch", soweit er alltäglicher Mensch bleibt), sondern er ist es gewissermaßen nur strukturell, zumindest in seiner ihn vor allem anderen definierenden Funktion Und alles definiert sicih in seinem Sinn aus seiner höchsten Möglichkeit. Hier - als liturgisches Fenster zum Heil, als Spender der Sakramente, als Spender der Wahrheit, auch im Wort. (Weshalb in der Alten Liturgie der Priester zur Predigt sein liturgisches Gewand ablegte, nur noch im Mozetta predigte. Denn hier war er nicht mehr im Sakramentalen, sondern im durchaus auch Brüchigen des Menschen.)

Kraft des Sakraments treffen in ihm eben beide Dimensionen aufeinander. Das tun sie im "normalen Gläubigen" in anderer Gestalt und Form, nämlich in die Weltidentität - die Schöpfung - hinein, als ihr Teil. 

Des Priesters konkrete Gestalt aber ist Christus selbst, in persona, der sich zu den Menschen, zum Volk tatsächlich und real niederneigt, seine Gestalthaftigkeit aber nicht einfach "teilt", sondern was er zu geben hat IN DIESER GESTALT (und NUR in ihr) MITTEILT. (Je heiligmäßiger freilich der Priester als Mensch lebt, je mehr er also zurücktritt als Mensch, desto vollkommener wird in ihm der Himmel sichtbar, so, wie in jedem Gläubigen ja auch - etwas, das beide aber nur in ihrer Art erreichen können, dann aber gewissermaßen wieder "dasselbe" ist.)

Der Priester kann also niemals "einer von uns" sein, das wäre im Widerspruch zu seinem Wesen, er ist nur VON UNS genommen, aber nicht primär eine Gestalt des täglichen Lebens einer Kultur bzw. Gesellschaft. Das ist er nur "irgendwie auch", weil auch er sein Bier süffelt, Fußball schaut, oder zum Tarockabend geht. 

Und er ist, geweiht weil nur so Priester, notwendig für uns, im Hl. Geist nicht unabhängig von uns (dem Volk, mit bzw. in konkretem Weltauftrag) zu denken (wie: Vater-Sohn), damit wir des Himmels ansichtig uns selbst vervollkommnen, in die Gestalt Jesu - und damit in den Ordo Gottes, seines Willens - selbst hinein. Das zeigt sich ja auch am Beispiel der Apostel, die sehr wohl ihre Berufe aufgaben, so wie auch Jesus erst zu predigen begann, seine Sendung dezidiert aufnahm, als er seinen Beruf als Zimmermann niedergelegt hatte. 

Das verbindet den Priester durchaus eng mit dem Künstler oder dem Philosophen. Letztere beide können ihre Aufgabe auch nur in Distanz zum Alltäglichen erbringen, müssen aus dem Netz der Zwecke frei sein, um überhaupt sie selbst sein zu können. Nur sind sie nicht "kraft Sakrament", sondern müssen vom Volk - mit dem er "zur Kirche" verbunden ist - bestellt (akzeptiert, anerkannt) sein. Der Künstler ist gewissermaßen die säkularisierte Analogie des Priesters.

Unglücklich kann man höchstens bezeichnen, daß "die Kirche" historisch nach und nach ausschließlich in der Priesterschaft vergegenständlicht gesehen, auf ihre klerikale Dimension reduziert wurde. Das stimmt freilich nicht. Doch ihr Urbild, wenn man so will, ihre Form, an der sie in ihrer Gesamtheit wird (als Gesamtheit der Getauften), ist in den Priestern (und natürlich im letzten wie ersten: im immer konkreten Papst) - im Gegenüber zur Gottesmutter - real und als reinstes Urbild bei uns, weil als alter Christus eben inkarniert. Aber nicht identitär mit dem faktischen Menschen verschmolzen, sondern nur bedingungsweise, aber ohne den Menschen Priester auch wieder nicht möglich.

