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Donnerstag, 15. Oktober 2015

Stimme der Kirche Ungarns (2)

Teil 2) Es macht den Räuber nicht gut





ABER ... Erdö sagt ganz richtig, und er widerspricht damit Schönborn elementar, der das ethisch-moralische Prinzip offensichtlich nicht erkannt hat, daß sich das "graduelle Gute" niemals innerhalb der bestehenden Lebensform der Homosexualität (oder, auf relativ analoge Weise, in zivilen "'Wiederverheiratungs-Ehen" zuvor zivil von einem Partner Geschiedener) ereignen kann, sondern sich fundamental gegen diese (falsche, naturwidrige) Lebensform richtet. (Und das angeführte Beispiel soll illustrieren: Das tut es tatsächlich, und zwar sehr real.)

In unserem erfundenen Beispiel: Der Räuber hat nicht "gut" gehandelt, weil er der armen Frau ein wenig Leid ersparte. Hätte er gut - als "aus dem Gutsein heraus" - gehandelt, hätte er auch die Situation des Raubes überhaupt bekämpfen müssen.

In den Worten des (wirklich originär christlich-sozialen) Vaters des VdZ formuliert, seinerzeit sogar Berufspolitiker: Sozialisten, die die Abtreibung als Menschenrecht proklamieren, werden durch ein paar gestohlene Steuergelder, die sie Bedürftigen zuschieben, und denen tatsächlich aus tiefer Not helfen, nicht zu guten Menschen. Ihr Gesamt-Gestus ist gegen die naturgesetzliche Schöpfungsordnung gerichtet, ja verursacht sogar jenes Leid, oft gar direkt, das sie dann "liebevoll lindern".

Schönborns Haltung - und man muß es klipp und klar sagen! - ist blanker Nominalismus. Und nicht das erste mal so erkennbar. Nominalismus aber ist die erste Grundlage für Lüge. Wer die Zustände in der Erzdiözese Wien, Domplatz, kennt, erkennt aber sogar, wie intellektuelle Haltungen, wie Sprache und Denken, im Persönlichen wurzelt.

Die unter Umständen komplizierte Lage, in die die Beteiligten (Wiederverheirateten) durch die Faktizität einer zivilrechtlich-öffentlichen zweiten Ehe geraten sind, ist bestenfalls und nur individuell zu bewerten. Erdö nimmt seht gut darauf Bezug. Es mündet aber niemals in eine Anerkennung der nunmehrigen Lebensweise, sondern nur in einem klugen, gebotenen Umgang mit den Fakten VOR dem Entschluß zur Umkehr (der, wie gesagt, die eingegangene Verbindung eigentlich unterläuft, ablehnt) - welche aber im Faktischen nicht mehr in allen Dingen geschehen kann. Etwa weil Kinder da sind, Verpflichtungen, usw. usf. Nur ist dabei ein Knackpunkt, daß diese Umstände für eine Öffentlichkeit so gut wie nie nachvollziehbar sind und sein können, weil sie sehr intime Gewissenspunkte berühren.

Aber bei einer Ehe - auch das führt Erdö aus - ist der Öffentlichkeitscharakter von entscheidender Bedeutung, ja ohne ihn ist eine Ehe nicht zu denken. Ein Aspekt, den die Ostkirche sogar so stark gewichtet, daß dort das Sakrament überhaupt von der Kirche gespendet wird. Das "Ja", das dort auch vorkommt, passiert VOR der Kirche, und ist das, was wir hier Verlobung nennen. Das Sakrament ist nicht, wie im Katholischen, von den Eheleuten selbst gespendet (wobei es in Wahrheit ja auch im Katholischen in Gott gestiftet wird ist.)** Wobei diese Öffentlichkeit auch im Katholischen essentiell ist. (Die vor dem Staat von der Kirche verschwiegene "Gewissensehe" gibt es zwar im Katholischen, aber sie ist absolute Ausnahme, was per Konkordat zugesagt worden ist, und nur in sehr besonderen Fällen möglich.) 

Deshalb ist eine Zulassung von (zivilrechtlich-öffentlich) Wiederverheirateten zur Kommunion als offizielle katholische Haltung unmöglich. Und zwar ohne wenn und aber. Sie geriete in unauflösliche Widersprüche und gründete im Wesen auf Nominalismus. Jede offizielle Öffnung kommt einem Verlagern rein sophistisierter Gewissensgründe in die Öffentlichkeit gleich, und gerät dort in Widerspruch zum Öffentlichkeitscharakter der unauflöslichen Ehe (und damit ihrer Sakramentalität.) Womit, denkt man weiter, sogar die diese Wiederverheiratung "anerkennende" Öffentlichkeit in Mitschuld und Sünde geriete! Damit das Kriterium des "öffentlichen Ärgernisses" (das aus besagter Widersprüchlichkeit entstünde, und zwar auch das: in jedem Fall) noch deutlich überschritte.






*Daß die Geschichte dann eine recht betrübliche Rückwendung erfuhr, ist eine andere Geschichte. Und diesmal wirkliche eine der Gewalt sozialer Pseudologien und Vorurteile, aber ganz anders, als viele meinen - denn es war die Sozietät, die ehedem gewählte Umgebung, das soziale Netz, das diese Rückwendung beim Hinterbliebenen quasi erzwang. Deshalb sind heute die Aufpeitscher zu einer "homosexuellen Normalität" nicht nur ein Übel, sondern sogar die eigentlichen, zumindest aber die bösartigsten Täter. Denn aus der "Normalität Homosexualität" entsteht in Wahrheit ein ungeheurer und gewaltvoller Druck zu dieser Art der Selbstverfehlung.

**Die Ostkirche kennt eine Wiederverheiratung. Kennt diese aber nur, weil sie bei der "ersten Ehe", meist ja in jungen Jahren eingegangen, quasi eine gewisse Unreife für sehr leicht möglich hält. Das also auf andere Weise supponiert, was die katholische Kirche mit der Annullierung deutlich komplizierter formalisiert hat. Man kann über diese Wege durchaus streiten, der VdZ tendiert sogar mehr zur orthodoxen Sichtweise als der realistischeren. Einen Rückzug von dieser "zweiten" Ehe (die in Wahrheit also auch in der Orthodoxie nur die nunmehr endgültige, wirkliche Ehe ist) gibt es dann freilich nicht mehr.





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