Dies läßt sich auf die gesamte Sakramentalität umlegen, ist in sich aber wiederum trinitarisch aufgebaute Matrix, wenn man so will (und diese Begriffe nicht technisiert).

Wenn diese funktionale Dimension aber nicht für sich gesehen, getrennt wird, fehlt dem Priester sein identitäres Gegenüber. Weil das aber einen grundsätzlichen (theoretischen) Auffassungsfehler zeigt, und zwar meist, weil das Menschliche falsch gereiht und betont wurde, wirkt es sich auf die gesamte Präsenz der Kirche aus. Der Priester sieht sich plötzlich in einer Aufgabe "wie alle anderen", und er beginnt, in den Alltag hineinzuwirken, den Alltag als genuin SEINE Aufgabe zu sehen. Das ist der aber nicht. So ist grosso modo die "Befreiungstheologie" oder das "politisch-funktionale Priestertum" grundgelegt. (Beides ist von der Kirche gekannt, aber als Fehlentwicklung wieder ausgeschieden, abgelehnt worden.) Als eigentliche KompetenzUNTERschreitungen, nicht ÜBERschreitungen. 

Der Priester kann und muß sogar vor Fehlentwicklungen des Alltäglichen warnen, sie in christlicher Liebe aufzeigen etc., aber sie sind in der Realisation nicht "sein Bier". Sie sind gewissermaßen "neutrale Aussagen" im Angesicht der Wahrheit, sie sind Aussagen über die Nähe oder Ferne des Betroffenen zu Gott. So wie Aussagen desjenigen zu Gott und der Kirche, weshalb Exkommunikation bzw. Kirchenstrafen, die ja nur "etwas feststellen", richtige und legitime Wegweiser sind.

Wenn diese Grenze nicht gesehen und eingehalten wird, mißversteht der Priester den Bezugspunkt, auf den hin er sich zu überschreiten hat, wo also sein "Moment des Existentiellen" liegt. Und hält sich in seinem alltäglichen Menschsein für den Modus seines Daseins. Damit hat er den Zielort seiner Selbstüberschreitung verfehlt, und verfehlt damit auch seine Aufgabe an den Menschen, ja löst die Gestalthaftigkeit der Kirche, der Einzelnen überhaupt als irrelevant auf - seine Liebe wird unkonkret, weil für sich vergegenständlicht (was aber prinzipiell unmöglich ist; die Liebe gerät so nämlich zur Farce, zur wesenlosen Simulation.) Nur eine Liebe kann und muß ihn mit dem Volk verbinden: Die Liebe, daß das Volk am Heil, das er ihm bietet, teilhaftig wird.

Er muß aber, wie gesagt, von dem des alltäglichen Menschen prinzipiell unterschieden sein. (Wenn auch in einzelnen Dingen auch wieder gleich: auch der Priester muß sich beim Brötchenkauf zum Verkäufer höflich benehmen oder der alten Frau über die Straße helfen; aber er kann sich nicht darin erschöpfen, es ist nicht seine erste Aufgabe der Selbstüberschreitung.)

Aus diesem Grund ist auch eine rein körperliche Distanz etwa von Papst zu Volk mehr als sinnvoll, ja angebracht und notwendig. Denn der menschliche Eindruck macht sehr rasch vergessen, ja unsichtbar weil unerfahrbar, was die eigentliche Aufgabe weil Stellung des Papstes ist - die wiederum die Voraussetzung ist, daß sie wirken kann, daß sie angenommen wird. 

Er muß über allen anderen sein menschliches Menschsein vergessen können, und ganz hinter dem Amt verschwinden. Das die Größe und Schönheit Christi und des Himmels darzustellen hat. Insofern besteht sogar eine Pflicht zu liturgischer Pracht, soweit sie zu entfalten möglich ist. Sie ist ein Dienst an den Menschen! Ob er persönlich liebenswürdig oder nett ist, ist völlig uninteressant, ja lenkt von Christus selbst, den er stellvertretend darstellt (ihm also seinen Platz freihält, ohne ihn zu ersetzen, sondern "für ihn" handelt), ab.



*191015*